— 25 —
sein, Tischlers, großes Klagen die von Kienast (Eisenhändler?) hiezu genommenen
und gebrauchten 1000 eisernen Lattennägel bezahlt 1 fl. 5 Sch. 10. Pf."
Um die Kirche herum befand sich der Friedhof, der eingezäunt war.
Aus dieser Umzäunung führten gegen die heutige Schwantalergasse sowie zum
Pfarrhof hin Tore. Der beim Markte angestellte Zimmermeister („Marktmeister")
Hans Pauchinger richtete das Friedhoftor „bei der Schule". Diese älteste
Marktschule Rieds ist das Eckhaus der Schwantalergasse und des Kirchen-
Platzes Nr. 22,das Haus des Herrn Stieglitz sen.
Zu Fronleichnam und am 8. Tage hernach wurden vor den Toren und
anderen gewöhnlichen Orten die Altäre aufgeschlagen. Die Leute erhielten auf
Befehl des Herrn Richters zur Zehrung 1 fl.
Beim Wagamte (am Rathaus?) war eine Büchse angebracht, wohin
wahrscheinlich ein kleiner Betrag für das Wägen gelegt werden mußte.
7a davon bekam der Wagmeister, 2/3 die Kirche. An den beiden Jahrmärkten
(Peter und Paul sowie Aegidi) wurde für die Kirche gesammelt. Am Feste
Mariä Verkündigung ist unter den Einnahmen eingetragen: „wegen des
Spiels des Gotteshauses Deputat 2Schilling". Dieses Spiel fand in der
Kirche statt. Bei den Ausgaben ist verzeichnet: „Wegen des Spieles in der
Kirche altem Gebrauche nach ausgerichtet 2fl." Welcher Art dieses Spiel
war, kann aus der Rechnung nicht erkannt werden. Vielleicht ist zu denken
an die Darstellung der Verkündigung Mariens in der Form eines lebenden
Bildes.
An Kirchengeräten wurde neu eingeschofft eine rotseidene Fahne,
wofür der Tuchhändler Pockfueß 7 fl. 5 Sch. erhielt. Der Maler Lukas
(Painhackl) malte das Bild hiezu und empfing „seinem guten Willen nach"
2 fl., wenngleich er sonst für solche Arbeit 4 fl. zu begehren pflegte. Die
Ausbesserung der Meßgewänder besorgte der Schneider Valentin Schwanser
(f 1588). Weißer Damast hiefür wurde vom „wälfchen Daniel" gekauft, wahr-
scheinlich einem herumreisenden Handelsmann.
Eine sehr interessante Eintragung') bei den Ausgaben bezieht sich auf
die Gefäße, die man „vor Jahren" beim Empfange der Kommunion unter
beiden Gestalten im Gebrauch hatte. Es waren dies 2 silberne „Pixlen" und
3 silberne zum Teil vergoldete „Röhrlen". Darin, daß die Laien zum Kelche
sich drängten, offenbart sich ihr Bestreben, hinter der religiösen Bewegung im
übrigen Reiche nicht zurückbleiben zu wollen. In Ried und Umgebung war
diese Bewegung sehr stark, wie aus dem Visitationsberichte des Jahres 1558
zu ersehen ist*). Obgleich der Empfang der Kommunion unter beiden Gestalten
nicht erlaubt war, geschah es in Ried dennoch jährlich von ungefähr 100 Per-
sonen. Möglich war dies gewesen durch das Entgegenkommen des Pfarrers.
Auch nach außen hin vertraten die Rieder ihre Forderung. Unter den Ver-
ordneten des Jngolstädter Landtages 1563 war auch der Vertreter Rieds,
Veit Tegernseer, der seine Stimme sür die Gestattung des Laienkelches erholt).
Er wurde auch tatsächlich in der ZeitvonI564—1571 zugestanden^). Beim neuer»
') Von Mein dl, Ried I., S. 204 f. benützt.
Vgl. Berg er. Die kirchlichen Verhältnisse des Jnnviertels in der Mitte des 16. Iah»-
Hunderts im Archiv für die Gesch. d. Diöz. Linz II. Bd. S. 46.
3) Vgl. Meindl, Ried I., S. 194.
4) Vgl. Knöpfler, Die Kelchbewegung in Bayern unter Herzog Albrecht (1891)
©. 142 ff., 21'/ ff.
Rieder Heimatkunde 7.