123
Kaiser Zosef-Anekdoten
gelegentlich dessen Besuches der Städte Linz und Steyr inr Jahre 1786.
Von Johann B. Mittendorfer. Nachdruck verboten.
n Linz war immer das Gasthaus „zur
weißen Gans" am Hofberg (nachmals
„zum bayerischen Hof", jetzt Privathaus)
das Absteigquartier des unvergeßlichen Volks
kaisers Josef II. An der Stirnseite des
Gebäudes ist eine Gedenktafel aus Marmor
angebracht, welche folgende Widmung trägt:
„Dem Andenken des unvergeßlichen Kaiser
Josef, welcher in den Jahren 1783 und
1786 in diesem Hause wohnte. Die Landes
hauptstadt Linz am 13. März 1870."
So oft sich nun der Kaiser öffentlich
zeigte, war er immer von einer festlich
gekleideten und freudig gestimmten Volks
menge umgeben. Das schien aber Josef nicht
zu behagen. Er frug seine Umgebung: „Ist
denn heute ein Feiertag?" und als es ihm
verneint wurde, sagte er barsch: „So soll
man arbeiten". Der Monarch beruhigte sich
erst, nachdem man ihm versicherte, die
Leute seien aus Liebe und Anhänglichkeit
gegen seine Person und um ihn persönlich
kennen zu lernen, zusammengeströmt.
Hierauf begab er sich in die Domkirche,
um einer heiligen Messe beizuwohnen. Man
hatte für ihn einen Betstuhl mit Kissen und
Tapeten geschmückt. Diese räumte der Kaiser
auf der Stelle weg, indem er sprach: „Vor
Gott sind wir alle gleich!"
Nach dem Gottesdienste inspizierte er
die Staatsbuchhaltung, dabei fragte er:
„ob es brav Rückstände gebe", als man es
bejahte, äußerte er: „Buchhaltungen müssen
Rückstände haben, sonst hört sich die
Arbeit auf."
Als er später das Kloster der WW.
Elisabethinen mit einem Besuch beehrte,
meinte er gelegentlich: „Da ist wirklich alles
bombenfest."
Der Wirt „zur weißen Gans" hatte
einen winzigen, buckeligen Hausknecht namens
Adam. Dieser -verstand das Kutschieren vor
trefflich, daher mußte er den Kaiser überall
herumführen. Er tat es auch zur großen
Befriedigung seines hohen Passagiers, welcher
ihm erlaubte, sich eine Gnade auszubitten.
Treuherzig bat nun unser Adam den
Monarchen, um die Gnade der Militär-
befreiung. Anfänglich stutzte Josef — dann
aber brach er in ein schallendes Gelächter
aus und sagte: „Damit du siehst, daß es
mir mit meinem Versprechen ernst ist, nimm
dies zum Andenken an diese Stunde", dabei
überreichte er dem nun glücklich vom Militär
befreiten „buckeligen" Adam zwölf Stück
Dukaten.
Frau Therese Mayr geb. Pustet
f am 28. März 1912
Buchhändlers-Witwe in Linz, eine hochachtbare
Dame, große Wohltäterin der Armen und Förderin
der katholischen Presse.
Von Linz fuhr der Kaiser nach Steyr.
Beim sogenannten Schnallenberge stieg er
aus und traf da einen Mann, welcher auf
jemand zu warten schien. Der Regent fragte
ihn, was er da mache, worauf ihm der
Fremde erwiderte: „er warte auf den Kaiser,
welcher da vorüberkommen müßte". Da