Volltext: VII. Jahresbericht des Mädchen-Lyceums in Linz 1896 (7. 1896)

ertheilt wird, vor. 5ie sind Fachschulen für den Lehrberuf, können daher 
auf die Frage, ob das, was die Schülerinnen dort lernen, auch von praktischem 
Werte ist für den Fall, dass eine derselben früher oder später ihren Beruf 
aufgibt, um zu heiraten, keine Rücksicht nehmen. Das in den modernen 
Sprachen enthaltene Bildungselement wird daselbst entweder gar nicht oder 
nur nebensächlich verwertet. 
b) Mad ch en-Gymnastrn. 
Da haben wir ferner das Mäd ch en - Gymnasiu in, eine Errungenschaft 
der neuesten Zeit. Letztere sieht es als ihre Aufgabe an, dem weiblichen 
Geschlechte solche Berufszweige, die sich mit der Natur des Weibes vertragen, 
doch ohne dass die Natur dem Weibe diese Berufszweige aufdrängt, zugänglich 
zu machen, vorläufig dürfte es denn doch noch Schwierigkeiten machen, 
dass die Frauen zu den Aemtern der Geistlichen, Soldaten und Richter 
zugelassen werden; ebenso würde es jetzt noch immerhin einige Verwunderung 
erregen, wenn Frauen zur Rnterrichtsertheilung an Rn a b enMittelschulen 
(Gymnasien, Realschulen, Realgymnasien) oder Handelsakademien rc. heran¬ 
gezogen würden. Da bleibt also hauptsächlich nur das medicinische Fach 
offen, das sich natürlich auch nur nach gewissen Richtungen hin mit der 
Frauennatur verträgt, ja nach diesen gewissen Richtungen hin die Frau ganz 
am Platze erscheinen lässt. Da jedoch die medicinische Facultät auf ein 
gründliches Wissen ihrer chörer und Hörerinnen im Lateinischen und Griechischen 
nicht verzichten zu können glaubt — weist sie ja auch absolvierte Realschüler 
zurück —, so müssen sich die Mädchen, welche sich diesem menschenfreundlichen, 
aber große Selbstverleugnung und unbegrenzte Aufopferungsfähigkeit, ver¬ 
bunden mit körperlicher Widerstandsfähigkeit, verlangenden Berufe widmen 
wollen, bequemen, Latein: und Griechisch und was noch drum und dran 
ist, zu lernen. Rin den Mädchen, welche ein solches Ziel anstreben, die 
Mühe zu erleichtern, d. h. sie auf dem mühevollen Wege zuin Maturitäts- 
prüfungs-Ziele vor maiicheii überflüssigen mid zeitraubenden Um- und Irrwegen 
zu behüten, errichtete inaii M äd ch en gymn a sien. In Wien besteht seit 
\892, gegründet von dem „Vereine'zur Erweiterung der Frauenbildung", eure 
private g y m il a s i a l e Mädchenschule, welche sechs Elasten umfassen wird 
uiid als Vorbediilgung zur Aufnahme die Absolvierung der Bürgerschule verlaiigt. 
In Prag besteht eine Privat-MädchenMittelschule init böhmischer 
Unterrichtssprache, im Jahre f890 von dem Vereine „Minerva" gegründet, 
bestehend aus zwei Vorbereitungsclassen, in welcheil das Wissen der Schüle¬ 
rinnen auf das Maß der im Untergymnasium zu erwerbeiiden Kenntnisse, 
auch nn Latein und Griechischen gebracht werden soll, und aus vier höheren 
Elasten, welche den vier oberen Elasten (5—8) der Gymnasien entsprechen. 
Im Schuljahre f 895/96 besteht die I. Vorbereitungs- und die II. (6. Gym- 
iiasialclaste) höhere Elaste.
	        
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