Volltext: Der Naturarzt 1899 (1899)

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Gewerbe- und Wohnungshygiene. 
— Ein Verein zum Bau von Arbeiterhäusern hat sich nun auch in Posen 
.gebildet, wo das Wohnungselend grauenvolle Ausbreitung gewonnen. Ueber 
5000 Wohnungen mussten aus gesundheitlichen Gründen geräumt werden, 
ohne dass ein Ersatz für diese Höhlen geboten werden konnte. Der Verein 
hofft, dass endlich auch in Posen eine Gesundung der Verhältnisse ein- 
treten wird. Muss doch häufig ein Arbeiter hier für eine ganz klägliche 
.Stube im Keller, in der das Wasser an den Wänden herunterläuft, gegen 
150 Mk. jährliche' Miete zahlen. Der neue Spar- und Bauverein will ihm 
für dasselbe Geld eine gesunde, freundliche Wohnung von zwei Zimmern 
und Küche bieten. Das ist wahrlich ein Ziel, wohl des Schweisses der 
Edlen wert! Später beabsichtigt man auch, Einfamilienhäuser zu bauen. 
Denn gerade durch ein eigenes Besitztum wird der Arbeiter sesshaft gemacht 
werden und dadurch in gewissem Grade das Gefühl der Unabhängigkeit ge 
winnen. Statt wie früher die sauer verdienten Groschen in die Schnaps 
kneipe zu tragen, wird er sie nunmehr sorgsam sparen, um dereinst in den 
Besitz eines Hauses zu gelangen. Um ein solches sein eigen nennen zu 
können, trotzt mancher lieber dem Spott und Hohn der Kameraden. So 
brachte ein Holzarbeiter in Danzig, welcher fünf Kinder besass, die Summe 
von 600 Mk. znsammen. Darauf konnte ihm das Haus, welches ihm die 
Abeggsche Stiftung in Danzig erbaut hatte, aufgelassen werden. Befragt, 
wie es ihm denn möglich gewesen sei, so viel Geld zu sparen, antwortete 
er: „Das Kunststück ist, ich trinke keinen Schnaps und kein Bier und habe 
mir täglich zurückgelegt, was meine Kameraden dafür auszugeben pflegen, 
und dadurch habe ich die 600 Mk. erspart.“ 
Für die Frauen. 
Ball-Hygiene, 
Von R. Frölich-Posen. 
(Nachdruck verboten.) 
„Ach, ein Walzer, das ist mein Leben, 
Da liegt Musik, Musik darin. 
Ach, im Walzer möcht’ ich schweben 
Durch’s irdische Dasein dahin.“ 
So singt der bekannte Walzerkomponist Ludolf Waldmann, und manche 
tanzlustige Schöne stimmt ihm wohl aus vollem Herzen bei. Wir sind ja bereits 
mitten in der Saison. Wie glänzt das Gesichtclien des Backfisches, das am 
Tage gar oft so blass erscheint, beim stürmischen Galopp in freudiger Röte! 
Ist das aber wirklich eine gesunde Farbe, oder sind das nicht etwa Kirchhofs 
rosen? Nun, ich will der Jugend das Vergnügen nicht vergällen. Mag sie 
austoben. Aber leider lauern im Hintergründe eine ganze Reihe Gefahren, 
über welche man sich nicht leichtsinnig liinwegsetzen sollte. 
Das Volkswort: „Sie hat sich den Tod an den Hals getanzt“, ist durch 
aus nicht so bedeutungslos, wie vielleicht mancher Optimist glauben möchte. 
Denn die Krankheiten befallen uns, wie Hippokrates meint, nicht wie aus 
heiterem Himmel, sondern entwickeln sich aus täglichen, kleinen Sünden wider 
die Gesundheit, und erst wenn diese sich häufen, brechen die Leiden auf ein 
mal hervor. 
Der winterliche Tanz ist, wie er sich nun einmal zur Sitte ausgebildet 
hat, ein durchaus ungesundes Vergnügen. Wie wissenschaftlich festgestellt ist, 
•atmet der Mensch täglich den Sauerstoff der Luft ein und 500 Liter Kohlen 
säure aus. Dass dieselbe im höchsten Grade giftig ist, hat man durch Ver 
suche erwiesen. Schon ein Kohlensäuregehalt von 12—14 pCt. hat ausgereicht,
	        
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