Volltext: Heimatkunde 1. Heft (1. Heft)

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Seinigen wollen ohne Erlaubnis des Arztes die Leute kurieren, selber Rezepte 
verordnen, niemals ohne Vorwissen des Arztes Medizinen ausgeben, niemandem 
schädliche oder verbotene Mittel verkaufen. So aber Personen kommen, die er 
kennt und die ohne Verdacht sind, will er nach seiner Gelegenheit und soviel 
er es verantworten kann, Mittel auszufolgen. Alle Medizinen, besonders die 
purgantia, will er mit Fleiß präparieren, alte und verdorbene Sachen weg- 
werfen, so ihm ein simplex oder compositium fehle, wolle er nicht ein quid 
pro quod (!) (irgendetwas anderes) nach seinem Gefallen nehmen, sondern zu- 
vor den Arzt befragen. Besondere Achtung will auf die Medizinen mit opia 
haben, daß er nicht zuviel geben. Kurz, er will alles auf sein höchstes Ge- 
wissen den armen Kranken zu Frommen und Nutzen, alle Zeit, zu Tag und 
Nacht, ohne Weigerung, ohne Nachlässigkeit, ohne sich zu beschweren, den 
Armen und Reichen ausführen. Schließlich verspricht er auch dem Arzte gegen- 
über den gebührenden Respekt und Gehorsam zu zeigen. 
Sodann wird am 12. und 13. November d. I. von dem Edl- und 
hochgeehrten Herrn Johann Heinrich Bischer im Beisein der vom Magistrat 
deputierten Kommissarien der Herren Samuel Meyer und Sigismund S ch m i d- 
leitner, beide Mitglieder des Inneren Rats, und des Marktschreibers Leopold 
Neuhaus er die Apotheke visitiert. Und der neue Besen fegte gut. Vormittag 
und Nachmittag wird an diesen beiden Tagen untersucht und eine Anzahl von 
„sürupi (die Namen sind alle aufgezählt, und was der Marktschreiber nicht 
ganz richtig geschrieben, hat der hochgelehrte Herr Dr. Fischer ausgebessert), 
pillulae, pulveres, aquae, olea, emplastra und tincturae sind zusammen in 
ein Schaff gegossen und in den Bach geschüttet worden." F. W. 
28. Baumeister Jakob Pawagner von Passau. 
Wenn wir erfahren wollen, wer unserer Heimat in baulicher Beziehung 
das charakteristische Gepräge verliehen hat. wenn wir ferner feststellen wollen, 
von welchen Mittelpunkten aus die Bautätigkeit des Jnnviertels im Verlaufe 
der verschiedenen Jahrhunderte beeinflußt worden ist, so müssen viele Augen 
und Hände zusammenhelfen, um Steinchen für Steinchen herbeizutragen zu 
einer Geschichte der kunstgewerblichen Entwicklung unseres Landes. 
Gab es im 17. Jahrhundert in Ried selbst tüchtige Baumeister, wie 
Christoph Weiß, der im Jahre 1629 die Kirche und den Marmor-Säulen- 
gang im Stifte Reichersberg baute, wie Thomas Prünner (f 1696), der 
in den Jahren 1663 und 64 im gleichen Stifte den Stock und Säulengang 
auf der Wasserseite errichtete, so scheinen sie im 18. Jahrhundert keine eben¬ 
bürtigen Nachfolger gehabt zu haben. 
Wir sehen vielmehr schon zu Beginn dieses Jahrhunderts Passau mit 
seinen Baumeistern einen starken Einfluß ausüben. Dem bischöflich passauischen 
Baumeister Anton Riva — die Familie führt ihren Ursprung auf Ober- 
italien zurück — wurde die Leitung des wohl bedeutendsten Unternehmens 
um 1700, der Bau des Schloffes Aurolzmünster übertragen. Und wieder ist 
es ein Passauer Meister, Jakob Pawagner — er stand im Dienste 
des dortigen Domkapitels —, der von 1713—1720 die schöne Kallhamer 
Kirche erstehen ließ und hierauf auch einen Auftrag von der Kirche Pram 
erhielt, Turm und Gewölbe in der neuen Stilrichtung umzubauen. Bereits 
1727 fand er sich in Pram zur Besichtigung ein, um im nächsten Jahre den 
Rieder Heimatkunde 15.
	        
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