Volltext: Heimatkunde 1. Heft (1. Heft)

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sammengesetzten Eigennamen. Doch auch hiebet darf man nicht wahllos vor- 
gehen und nicht, wie es geschehen ist, sämtliche Ortsnamen, die auf -ing aus¬ 
lauten, als die ältesten deutschen Ansiedelungen in unserer Gegend betrachten'). 
Derartige Namen würde man genug finden. Sollen uns aber die -ing Namen 
eine erste Siedelung der Bayern beweisen, so müssen sie echt oder ursprünglich 
sein, das heißt, in dieser Form auch schon in der Zeit vom 9.—12. Jahr- 
hundert urkundlich aufscheinen. Denn viele -ing Namen sind erst später durch 
Anpassung entstanden, und zwar aus der Endung -en, -ern, -un oder -aren. 
So lautete der Name der Ortschaft Hunding in der Gemeinde Weng früher 
Huntaren. 
Ein echter -ing Name ist z. B. Eitzing. Er stammt her von dem 
EigennamenJ z o und wird bereits im Reichersberger Schenkungsbuche genannt^). 
Wir können daraus entnehmen, daß der Sippeniührer Jzo im 6. Jahrhundert« 
seine Leute an dem Mehrnbach etwas oberhalb Aurolzmünster angesiedelt hat. 
Dogegen läßt sich nicht behaupten, daß Atzing (vom Eigennamen Azo her- 
stammend) oder Fritz ging in der Gemeinde Mehrnbach echte -ing Namen 
wären, da sie erst im 14. und 15. Jahrhundert vorkommen. Eine ältere 
Schreibung dieser beiden Ortsnamen kennen wir nicht. Sie können daher 
echt sein, aber beweisen läßt es sich nicht und so darf man aus diesen beiden 
Namensformen allein keine Schlüsse ziehen. Doch wenn wir in Erwägung 
ziehen, daß die beiden Orte an dem römischen Verbindungswege lagen, der 
von Haag über Gurten zum Inn hinavssührte, so können wir sie sehr 
wahrscheinlich als ursprüngliche Niederlassungen der Bayuvaren ansehen. 
Welchen Weg nahmen die Bayern, als sie in die Umgebung von Ried 
kamen? Es standen ihnen zwei Wege offen : einerseits die Anliefen auf- 
wärts, anderseits vomJnn beiO bernberg auf dem eben genannten R ömerwege. Zogen 
sie die Anliefen aufwärts, sokamen sie wohl bis nach Aurolzmünster^); weiter 
aufwärts aber hemmte eine sumpfige Waldlandschaft, der damals weit ausgedehnte 
Riedwald an dem Zusammenflüsse der Oberach und Breitsach, ihre Schritte. 
Es lag daher nahe, nach links oder rechts von Aurolzmünster aus weiter- 
zuziehen, wohin alte Verbindungswege einluden. Gehen wir nach rechts, so 
weist uns der Ortsname Eitzing auf eine solche altbayerische Ansiedelung hin. 
Die Bayern zogen noch weiter und siedelten sich längs des Mehrnbaches an bis 
in die Gegend des heutigen Pfarrdorfes Mehrnbach. Der Weg von Aurolz- 
münster über Eitzing und Mehrnbach mündete dann aus in eine Straße, die 
von Wels herauf über Haag bei Mehrnbach vorbei zum Inn hinausführte. 
So wurde Mehrnbach derMittelpunkt für diefeAnsiedelungen 
und somit auch die Mutterpfarre für Ried, Tumeltsham und 
Neuhofen. 
Woher wissen wir aber etwas von dem letztgenannten Römerwege? 
Durch keine Ueberlieferung aus der Römerzeit ist er gesichert. Wir können 
ihn nur erschließen, und zwar einerseits aus Funden römischer Gegenstände, 
') Vgl. hierüber Schiffmann, Zur Besiedelungsgeschichte unseres Landes im „Linzer 
Volksblatt" vom 7. Juni 1908. 
' Vgl. das Urkundenbuch des Landes ob der Enns T. Bd., S. 396. 
Der ganze Weg ist als keltisch-römisches Kulturland gekennzeichnet durch die Funde 
von römischen Münzen (alte Mündung der Antiesen, Ort, Aurolzmünster). Vgl. Gais- 
berger im Mus.-Ber. Linz 1864. Meindl, Ried I., S. 2 f. Lamprecht-Lana, 
Aurolzmünster S. 2.
	        
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