Volltext: Der Naturarzt 1899 (1899)

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Trablaufen etc. bis zum leichten Schweissausbruch. Wer dies unterlässt, 
geht ihrer wohlthätigen Wirkung verlustig. 
In jenen schwierigen Fällen, wo Mangel an Schweiss die Neigung zu 
Korpulenz und Rheumatismus noch erhöhen, hilft das Sonnenbad*) in ähn 
licher Weise, wie die vorher beschriebene Dampfkur. Man lässt sich ganz 
entkleidet oder nur leicht bedeckt etwa eine halbe Stunde durchwärmen, 
sich dann feucht oder trocken in eine Ganzpackung bringen, in welcher 
meist ein sehr ergiebiger Schweiss ausbricht. Auf diese Weise wurde schon 
manche hartnäckige Hautträgheit gehoben. 
Die örtlichen Kuren bezwecken ebenfalls die kräftige Anregung 
des Blutlaufes und der Organe, speziell des Unterleibes. Starke Kälte 
reize oder der rasche und schroffe Wechsel von Wärme und Kälte bewirken 
dies am besten. 
* 
1. Schon die kräftige kalte Abreibung von Kreuz und Leib erzielt bei 
regelmässigem, längerem Gebrauch die gewünschte Wirkung. Tüchtiges 
Reiben und sofortige Bewegung danach ist aber Bedingung für den 
Erfolg. Sie bekommt am besten frühmorgens direkt nach dem Aufstehen. 
Um einen zu starken Blutandrang nach dem Unterleibe zu verhüten, welcher 
sich als Vollgefühl und Schwere zeigt, verbindet man damit des Morgens 
ein kaltes Fussbad, des Abends eine kräftige kalte Schenkelabreibung mit 
recht grobem Reibehandschuh oder Loofah. 
2. Das kurze, kalte Sitzbad von 30—50 Sekunden mit kaltem Fussbad 
verbunden ist noch wirksamer, d. h. nur dann, wenn sich Stuhlgang und 
Urinabsonderung dabei vermehren. Es ist dies ein sicheres Zeichen, dass 
auch die Periode dadurch gefördert wird. Tritt hingegen ein krampfiges 
Gefühl in den Schliessmuskeln von Darm und Scheide ein, so muss es sofort 
unterbleiben, da es alsdann auch eine gegenteilige Wirkung auf diq Frauen 
organe ausübt. 
3. Das kalte Rumpfreibebad ist von allgemeinerem und ausgesprochen 
treibenderem Einfluss als das einfache Sitzbad. Man macht es am besten 
abends vor dem Zubettgehen oder im Laufe des Tages vor dem Ausgehen. 
Man setzt sich dabei nicht in, sondern über das kalte Wasser, schöpft 
dieses mit den Händen, hebt es bis zur Hüfte hinauf und streicht dann 
kräftig längs der Bauchseiten bis zum Becken herab. 50—100 Strich ge 
nügen. Die Anzeichen, ob das Bad bekommt oder nicht, sind dieselben als 
beim kalten Sitzbade. 
4. Das Wechselsitzbad zieht man den kalten Anwendungen dann vor, 
wenn die Reaktionsfähigkeit darniederliegt und folgedessen der Leib kalt 
bleibt. Die Vorwärmung desselben durch das heisse Sitzbad von 30° be 
reitet die Rückwirkung des Kältereizes günstig vor. Man nimmt gewöhnlich 
das heisse Sitzbad 5—10 Minuten, das kalte ebensoviel Sekunden (5—10) 
und wiederholt dies 2 bis 3 mal. In Ermangelung einer zweiten Sitzwanne 
kann auch nach je 5 Minuten der Leib mit einem recht kalten nassen Hand 
tuch umlegt und abgerieben werden. — Der öftere Gebrauch des Wechsel 
sitzbades führt aber nicht selten Aufgetriebenheit des Leibes herbei, 
weshalb man gut thut, dasselbe mit einer Ableitung zu verbinden oder ab 
zuwechseln mit: 
5. Dem Wechselbeinbad. Dieses ist ein vielbekanntes Hilfsmittel im 
Volke bei zurückgetretener Periode, wobei ihm Soda oder Asche beigemischt 
ist. Wir benutzen es ohne diesen Zusatz in den gleichen Zeit- und 
Temperaturverhältnissen wie das Wechselsitzbad. Beide sind weniger ge 
*) Anmerkung: Ueber den Gebrauch von Luft- und Sonnenbädern giebt das 
Schriftchen: Luft und Sonne in ihrem Einfluss auf den gesunden und kranken Körper 
von K. Muche, Preis 20 Pfg., Selbstverlag, Aufschluss.
	        
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