Volltext: Heimatkunde 1. Heft (1. Heft)

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sein, Tischlers, großes Klagen die von Kienast (Eisenhändler?) hiezu genommenen 
und gebrauchten 1000 eisernen Lattennägel bezahlt 1 fl. 5 Sch. 10. Pf." 
Um die Kirche herum befand sich der Friedhof, der eingezäunt war. 
Aus dieser Umzäunung führten gegen die heutige Schwantalergasse sowie zum 
Pfarrhof hin Tore. Der beim Markte angestellte Zimmermeister („Marktmeister") 
Hans Pauchinger richtete das Friedhoftor „bei der Schule". Diese älteste 
Marktschule Rieds ist das Eckhaus der Schwantalergasse und des Kirchen- 
Platzes Nr. 22,das Haus des Herrn Stieglitz sen. 
Zu Fronleichnam und am 8. Tage hernach wurden vor den Toren und 
anderen gewöhnlichen Orten die Altäre aufgeschlagen. Die Leute erhielten auf 
Befehl des Herrn Richters zur Zehrung 1 fl. 
Beim Wagamte (am Rathaus?) war eine Büchse angebracht, wohin 
wahrscheinlich ein kleiner Betrag für das Wägen gelegt werden mußte. 
7a davon bekam der Wagmeister, 2/3 die Kirche. An den beiden Jahrmärkten 
(Peter und Paul sowie Aegidi) wurde für die Kirche gesammelt. Am Feste 
Mariä Verkündigung ist unter den Einnahmen eingetragen: „wegen des 
Spiels des Gotteshauses Deputat 2Schilling". Dieses Spiel fand in der 
Kirche statt. Bei den Ausgaben ist verzeichnet: „Wegen des Spieles in der 
Kirche altem Gebrauche nach ausgerichtet 2fl." Welcher Art dieses Spiel 
war, kann aus der Rechnung nicht erkannt werden. Vielleicht ist zu denken 
an die Darstellung der Verkündigung Mariens in der Form eines lebenden 
Bildes. 
An Kirchengeräten wurde neu eingeschofft eine rotseidene Fahne, 
wofür der Tuchhändler Pockfueß 7 fl. 5 Sch. erhielt. Der Maler Lukas 
(Painhackl) malte das Bild hiezu und empfing „seinem guten Willen nach" 
2 fl., wenngleich er sonst für solche Arbeit 4 fl. zu begehren pflegte. Die 
Ausbesserung der Meßgewänder besorgte der Schneider Valentin Schwanser 
(f 1588). Weißer Damast hiefür wurde vom „wälfchen Daniel" gekauft, wahr- 
scheinlich einem herumreisenden Handelsmann. 
Eine sehr interessante Eintragung') bei den Ausgaben bezieht sich auf 
die Gefäße, die man „vor Jahren" beim Empfange der Kommunion unter 
beiden Gestalten im Gebrauch hatte. Es waren dies 2 silberne „Pixlen" und 
3 silberne zum Teil vergoldete „Röhrlen". Darin, daß die Laien zum Kelche 
sich drängten, offenbart sich ihr Bestreben, hinter der religiösen Bewegung im 
übrigen Reiche nicht zurückbleiben zu wollen. In Ried und Umgebung war 
diese Bewegung sehr stark, wie aus dem Visitationsberichte des Jahres 1558 
zu ersehen ist*). Obgleich der Empfang der Kommunion unter beiden Gestalten 
nicht erlaubt war, geschah es in Ried dennoch jährlich von ungefähr 100 Per- 
sonen. Möglich war dies gewesen durch das Entgegenkommen des Pfarrers. 
Auch nach außen hin vertraten die Rieder ihre Forderung. Unter den Ver- 
ordneten des Jngolstädter Landtages 1563 war auch der Vertreter Rieds, 
Veit Tegernseer, der seine Stimme sür die Gestattung des Laienkelches erholt). 
Er wurde auch tatsächlich in der ZeitvonI564—1571 zugestanden^). Beim neuer» 
') Von Mein dl, Ried I., S. 204 f. benützt. 
Vgl. Berg er. Die kirchlichen Verhältnisse des Jnnviertels in der Mitte des 16. Iah»- 
Hunderts im Archiv für die Gesch. d. Diöz. Linz II. Bd. S. 46. 
3) Vgl. Meindl, Ried I., S. 194. 
4) Vgl. Knöpfler, Die Kelchbewegung in Bayern unter Herzog Albrecht (1891) 
©. 142 ff., 21'/ ff. 
Rieder Heimatkunde 7.
	        
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