Volltext: Heimatkunde 1. Heft (1. Heft)

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ausschwätzen ließ, oder auch ein rechtmäßig erworbenes Wappen gegen eine 
solche Aufstellung? Und kann sich das nicht jedermann selber ausarbeiten? 
Sollte es schon unmöglich sein, alle Ahnen durch 20 Generationen zu er» 
Mitteln, so lassen sie sich doch durch 5 Generationen ausfindig machen. 
Schließlich können ja auch einige Felder leer bleiben, wenn über die eine 
oder die andere Familie schon gar nichts zu ermitteln ist. 
Was weiß eine solche Tafel alles zu erzählen! 32 oder 64 oder noch 
mehr verschiedene Namen in der obersten Reihe; der eine gar wohl bekannt, 
er wiederholt sich in jeder Reihe der Tafel, der andere fremd, nur einmal 
ist er hier zu lesen, dann verschwindet er. Und erst der bunte Wechsel in den 
Ortsnamen (Geburts-, Trauungs-, Sterbeorte)! Aus weit entfernten Ländern, 
aus den verschiedensten Ständen und Berufen kam das Blut zusammen, das 
heute in den eigenen Adern rollt. — Ein ganz eigenartiger Zauber geht von 
dieser Tafel des Lebens aus. 
„Gleich wie die Blätter im Walde, so sind die Geschlechter der Menschen", 
— so rief schon Homer aus. Ein bedeutendes Stück Vergangenheit schlingt 
sich um diese Namen und das ist meine Vergangenheit! All die vielen starben, 
damit ich lebe. — Es ist ein heiliges Gefühl, mindestens die Namen und 
Lebensdaten derjenigen zu wisfen, von deren Streben und Kämpfen, Glauben 
und Irrtümern, Wohl und Wehe, Hoffnungen und Enttäuschungen man selbst 
ein unbestimmtes Gefühl in seinem Innern trägt, denn der Erbe von Glück 
und Unglück dieser vielen, von ihrem Denken und Sinnen ist man selbst. 
Die Erforschung dieser Daten ist nun keinesfalls mit so großen Kosten 
verbunden, wie man denken könnte. Jede Familie kann und soll diese Arbeit 
selbst erledigen, denn niemand ist in diesen eigenen Angelegenheiten so ver- 
läßlich wie der Hausvater selbst. Auf einige Ausgaben muß man sich freilich 
gefaßt machen, denn da und dort wird eine Abschrift aus Kirchenmatriken 
unumgänglich nötig sein. Doch man kann sich diese größeren Auslagen er- 
sparen, wenn man die kleineren nicht scheut und bei den Verwandten steißig 
Umfrage hält und alles zusammenträgt, was diese wissen. Schließlich können 
diese Nachforschungen auch greifbaren Nutzen haben. Man erfährt vielleicht 
von Familienstipendien und -Stiftungen, von denen jede Kenntnis durch Aus- 
Wanderung oder Ortswechsel verloren war. Oder man findet, daß man 
eigentlich Ansprüche auf eine große Erbschaft habe. Schließlich steht es ja 
jedem frei, dort Halt zu machen, wo die Auslagen über seine Verhältnisse 
zu steigen drohen. Jedesfalls stehen diese Kosten in keinem Vergleich mit den 
wertvollen Aufschlüssen, die man durch diese Nachforschungen über die eigene 
Familie erhält. 
Wenn nun die Nachkommen die Stammbäume und Ahnentafeln der 
Eltern vereinigen und fortsetzen, so werden diese Arbeiten immer ausführ- 
licher und wertvoller und es ist alle Hoffnung vorhanden, daß sie durch 
viele Geschlechter hindurch erhalten bleiben. Der Enkel wird sich um so eher 
dazu verstehen, diese Genealogien fortzusetzen, je weniger eigene Arbeit sie 
fordern. Deshalb stehen die Kosten und steht die Arbeit in keinem Vergleiche 
zu dem, w'as dadurch gewonnen wird. 
Wie weit also diese Genealogien in die Vorzeit hinaufgeführt werden 
sollen, bleibt jedem überlassen. In gewisser Beziehung ist es aber unsere 
Pflicht, alles zu sammeln und festzuhalten, was heute noch aus Kirchenbüchern
	        
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