Volltext: Heimatkunde 1. Heft (1. Heft)

und Hallein verband und infolge ihrer größeren Kreditfähigkeit auch eine weit 
umfangreichere Tätigkeit entfalten konnte als zur Zeit der pasfauischen Herr- 
fchaft. Es wurden jetzt nicht nur Salz, sondern auch Getreide, Wein und 
andere Waren stromauf- und abwärts verfrachtet und selbst der Personen- 
oerkehr übernommen. Die Obernberger Innung war so leistungsfähig geworden, 
daß sie auch größere Staatsaufträge ausführen konnte. 
Doch bald wurden die Anzeichen eines drohenden Gewittersturmes be- 
merkbar. In den Jahren 1829 und 30 wurde von der österreichischen Re- 
gierung der Salz- und dann überhaupt der Flußhandel freigegeben. Schiff- 
meister ließen sich am Beginne des 19. Jahrhunderts in Obernberg nieder. 
Die Nauflötzer begannen zwar einen Prozeß und strebten die Schiffmeister- 
Konzession an. Doch umsonst. Sie mußten einen Vergleich mit den Schiff- 
meistern eingehen, wodurch ihre Transporttätigkeit arg beschränkt wurde. Den 
Todesstoß erhielt das Nauslötzergewerbe, als der Salztransport auf ganz 
andere Wege geleitet wurde, und zwar durch die Errichtung der Kaiserin 
Elisabeth-Westbahn. Die Schifferfamilien waren seit dieser Zeit gezwungen, 
sich einem anderen Berufe zuzuwenden. 
Seit dem Jahre 1782, seit dem Uebergange des Marktes an die öster- 
reichische Herrschaft, hat Obernberg sehr viel von seinem früheren Charakter 
eingebüßt. Im Jahre 1803 wurde ein österreichisches Land- und Pfleggericht 
eingerichtet, 1848 die Patrimonialgerichtsbarkeit aufgehoben. Damit schwand 
der letzte Rest der Marktfreiheiten und die Bürger wurden wie alle anderen 
Untertanen behandelt. Dampfschiffahrt und die neuen Eisenbahnlinien von 
Ried nach Braunau und Schärding haben die uralten Verkehrswege für 
Obernberg vollständig entwertet. Daher ist das Streben lebhaft zu begrüßen, 
den Markt Obernberg wieder enger an die jetzt bestehenden Verkehrslinien 
anzuschließen. 
In seinen Bauten aber hat Obernberg ähnlich wie Schärding und 
Braunau alte Eigenart treulich bewahrt. Die heutigen Bauten des Marktes 
stammen vielfach aus dem 17. Jahrhundert, nur die rechte Marktseite, vom 
Gurtenertore aus gezählt, aus dem Beginne des 19. Jahrhunderts. In den 
Jahren 1638 und 40 haben schreckliche Brände den ganzen Markt mit Aus- 
nähme weniger Häuser vernichtet. Nur spärliche Ueberreste aus einer früheren 
Zeit sind noch vorhanden, wie die Hauptteile der Pfarrkirche, die aus dem 
14. Jahrhundert stammen. 
Das reiche Handels- und Verkehrsleben, das den Markt Obernberg einst 
ausgezeichnet hat, möge in veränderter Gestalt dem lieblich am Inn gelegenen 
Orte auch in der Zukunft beschieden sein. 
Ried, am 19. Juni. Dr. Franz Berger. 
36. Aus Altheim. 
1. Sage über den Baumeister der Pfarrkirche zu St.Laurenz 
bei Altheim. 
An der äußeren Kirchenmauer ist links neben dem Hauptportale ein 
alter, merkwürdiger Grabstein zu sehen. Auf demselben erblickt man die Dar- 
stellung einer männlichen Leiche, auf der Frösche oder Kröten sitzen, während 
sich um Hals und Beine Schlangen winden. Die Hand hält Maß und Zirkel. 
Oben links und rechts sind in Wappenform die Handwerks-Embleme ange¬
	        
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