Volltext: Heimatkunde 1. Heft (1. Heft)

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roten Dach und in der Mitte eine rote Zwiebel — siehst Du's — das ist 
das alte Leinweberzechhaus, heute Vorstadtgasse 11 (Adlmanseder — Josef 
Hofinger). Rechts von der Pfarrkirche das hohe Haus, das über den Berg 
hinausragt, ist das alte Schloß. B. Weinmann hat es wohl höher gezeichnet, 
als er es gesehen. 
Das wäre so das Wichtigste von dem, was man erkennen kann, wenn 
man mit unserer 1. Heimatkarte dort oben bei Herrn Stahrlingers Behausung 
steht. Ein eigener Spaß — zu vergleichen — was alles im Alten geblieben 
und was neu erstanden ist seit 1850. Und der Spaß kostet nicht mehr als 
einen kleinen Spaziergang und eine Heimatkarte für 10 ganze Heller. 
Die Jnnviertler Heimatkarten sind von Weinmann nach der Natur 
gezeichnet und in Salzburg bei Ober lithographiert worden. 
Bisher sind im Verlage von Mittermann in Ried erschienen: 1. Ried 
von Süden; 2.Red von Wiesbaden aus; 3. Obernberg vom Inn aus; 
4. Schloß Viechtenstein; 5. Braunau vom Inn aus; 6. Schärding von der 
bayerischen Seite. Sämtliche Aufnahmen stammen aus der Zeit um 1850. 
In wenigen Tagen werden ausgegeben: 1. Ried um 1700 nach dem 
Kupferstich von Wening; 2.Ried um 1790 nach dem Kupferstich von Gleich. 
Wer die Bestrebungen der Gesellschaft für Heimatkunde unterstützen 
will, benütze fleißig diese Karten. F. W. 
32. Der „Haltersegen." 
Daß im Jnnviertler Volksglauben die „Rauhnächte" (Raun-nächte — 
geheimnisvolle Nächte) eine große Rolle spielen, ist gewiß jedem Bewohner 
unserer engeren Heimat bekannt. Es ist nicht meine Aufgabe, auf die ein- 
zelnen Gebräuche, die während der „Rauhnächte" geübt werden, wie z. B 
auf das „Hollerbambeuteln" usw. näher einzugehen. Nur auf ein Spiel 
möchte ich hiemit das allgemeine Augenmerk lenken. Dieses Spiel besteht 
darin, daß entweder ein Mann und ein Weib, oder auch zwei Personen des 
nämlichen Geschlechtes, deren eine dann verkleidet ist, in der Silvester-Rauh» 
nacht von Haus zu Haus ziehen und über das Vieh den sogenannten „Halter- 
segen" (Halter-Hirte) sprechen. Der sprunghafte Charakter, die Sprache und 
das unregelmäßige Versmaß dieses in rezitierendem Tone vorgetragenen 
„Segens" sind unertrügliche Merkmale, daß wir es hier mit einer echten 
Volksdichtung zu tun haben. 
Gefunden habe ich diesen „Haltersegen" in Polling, Bezirk Braunau 
am Inn, sowie in der nächsten Umgebung dieses freundlichen Ortes. 
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* 
Nachdem die spielenden Personen ihre Anwesenheit vor dem Haus durch 
ein Glockenzeichen bekanntgegeben haben, tritt der Mann ein und beginnt: 
„Glück herein und Unglück hinaus! 
Es tritt ein fremder Halter ins Haus; 
der wird Euch geben 
Glück und Segen 
in Haus und Stall 
und überall.
	        
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