Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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zu bewahren, und dass auch sie das sehr notwendig haben, da das scholastische 
System ganz darauf zugeschnitten ist, bei seinen Mitgliedern Uebermut und 
Herrschsucht ins Kraut schiessen zu lassen, was sich freilich hinter dem 
schönen Wort „Standesbewusstsein“ verbirgt. Das nutzt nichts; „in praxi ist 
nur, wer was kann, etwas wert!“ 
— Während in Deutschland selbst die Anschauungen über die Zulässigkeit 
von weiblichen Hilfsbeamten der Fabrikaufsicht noch weit auseinandergehen, 
hat man in England den Frauen ein Zugeständnis gemacht, das allerdings 
selbst dort nicht ohne heftigen Widerspruch geblieben ist. Das Unterhaus hat 
mit einer Mehrheit von 35 Stimmen den Frauen Grossbritanniens das Hecht 
erteilt, zu Stadt- und Gemeinderäten gewählt zu werden. Wichtiger als dieses 
Entgegenkommen ist jedoch für den Sozialpolitiker das neue britische Trunksuchts 
gesetz. Dasselbe giebt die Möglichkeit, Personen, die durch eine Strafthat 
Gefängnis verdient haben, in einer gewisse Bedingungen erfüllenden Trinker 
heilanstalt unterzubringen, wenn der Trunk bei der Verübung der That Einfluss 
hatte. Es wird jedoch dem Richter überlassen, je nach den Umständen, neben 
der Trinkerheilanstalt auch noch auf Gefängnisstrafe zu erkennen. In besonderen 
Fällen ist ohne weiteres auf Unterbringung in ein Trinkerasyl zu erkennen, 
so, wenn eine Person Öffentlich bis zur Unzurechnungsfähigkeit betrunken ist. 
Die Einsperrung soll niemals länger als drei Jahre dauern, doch kann nach 
neun Monaten die Entlassung erfolgen. Die Behandlung soll streng sein, doch 
stets den Grundzug der Krankenbeliandlung tragen. Das englische Trunksuchts 
gesetz hat sicher manche Mängel. Immerhin bezeichnet es unseres Erachtens 
einen Fortschritt gegenüber deutschen Anschauungen, die besonders auf 
dem Gebiete der Trunksuchtsfrage sich in einer zarten Rücksichtnahme 
verstricken, die in anderen sozialen Dingen vielleicht eher am Platze sein 
würde. 
— Wie entsteht oft Wurst-Gift? Bei geräucherten Würsten bilden 
sich hie und da Fett- oder Wasserblasen, unter der Haut, welche von 
eingedrungener Fleisch- oder Wurstbrühe herrühren mögen. Diese trocknen 
beim oder nach dem Räuchern oft ein; in dem entstandenen Hohlraume 
bilden sich nun grüne, giftige Pilze, welche aber nur bei Entfernung 
der Haut wahrgenommen zu werden vermögen. Bei warmen, 
gekochten Würsten löst sich die Haut nur schwer vom Fleische los; 
man verzehrt deshalb solche AVürste meist mit der Haut und ist dadurch 
der Vergiftung durch genannte schädliche Pilze um so leichter ausgesetzt. — 
Es empfiehlt sich deshalb dringend, solche Würste im Dampftopfe den heissen 
Dünsten (oder Dämpfen) auszusetzen, also nicht auszukochen, da sie 
durch das Kochen ausgelaugt und dadurch ihrer wertvollsten, säurebindenden 
Aschen- oder Mineralstoife beraubt werden, wofür der Geschmack der 
Wurstbrühe, welche weit gesünder und wertvoller ist, wie die 
ausgekochten Würste, bezw. ausgekochtes Fleisch, mit welchen man bekannt 
lich Hunde zu Tode füttern kann, der deutliche Beweis ist. Lässt 
man die gedämpften oder gedünsteten Würste erkalten, so kann 
man die Haut derselben leicht ablösen und sich von dem Vorhandensein 
solcher giftigen Pilzheerde überzeugen. Die Wurstbrühe, welche man zum 
Dämpfen der Würste benutzte, sollte der in ihr aufgelösten Fleischsalze 
wegen stets mitgenossen werden! 
— Ein medizinischer Skandal giebt in Paris viel zu reden und wird 
demnächst die Gerichte beschäftigen. Vor zwei Jahren musste sich eine junge 
Frau einer gefährlichen Operation unterwerfen, die von ihrem Hausarzte mit 
einem seiner Amtsbrüder vollzogen wurde. Die Patientin fühlte sich aber nicht 
geheilt und wandte sich wieder an den Arzt, der ihr erklärte, sie leide an 
einer Cystengeschwulst und sich anheischig machte, diese durch eine zweite 
Operation zu entfernen. Die Frau vertraute sich aber lieber den Chirurgen 
des Hospitals Saint Louis an, die ihr abermals den Leib aufschnitten und ein 
Instrument vorfanden, eine 25 Centimeter lange Sonde, die bei der ersten 
Operation vergessen worden war. Infolgedessen wurde die nunmehr Genesene