Volltext: Heimatkunde 1. Heft (1. Heft)

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gelingen, den Meister näher zu bestimmen. Bis jetzt besitzen, wir freilich 
noch keine Liste der Rieder Zinngießer; wir können sie uns aber allmählich 
durch Jnnungsbücher und teilweise durch die Kirchenrechnungen des Bezirkes 
verschaffen. 
Sehr alte Z'nngießerarbeiten, wie z. B. vom Rieder Meister Wen- 
delin Pürck, der vor 1600 lebte1), dürften wir überhaupt nicht mehr an- 
treffen, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil man schon aus Ersparungs- 
rückstchten immer wieder das alle Zinn einschmelzen ließ, sobald man neue 
Geräte haben wollte. 
Das meiste Zmn dürfte aus dem 18. Jahrhundert stammen. Auch da- 
mals waren Rheder Zinngießer eifrig tätig. So ließen z. B. die Pramer 
(nach den Kirchenrechnungen) in den Jahren 1715—1728 Geräte, wie Opfer- 
kandel, Gießkandel, Speisebecher, Kirchenampel und Leuchter in Ried teils 
neu, teils umgießen oder auch nur ausbessern. We? den derartige Auszüge aus 
Rechnungen gemacht, so sind jedesmal auch die Preise beizusetzen, wobei immer 
zu beachten ist, daß der Geldwert in jener Zeit ein viel höherer war als 
heutzutage. So kosteten 1725 die zwei neugegossenen Opferkandel 6 Schillinge 
und 8 Pfenninge (1 Sch. = 30 Pf.), die umgegossene Kirchenampel 2 fl., 
2 Schillinge und 8 Pfenninge (1728). Der Zmngießer ist in allen diesen 
Fällen nicht genannt. Aber aus den Rechnungen des Gotteshauses Eitz in g 
ersehen wir, daß der Zinngießer zu Ried im Jahre 1731 Franz Anton 
Jetle hieß. Für ein Paar Kandel mit dazu gehörigem Teller erhielt er, 
das alte dazu hergegebene Zinn abgerechnet, 1 fl. 27 kr. Er dürfte wahr- 
scheinlich auch, die vorhin angeführten Arbeiten verfertigt haben, da ein Jahr- 
zehnt später schon Johann Bapt. Jelle (wahrscheinlich der Sohn des 
Franz Anton) als Zinngießer zu Ried erwähnt wird. Dessen Meistermarke 
war eine Gießkanne mit den darüber angebrachten Anfangsbuchstaben seines 
Namens I. B. I. Mehrere noch in Gebrauch stehende Zinnteller der Pfarr- 
Arche Ried stammen von ihm her (1741). Das Gotteshaus Pram bezahlte 
ihm 1743 für das Umgießen von zwei Paar Kandel und für das hiezu noch 
benötigte Zinn 2 fl. 2 Sch. und 20 kr. 
In der interessanten Zinnsammlung der Frau Dr. Dimmel (Arzt), die 
mit einer einzigen Ausnahme nur Gebrauchsgegenstände aus unserem Bezirke 
ausweist, finden wir den genannten Meister mit drei Arbeiten vertreten. Eine 
Kaffeekanne erregt unsere Aufmerksamkeit durch die Bildung des Ausguß- 
rohres, das in einen schön gearbeiteten Hundekopf endigt. Zwei Gefäße, die 
zum Tragen von Flüssigkeiten dienten, weisen in ihren 8 Seitenflächen sehr 
einfache Zeichnungen auf. Das eine aus dem Jahre 1754 ist nur mit Pflanzen- 
ornamenten geschmückt, bei dem andern wechseln diese mit der Darstellung der 
vier Evangelisten ab. Die Figuren sind mit wenigen Strichen fast nur an- 
gedeutet. 
Einen anderen Rieder Meister können wir aus vier Zinnleuchtern 
der Pfarrkirche Ried erkennen. Auf ihnen sehen wir außer dem Marktttappen 
auf einem Flugrade eine Figur, die über den Kopf einen halben Reifen 
schwingt (Meisterzeichen). Rechts von der Figur ist noch der Buchstabe P. er¬ 
kenntlich, während der Buchstabe, der den Taufnamen des Meisters bezeichnen 
') Vgl. Meindl, Ried, l. S. 236.
	        
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