Volltext: VII. Jahresbericht des Mädchen-Lyceums in Linz 1896 (7. 1896)

erkannte dies auch bald, und jener geistige Aufschwung der deutschen National¬ 
literatur am Ausgange des vorigen und zu Beginn des J3- Jahrhunderts 
und jene Lebhaftigkeit, mit welcher die Frauen der mittleren und höheren 
Stände an dem geistigen Streben dieser Zeit theilnahmen, wirkte entschieden 
fördernd, sowohl auf die Bildung der Frauen, als auch auf die Errichtung 
von Bildungsstätten: für dieselben. So wurden in der ersten Hälfte des 
Jahrhunderts in ben einzelnen Ländern sowohl durch die Negierungen 
als auch hauptsächlich durch Stadtgemeinden, die diesbezüglich eine große 
Opferwilligkeit an den Tag legten, zahlreiche öffentliche höhere Töchterschulen 
gegründet, oder es wurden: gut geleitete privatschulen: von: den: Gemeinden 
übernommen. Seit dem Jahre s850 nahm das Interesse an: dieser Sache 
immer mehr zu; die Staaten des deutschen: Reiches unterstützten die Gemeinden: 
durch Subventionen: oder dadurch, dass sie die Pensionen der Lehrkräfte über¬ 
nahmen; auch in Bezug auf die Herstellung zweckentsprechender, den hygienischen 
Anforderungen genügender Schulhäuser, in Bezug auf Anlegung geeigneter 
Lehrnnittelsannnnlungen: zum Anschauungsunterrichte und zur Weiterbildung 
der Lehrer selbst u. s. w. wurde von den Gemeinden selbst kleinerer Städte 
viel geleistet. So entstannden: in: Deutschland mehrere hundert höherer Töchter¬ 
schulen, welche sich in zwei Aategorien: trennen lassen. Die eine Gattung 
hat eine 8jährige Dauer, unterrichtet die Mädchen von: 6. bis Jahre 
und stimmt im allgemeinen hinsichtlich des zu erreichenden Lehrzieles mit den: 
Mädchen-Bürgerschulen Oesterreichs überein. Die andere Gattung aber hat 
9- bis fOjährige Unterrichtszeit, beansprucht die Mädchen: vom 6. bis 
\6. Lebensjahre, nimmt in: den: Lehrplan: sowohl das Französische als Englische 
als obligate Gegen:stände auf un:d stimnnt hinsichtlich des Lehrplanes im 
allgemeinen: mit unseren Lyceen: überein:. Neben den: öffentlichen städtischen 
höheren Töchterschulen: gibt es auch noch zahlreiche privatschulen:, welche 
ähnlliche Ziele verfolgen. In: Oesterreich gab es vor der Durchführung des 
Neichsvolksschulgesetzes für die Mädchen: überhaupt kein:e Schulen:, in: welchen: 
sie sich eine über das Maß der Volksschule hinausgehende Bildung hätten: 
an:eign:en sönnen, wollte man dennoch eine höhere Bildung oder ein: um¬ 
fassenderes wissen, besonnders in: den Sprachen, im Zeichnen, in: der Musik sich 
erwerben:, so war man auf Privatunterricht angewiesen; da jedoch derselbe 
entweder nicht zu erhalten: oder meist nicht zu erschwingen: war, sahen: sich 
die Eltern: genöthigt, ihre Töchter entweder in: Rlosterinstitute des In- oder 
Auslandes zu geben, in welchen: sie in der Tonwersation in fremden: Sprachen, 
zuweilen: auch in: der Musik, ein:e tüchtige Ausbildung genossen:, währen:d die 
übrigen Fächer, wie deutsche Literatur und Geschichte oder gar Geographie 
und Naturwissenschaften:, äußerst dürftig behandelt wurden; oder die Mädchen 
wurden, besonders in: den: Hauptstädten, in: Privatpensionate gegeben:, in 
welchen Mnversitäts- un:d Mittelschulprofessoren: unn theures Geld glänzen:de 
Vorlesungen: über feinen Ton, über Aunst un:d n:euere Literatur hielten, wo
	        
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