Volltext: Heimatkunde 1. Heft (1. Heft)

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sollte, vollständig abgerieben ist. Zwei von diesen Leuchtern wurden 1737 
verfertigt und weisen durch die eingravierten, zu einem Dreieck vereinigten 
Weberschifflein mit der Jahreszahl 1756 auf die Besitzer, die Weberzunft, 
hin. Die beiden anderen Leuchter tragen die Zahl 1771, wo sie vielleicht 
bloß umgegossen wurden, da anderseits noch 1760, das Jahr der Erwerbung 
anzeigend, eingraviert ist. 
Auch dieser Meister ist mit mehreren, bestimmt erkennbaren Arbeiten in 
der Sammlung der Frau Dr. Dimmel vertreten und zwar durch Teller aus 
dem Jahre 1771 und eine achteckige verschließbare Kanne. 
In manchen Bürger- und erbgesessenen Bauernfamilien haben sich noch 
alte Zinngeräte erhalten. Man möge sie nicht achtlos an Händler weggeben, 
da sie liebe Erinnerungen an die Vorfahren sind. 
Eine weitere Frage ist: In welchen Orten wurden für unseren 
Bezirk Zinngießerarbeiten gekauft? Im Schärdinger Bezirke war, wie aus 
der sehr schönen Sammlung der Frau Bürgermeister Allmann zu ersehen ist, 
Karlsbader Zinngerät sehr stark verbreitet. Wahrscheinlich wird das auch 
bei uns der Fall gewesen sein. In den Rechnungen der Kirche Pram ist für 
das 18. Jahrhundert Passauer und Linzer Zinn bezeugt. Im Jahre 1714 
zahlte man einem Passauer Meister sür ein Paar Kandel mit Platte 2fl., 
1735 und 1737 dem Lirger Meister Andreas Böck für ein Lavoir samt 
Kugel (= Wasserbehälter) 5 fl. 4 Schillinge, für zwei Paar weißzinnene 
Kandel samt Tasse 4 fl. 
In Sammlungen, die sich zusammensetzen aus Gegenständen, die in 
unseren bäuerlichen Kreisen oder auch in Kirchen gebraucht wurden, finden 
wir verhältnismäßig wenig Rieder Arbeiten. Dies ist leichl erklärlich, da die 
Bauern ihre Gegenstände auf dem Markte einkauften, wo doch meist Ar« 
beiten auswärtiger Meister vertreten waren. Heute ist es noch nicht möglich, 
ein auch nur annähernd richtiges Bild von der Verbreitung der Arbeiten 
fremder Zinngießer zu geben. Wir bedürfen dazu noch vieler Beobachtungen. 
Mögen unsere Mitarbeiter auch auf diesen H egenstand ihr Augenmerk lenken 
und uns oft kurze Beschreibungen solcher Meister und Beschauzeichen einschicken. 
F.B. 
10. Burgställe. 
Burgstall, abzuleiten von Burgstelle oder Burgstatt, bezeichnet den Platz, 
wo früher eine Burg oder kleinere Befestigung war. Aus dem Namen allein 
kann man noch nicht erkennen, ob dieser befestigte Platz schon in vorhistorischer 
Zeit bestanden hat oder erst zur Zeit der Magyarenkämpfe und nach diesen 
als solcher ausersehen wurde. Nur Funde können uns zeigen, ob hier schon 
die Römer oder vielleicht auch die Kelten gewohnt haben. Anderseits hastet 
der Name Burgstall(er) nicht an allen Plätzen, auf denen sich einst Burgen 
erhoben hatten. Meist ist es der Fall bei befestigten Plätzen, die schon im frühen 
Mittelalter wieder aufgegeben wurden. 
Burgställe, die auf Ansiedlungen in vorhistorischer oder römischer Zeit 
zurückweisen, sind am häufigsten am Inn zu suchen. Denn zur keltisch« 
römischen Zeit war in unserem Bezirke ohne Zweifel die Jnngegend am 
dichtesten besiedelt. Der Inn war die natürlichste und bequemste Verkehrsader. 
An seinen Ufern sind die meisten Funde aus der keltischen und römischen 
Rieder Heimatkunde 5.
	        
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