— 28 —
13. Orgelbaukunde.
Um ein vollständiges Bild der Entwicklung des Kunstgewerbes in unserem
Bezirke entwerfen zu können, ist es auch notwendig, dem Orgelbau die nötige
Aufmerksamkeit zuzuwenden. Hiebet wären folgende Fragen zu beantworten:
Aus welcher Zeit und von wem stammt die Orgel? Wie ist sie beschaffen?
Es hat in früheren Jahrhunderten in unserem Bezirke selbst tüchtige
Orgelbauer gegeben, und zwar in dem kleinen Wippenham. Durchblättern
wir Pillweins Jnnkreis, so begegnen uns nicht selten Wippenhamer Meister
und zwar zwei Familien, Gast und Schwarzmayer. Aus der Familie
Gast werden Stephan, Johann und Josef erwähnt, aus der Familie Schwarz-
mayer Josef und Sebastian. Daß aber bei den Angaben Pillweins Fehler
unterlaufen sind, erscheint mir in diesem Falle sehr wahrscheinlich. Es wäre
daher in den Matriken Wippenhams, beziehungsweise Gurtens nachzuforschen,
welche Mitglieder dieser beiden Familien in den Geburts-, Trauungs- oder
Sterbebüchern erwähnt werden.
Mit diesem Vorbehalte sei folgende Liste mitgeteilt. Unbestimmte An-
gaben sind uns erhalten über die Orgeln in Eberschwang und St. Ge-
orgen bei Obernberg. Erstere wird allgemein als das Werk eines Wippen-
hamer Meisters bezeichnet, letztere der Familie Gast zugeschrieben. Stephan
Gast baute dann 1779 die Orgel sür die Kirche in Weilbach, Johann Gast 1794
eine solche für Geinberg. In den Kirchenrechnungen von Pram erscheint
ferner im Jahre 1796 ein Posten mit dem Vermerk auf, daß dem Orgel-
macher in Wippenham (wahrscheinlich Gast) sür Reparaturen an der Orgel
12 sl. ausbezahlt wurden. Sie stammte von Josef Gast, der sie im Jahre 1785
um den Betrag von 167 st. 30 kr. gebaut hatte (12 Register). Heute steht
von ihr nur noch das Gehäuse'). Der gleiche Meister errichtete ferner die mit
18 Registern versehene Orgel in Gurten.
Von Josef Schwarzmayer wird bei Pillwein in unserem Bezirke nur
eine einzige Orgel erwähnt und zwar die für die Kirche Mühl beim am
Inn vom Jahre 1787. Er hätte also gleichzeitig mit Gast eine Orgelbau-
werkstätte in Wippenham besessen. Sebastian Schwarzmayer verfertigte in un-
genannten Jahren Orgeln für die Kirchen in Pattigham, Mehrnbach
mit 9 Registern und Kirchdorf am Inn; ferner 1815 eine solche für Neu-
Hofen und 1819 für Senftenbach.
Um die Tätigkeit dieser Wippenhamer Meister allseitig beleuchten zu
können, wären Einsendungen über die Erbauer der Orgeln in unserem Be-
zirke sehr erwünscht.
Ein anderer sür die Orgelbaukunde wichtiger Gegenstand ist die U e b e r-
trag un g und Wiederbenützung einer älteren Orgel in einer fremden Kirche.
Auch hiefür lassen sich einige Beispiele beibringen. So wurden im 18. Jahr-
hundert mehrere Kirchen mit den Orgeln aufgelöster Stifte versorgt. St. L a m-
brechten erhielt feine Orgel vom aufgehobenen Kloster Osterhofen in Bayern,
Eggerding die des Stiftes Suben, Andorf die seine von den Minoriten in
Linz, während die frühere Andorfer Orgel nach Freinberg bei Pass^u
übertragen wurde. Ein ähnliches Beispiel finden wir in Pram. Im Jahre 1715
) Vgl. Palm st orfer, Geschichte der Pf. Pram. S. 7.