Volltext: Heimatkunde 1. Heft (1. Heft)

schräg durchschneidenden Bande geschmückt. Also kein Hauszeichen mehr (wie 
bei Siegmund Heldenhamers Grabwal), sondern ein regelrecht ausgeführtes 
bürgerliches Wappen. Links vom Schilde kniet Wolfgang, seinen Hut in den 
Händen (keinen Rosenkranz!). Hinter ihm seine vier Söhne, vor jedem das 
erwähnte Rosettenwappen, über jedem der Taufname (Christoff, Wolfganng, 
Wolfganng, Hannß). Rechts vom großen Wappen knien die drei Hausfrauen, 
vor jeder das Wappen ihres Hauses. Frau Heldenhamer, geb. Danreytterin, 
verfügt zwar nur über ein Hauszeichen: ein schlichtes Kreuz, dkssen oberer, 
verlängerter Schaft in eine Pfeilspitze endet. Dafür führt die Magerlin ein 
eigentliches Wappen: die halbe, aufrechte Bracke (Hund mit Halsband) der 
Magerl mit ausgeschlagener Zunge und den drei Mohnstengeln in den 
Tatzen. Das gleiche Wappen — doch die Bracke nach rechts schauend — zeigt 
der Grabstein Michael Magerls (f 1515) an der Außenwand des Presby- 
teriums der Pfarrkirche in Ried. — Auch die in die St. Sebastiansbruder- 
schast aufgenommenen Magerl führen dies Wappen. Frau Degenfeerin hat 
zwei gekreuzte Degen in ihrem Wappen. 
Ueber den drei Frauen erscheinen die sechs Töchter, deutlich in zwei 
Gruppen geschieden. Voran (näher dem Wappen) Anna und Ursula, hinten 
(näher dem rechten Ende des Steines Christina) Magdalena, Katherina und 
Barbara. (Christina und Katherina stehen etwas tiefer.) 
Das alles zeigt der große Grabstein. Doch damit ist noch nicht alles 
gesagt, zwischen den Zeilen, Namen und Wappen, Bildern und Anordnungen 
läßt sich noch manches herauslesen und vermuten. — Ob dieser Wolfgang 
Heldenhamer (da er am 21.März 1546 noch nicht 63 Jahre alt war, wohl 
1483 geboren) nicht einer der 5 Söhne des 1520 verstorbenen Kaufmannes 
Siegmund Heldenhamer ist? Der Zeit nach wäre es ganz gut möglich. 
Warum ftehen die beiden Grabsteine so hart nebeneinander? 
Ob nicht erst diesem Wolfgang Heldenhamer ein bürgerliches Wappen 
verliehen worden ist? Siegmund Heldenhamers Grabstein weist nur ein Haus- 
zeichen auf. Aber die Wolfgang Heldenhamerifchen scheinen sich auf ihr Wappen 
nicht wenig einzubilden. Die ganze Familie kniet vor dieser Errungenschaft 
des Vaters wie vor einem Heiligtum. Sollte hier nicht der launische Zufall 
der wappenstolzen Sippe ein Schnippchen geschlagen haben? Sogar jeder der 
vier Buben hat sein Wappen (das neuerworbene Familienerbstück!) neben sich. 
Ob die Wolfgang Heldenhamerifchen nicht der neuen Lehre, die von 
Wittenberg her ins Land kam, mehr oder weniger zugeneigt waren? Vater 
und Mütter, Buben und Mädeln falten zwar andächtig die Hände, doch 
einen Rosenkranz suchen wir vergebens. 
Ob nicht einer der Söhne irgendwo das Meistersingeihandwerk erlernt oder 
doch Schulfreund war? Die 18 Zeilen der Grabschrift weisen so manches 
auf, was uns an die Meistersinger erinnern könnte. 
Wer hat den Stein gesetzt? Wohl Frau Degenseerin, die ihren Mann 
Äberlebte (bei ir ist er gestorbn). Einen Sohn (den Hannß) und die vier 
Töchter, die in einer Gruppe beisammen stehen (Christ.. Magd., Kath. und 
Barb.), hat sie dem Gemahl geschenkt. Die übrigen Kinder hat Wolfgang 
Heldenhamer in die dritte Ehe mitgebracht. 
Sind die drei ersten Söhne und zwei ältesten Töchter insgesamt Kinder 
der Magerlin gewesen? Ich glaube nicht. Es heißt in der Grabschrift
	        
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