Volltext: Der Naturarzt 1900 (1900)

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hystericus) u. s. w. Darum ist es kein Wunder, wenn bei der Nerven- 
schwäche auch die Darmthätigkeit ein Abweichen von dem normalen Gange 
zeigt. Neben den immerhin nur geringen Fällen von (nervösen) Diarrhöen 
sehen wir bei der Neurasthenio hauptsachlich hartnäckige Verstopfung ein- 
treten. Es neigen besonders diejenigen Fälle von Nervenschwäche zur 
Obstipation, bei welchen Schwächezustände, Depression und Apathie über- 
wiegen, also Leute mit hypochondrischer Gemütsssstimmung. Auch bei 
Seelenkrankheiten, besonders wenneine Verlangsamung der Gehirnthätigkeit 
vorliegt, ist Stuhlverstopfung etwas gewöhnliches. Auch sonst ist ja der 
Einfluss des Gehirns auf die Darmthätigkeit bekannt, indem auch Séhreck 
und besonders die Angst Durchfall erregen. Bis vor 20-30 Jahren gehörte 
die Verstopfung mit zu den hauptsächlichstten Ursachen der Hypochondrie, 
welche früher als ein selbständiges Leiden galt, heute aber meist in das 
Krankheitsbild der Neurasthenie mit einbegriffen wird. Jetzt wissen wir, 
dass es umgekehrt ist. Wenn wir allemal näher eingehen auf die Ver— 
gangenheit eines solchen Patienten, dann werden wir sicher hören, dass er 
schon/ lange vor Eintritt der Obstipation mancherlei neurasthenische Be— 
schwerden gehabt hat. Doch will ich nicht bestreiten, dass oftmals die 
vorhandene Nervenschwäche durch eintretende Obstipation verschlimmert 
wird. Jeder Neurastheniker hat gewöhnlich ein Leiden, welches ihn haupt- 
sächlich beschäftigt. Bei dem einen ist es das Herz, bei dem andern die 
Lunge, beim dritten der Leib. Diese Organe fesseln ihn Tag und Nacht in 
seinen Gedanken. So zählt der einoe den ganzen Tag seinen Puls und fühlt 
den Herzschlag und jedem erzählt er, dass er an einem unheilbaren Herz- 
leiden kranke. Tin andérer beschäftigt sich den ganzen Tag mit seinem 
Stuhlgange und meint, dass alle seine Leiden nur aus dem Leibe kommen. 
Er ist in grosser Aufregung und Sorge, dass er nicht täglich eino Ent-— 
leerunge hat wie andere Léute, sondern nur alle 3-V4 Tage und seltener. 
Erfolgt dann endlich Stuhlgang, so wird derselbe ganz genau untersucht und 
durchsücht. Ist die FParbe mal etwas heller oder dunkler als gewöhnlich, 
oder finden sich am Stuhle mal weisse zähe Fetzen (Schleim), oder entdeckt 
er im Stuhle irgend welche Körnchen oder sonstige feste Dinge (natürlich 
aus der Nahrung), dann Kommt die Aufregung und die Angst. So kann es 
dann wohl kKommen, dass dadurch die neurasthenischen Beschwerden sich 
erheblich erhöhen. — Damit wären die hauptsachlichtften Ursachen der 
Obstipation aufgeführt. Im nächsten Artikel soll die Behandlung der Stuhbl- 
verstopfung einer eingehenden Besprechung unterzogen werden. 
Wie wir Keuchhusten hehandelten und neilten. 
Von J. Bruns Oldenburg. 
Es sind mehrere Jahre her, da erkrankten im Nachsommer unsere drei 
Kinder am Reuchhusten, der damals in unserer Stadt épidemisch auftrat. Da 
begegnete mir eines Tages ein befreundeter Medizinalrat. Auf die öäbliche 
Brage: Wie geht's und wie steht's? erzäühlte ich ihm von der Krankheit meiner 
Kinder. „Das istschlimm,“ meinte er, „dagegen ist schlecht etwas zu machen, 
und Sie werden sieh wohl auf éinen bösen Winter gefasst machen müssen. Vor 
April-Mai wird es schwerlich besser werden«“ — J 
IIch war damals erst kKurze Zeéit im Naturheilverein, einen Naturarzt 
oder einen praktischen Vertreter hatten wir nient am Ort, so mussten wir uns 
selbst zu helfen suchen. Der Verstand sagte uns, dass sorgsamste Hautpflege 
ohne Zweifel bei der Behandlung obenan stehen müsse, um die zähen Schleim- 
magsen, die jetzt durch die krankhaften Hustenantfälle hinausbefördert wurden, 
auf deém natürlichen Wege durch die Haut auszuscheiden. Wir fingen daher 
an, die Kinder jeden Abend z20 baden und verwendeten dazu Badewasser in 
einer Temperatur von 270 R. Im Bad wurdeé die Haut tüchtig mit den Händen
	        
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