Volltext: Heimatkunde 1. Heft (1. Heft)

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wie in Haag oder beim Burgstaller in der Nähe der Haltestelle Mehrnbach^ 
anderseits aus sicher überlieferten Ortsnamen, wie das heutige Weibern, 
das urkundlich bezeugt ist als Wiwari'), das ist vivariuw---Fischbehälter oder 
Weiher, oder aus Gurtana, dem heutigen Gurten^). In diesem Zusammen- 
hange bildet auch der Ortsname Langstraß eine Bestätigung für unsere 
Auffassung, da das Wort Straße entlehnt ist der lateinischen Sprache 
(via strata=geebneter Weg). Hier siedelten die Leute „an der langen Straße"'). 
Dieselbe Bedeutung hat auch Weg leiten, die Leiten beim Wege. 
. Die Bayern kamen auf ihrer Wanderung von der Gegend bei Obern- 
berg über Gurten hieher. Der Umstand, daß die Römerstraße über Gurten, 
Atzing, Burgstaller, Fritzqing. Langstraß und von da an Wegleitcn vorbei- 
führte, bildet die Erklärung für die Tatsache, daß in Wegleiten die 
älteste Ansiedelung von Ried entstanden ist. Hier in Wegleiten 
erstand die älteste Kirche Rieds, hier der erste Marktplatz. Die Erinnerung 
hieran blieb noch bis in eine ziemlich späte Zeit, bis ins 15. Jahrhundert 
erhalten^). In einer Verkaufsurkunde vom Jahre 1427 wird die Lage eines 
Hauses geschildert als außerhalb des Marktes (=der heutigen Stadt Ried), 
aber innerhalb des Burgfriedens bei der alten Kirchstätte. Und in dem 
Stiftungsbuche der ewigen Messe vom Schärdinger Landrichter Benedikt Klöl 
werden verschiedene Objekte angeführt, die beim Altenmarkt am Hans 
KI öl-Graben (^beim Schlosse Wegleiten) lagen. Diese Ausdrücke waren also 
im 15. Jahrhundert noch allgemein gebräuchlich; sonst hätte man sie nichl 
als Bezeichnungen in Urkunden verwenden können. Sie sind ein sicherer 
Beleg für die alte Marktanlage Rieds in der heutigen Ortschaft Wegleiten, 
Dies dürfte wohl die ungezwungenste Erklärung sein für die beiden 
eingangs erwähnten Tatsachen. Hiebei sehen wir vollständig ab von einer 
ganz unerweisbaren römischen Ansiedelung auf dem heutigen Schloßberge 
in Ried. F. B. 
7. Schwabenstücke, Schildbürgerstreiche und Spitznamen ans dein 
Jnnviertel. 
Von den Sagen des Jnnviertels ist noch recht wenig gesammelt worden, 
so wenig, daß man fast glauben möchte, es gäbe hier weniger solcher Ge- 
schichten als anderswo. Doch daß dieser Glaube ganz gewiß falsch ist, davon 
haben mich einige Versuche vollkommen überzeugt. Ich glaube vielmehr, der 
Grund ist der, daß noch nicht viele Leute hierzulande gesammelt haben. Die 
„Heimatkunde in Ried" möchte nun das Ihrige dazu beitragen, um diesem 
Zurückbleiben hinter vielen anderen abzuhelfen, und möchte das retten, was 
noch zu retten ist. 
Du schüttelst den Kopf, geliebter Leser. Gar nichts weißt Du von 
von solchen Sagen, höchstens eine oder zwei? Wenn Du mir aber die er- 
zählst und hundert oder zweihundert Leser tun das gleiche, so bekomme ich 
eine ganz hübsche Sammlung von Sagen und die will ich durchaus nicht für 
') Vgl. Urkundenbuch des Landes ob der Enns I. S. 443. 
-) Vgl. Urkundenbuch des Landes ob der Enns I. S. 9, 446, 518. 
3) Vielleicht hieß der Name des Ortes ursprünglich bloß „Straß". In dieser Form 
enthält ihn der Topograph Apian am Ausgang des 16. Jh. Vgl. Oberbayr. Slrchfor 
39. Bd. (1880) S. 309. 
4) Sieh die Belege hiesür bei Mein dl, Ried. I. S. 82 f.
	        
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