Volltext: V. Jahresbericht des Mädchen-Lyceums in Linz 1894 (5. 1894)

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und bildenden Werte auch ganz besonders den praktischen Nutzen hat, dass 
in Bezug auf die modernen Sprachen die Schülerinnen des Lyceums es 
thatsächlich dahin bringen, in demselben mündlich und schriftlich ihre 
Gedanken formrichtig zum Ausdrucke zu bringen, und dass jede absolvierte 
Schülerin des Lyceums vermöge der allgemeinen Bildung, die sich dieselbe 
erworben hat, als Erzieherin, Gesellschafterin u. s. w. oder, dem 
weiblichen Berufe entsprechend, als Frau im Hause ihre Aufgabe zu 
erfüllen imstande ist; indem ferner den Bestimmungen des Organisations- 
Statutes gemäß der Unterricht in den obligaten Fächern nur während der 
Vormittagsstunden ertheilt wird, die Anmeldung zur Theilnahme an den 
nicht obligaten Fächern ganz und gar dem Belieben der Eltern überlassen 
bleibt, so dass also die Nachmittage anderweitiger Beschäftigung im Hause 
oder freier Bewegung vorbehalten bleiben; indem jedoch anderseits durch 
eben diese unobligaten Fächer die Anstalt ihren Schülerinnen Gelegenheit 
gibt, sich nach der praktischen Seite des Lebens auszubilden, wie durch den 
Unterricht in der Stenographie und in den weiblichen Landarbeiten, oder 
durch das Turnen und die während der wärmeren Jahreszeit vorgenom- 
menen Iugendspiele für eine gedeihliche Entwicklung der körperlichen Aräfte, 
für die Aneignung einer gefälligen Haltung und Bewegung sorgt, durch 
den Gesangsunterricht auf die Gemüthsbildung hinwirkt; indem endlich 
die Anstalt durch ernste Aufrechthaltung der Disciplin den Geist der Ord- 
nung und das Pflichtbewusstsein zu wecken, durch einen gediegenen Religions- 
Unterricht echten Glauben und reine Sitte den jugendlichen Gemüthern ein- 
zupflanzen, somit eine harmonische Ausbildung des Geistes und Gemüthes, 
sowie der praktischen Anlagen zu bewirken bestrebt ist: so glaubt dieselbe, 
den Anforderungen und Wünschen der verschiedensten Areise, der verschiedensten 
Stände und Bevölkerungsclassen gerecht zu werden und besonders den in 
der Stadt Linz selbst wohnenden Eltern von Mädchen Gelegenheit zu 
bieten, ohne dass sie ihre Ain der wegzugeben genöthigt sind und sich 
dadurch des oft so heilsamen und für das zartere INädchen ganz besonders 
wohlthuenden Einflusses, hauptsächlich von mütterlicher Seite, berauben, 
ihre Töchter in einer den Anforderungen der gegenwärtigen Zeit ent- 
sprechenden Weise erziehen und ausbilden zu lassen, so dass dieselben dereinst 
ihre Aufgabe als Erzieherinnen der kommenden Generation nach jeder 
Richtung hin zu erfüllen imstande sind. 
Auf Grund dieser erwähnten Thatsachen gewinnt auch das Linzer 
2Nädchen-Lyceum die Sympathien immer weiterer Areise, was besonders 
in der materiellen Unterstützung, die demselben durch Institutionen, Körper¬ 
schaften und private, durch den Staat, das Land Oberösterreich und die 
Landeshauptstadt Linz zutheil geworden sind und zutheil werden, deutlichen 
Ausdruck findet. 
Daher können sowohl die Gründer der Schule und der Verwaltungs- 
ausschuf s als Erhalter derselben in dem Gedanken, manche schwere Opfer
	        
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