Volltext: Heimatkunde 1. Heft (1. Heft)

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münster-Forchtenau ankaufte. Im dritten Jahre seines Aufenthaltes der- 
mahlte sich Josef Luber mit Maria Agatha Menner, Baderstochter von 
Aurolzmünster. Auch die Eltern der Braut stammten nicht aus dem Orte. 
Der Vater nannte Gallneukirchen seine Heimat, die Mutter dürfte eine Polin 
gewesen sein. Als letzter Sproß der kinderreichen Ehe wurde Ludwig ge- 
boren, zugleich mit einem Bruder Maximilian, der aber bald starb. 
Von der ersten Jugend des Dichters ist wenig bekannt, doch dürfte sie 
ihm heiter verlaufen sein, da er in freier Umgebung als der Sohn eines an- 
gesehenen Mannes aufwuchs. Noch nicht 6 Jahre alt, trat er am 14. März 
1819 in die Schule zu Aurolzmünster ein. Sein Abgangszeugnis lautet 
günstig. Viele Gnstesgaben, großer Fleiß und lobenswerte Sitten. In allen 
Fächern hatte er „gut", mit Ausnahme von Rechnen, Sprache und Recht- 
schreiben. 1821 kam er an die Hauptschule in Ried, die der heutigen Bürger- 
schule entsprechen dürfte. 4 Jahre dauerte der Besuch dieser Anstalt. 
1825 verließ Ludwig seine Heimat und bezog das Gymnasium in Kcems- 
münster. Seine Studien erstreckten sich nur auf 4 Jahre, bis 1829. Die 
Zeugnisse erweisen ihn als einen guten, aber nicht glänzenden Schüler, der 
wohl auch den nötigen Fleiß nicht immer aufgebracht zu haben scheint, denn 
anfangs gilt er als fleißig, später ist sein Eifer nur mehr „mittelmäßig". Von 
den alten Sprachen hat er wohl Griechisch bevorzugt. In diesem Fache wird 
ihm die Note „1" oder „1 mit Annäherung an Vorzug" zuerkannt, während ihn 
die vierte Klasse als einen Lateiner erweist, der nur eine „2' verdient. 
Wohin Luber nach Vollendung des unteren Gymnasiums ging, ist nicht 
bekannt. Vielleicht hielt er sich in Ried auf, wohin seine Elteru 1830 gezogen 
waren. Ende der dreißiger Jahre bestand in Ried — so ergaben Erkundigungen 
bei verschiedenen Leuten — eine sehr heitere Gesellschaft, die Cortsge-Gefell- 
schast. Die belebendsten Mitglieder der Vereinigung waren Jgnaz Kreibich, 
Glasermeister, Max Ziegler und der Finanzbeamte Ludwig Luber. Der Dichter 
ist damals bei der Bezirks-Kammeralverwaliung angestellt, doch wie er zu 
diesem Posten kam, darüber fehlen die Nachrichten ganz und gar. 
Der Gesellschaft erstes Ziel war die Pflege des Frohsinns. Aus etwa 
40 Mitgliedern bestehend, die sich Spezi nannten, teilte sie sich in Lieben- 
spezi und in einen Altspezi, dem ein Spezikadett beigesellt war. Jeden 
Donnerstag kamen die Freunde im Brauhause des Herrn Pleninger, jetzt 
Proier, zusammen. Drei Vorträge mußten immer gehalten werden. Die 
Vortragenden wurden durch das Los bestimmt, die Wahl des Stoffes blieb 
ihrem Belieben vorbehalten. In dieser Zeit entstanden die meisten ynd besten Ge- 
dichte Ludwig Lubers, auch schrieb er das Lustspiel „Die 500 der Allertapfersten". 
Die erste Szene ist das Begräbnis des Feldherrn. Da gab es bei der 
Aufführung einen spaßhaften Vorfall. Das Theater war in einem Zimmer 
aufgestellt und naturgemäß sehr klein und eng. Nun war aber der Dar- 
steller des Feldherrn groß von Gestalt. Wie nun der Leichenzug über die 
Bühne ging, verschwanden die Füße schon in den Kulissen, aus denen der 
Gegenseite jedoch kam der Kopf erst später hervor. 
Der eigentliche Inhalt ist folgender: Mit ihrem Führer, dem tapferen 
Hauptmann Degenknopf, überschritten die „500 derAllertapfersten" den Kraxen- 
berg. In Ried sollten sie bei der Cortöge-Gesellschaft Ruhe und Erquickung 
finden. Bis zur Breitsach waren sie gekommen, da zeigte sich ein gewaltiges
	        
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