Volltext: Heimatkunde 1. Heft (1. Heft)

Die Nachtwächter der früheren Zeit hatten ebenso wie der Turmwächter 
bei ihren Rundgängen von ihrer Wachsamkeit Kunde zu geben. Der Türmer 
hatte außerdem noch die Pflicht, jede Viertelstunde durch den Ruf „Hoch- 
gelobt sei Gott!" anzuzeigen. 
Der Stundenruf der Wächter vor Mitternacht (im Sommer von 9, 
im Winter von 8 Uhr ab) lautete: 
Ihr Herrn und Frauen, laßt euch sag'n! 
Der Hammer, der hat neun Uhr g'schlag'n. 
Lobet Golt den Herrn und un- 
ser liabe Frau! Hat neun Uhr g'schlag'n. 
Der Morgenruf nach Mitternacht (im Sommer um 4, im Winter um 
5 Uhr) lautete: 
Hausmoar, steh' auf in Gottes Nam'! 
Die Morgenröte schimmert schon. 
Erheb dein Herz, Gemüt zu Gott! 
Er hat dich b'schützt vor Not und Tod, 
Hat vier Uhr g'schlag'n. 
Nach den Aufzeichnungen von J. K. 
31. Heimatkarten. 
Rieder Heimatkarte I. Ried von Süden (nach einer illuminierten 
Lithographie von B. Weinmann um 1850). — Der Handwerksbursche im 
blauen Linnenkittel, mit dem Stab in der Hand, schreitet rüstig auf den 
Markt Ried zu. Eben ist er am Hause Franken burgerstraße 1 (heute Stahr- 
linger) vorbei und hat den Maler B. Weinmann nebenan auf der Wiese 
sitzen und zeichnen gesehen. 
Siehst Du, mein wackerer Wandergesell, dort links von Dir die hölzernen 
Häuslein hinter dem Zaun — das ist Kalteneck. Ich schwöre Dir, sie 
werden anno 1909 noch gerade so ausschauen wie heute. Die Wiese zwischen 
'Dir und den Häusern wird im Juni 1909 gerade so üppig grünen wie heute, 
doch könntest Du Dich dann nicht so ohne weiters von der staubigen Straße 
weg ins weiche Gras legen, nein, Du müßtest erst über einen lebenden Zaun 
springen und um 1909, mein Lieber, da hast Du das Hüpfen wohl 
schon verlernt. 
Lassen wir den langweiligen Kunden weiterziehen, den Maler hat er 
nicht beachtet und unseren Reden hört er nicht zu. Gib Du mir Gehör, 
lieber Leser: Das hohe Haus am Ausgang des Kaltenecks mit dem roten 
Dach gehört heute Herrn Engelbert Andorfer (Stelzhamerstraße 42). Auf der 
rechten Seite der Stelzhamerstraße siehst Du ein Haus halb im Schatten, 
halb im Licht, ein grünes Bäumlein steht davor, gerade an der Ecke, die der 
Holzzaun bildet — das ist heute Stelzhamerstraße 35 und rechts hinüber 
führt ein Weglein (die heutige Grenzgaffe) zu den Städeln der Bahnhof- 
straße von heute. Links neben dem Pfarrkirchturm, der noch nicht abgebrannt 
ist und etwas anders aussieht als heute, schaut recht bescheiden das blaue 
Kapuzinertürmchen heraus. Links davon ein dunkles Dach — das deckte 
einst die Spitalkirche am heutigen Holzplatz zu. Noch etwas weiter nach 
links — ein hohes Haus mit 4 ganz kleinen Türmchen an den Ecken, einem 
Rieder Heimatkunde 16.
	        
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