Volltext: Der Naturarzt 1899 (1899)

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des Rippenfells und wirkte auch kontrahierend auf entferntere Partien, so 
auf die linke Bauchhälfte, wo hauptsächlich die Wurzelgefässe des Pfort 
aderkreislaufs zu suchen sind. Die Leber wurde nicht mehr normal ernährt 
und es bildete sich Entzündung in ihr und Bauchwassersucht. Eine Narben 
bildung nimmt aber von Jahr zu Jahr eine festere Konsistenz an, deshalb 
nahm auch die Wassersucht zu, da die Zirkulation durch den zunehmenden 
Druck auf die Gefässe immer schwieriger wurde. Die Lunge konnte sich 
nicht normal bewegen und entwickeln, deshalb kam es zur Anhäufung von 
Stoffwechselprodukten in der Lunge und zur Tuberkulose derselben. Die 
Richtigkeit meiner Ansichten sollte sich bald bestätigen. Die linke Brust 
seite nahm ich besonders in Angriff; ich liess sie fleissig massieren und 
täglich auf sie erregende (Priessnitzsche) Umschläge machen. Auch auf den 
Leib liess ich gleiche Umschläge applizieren. Ich hoffte hierdurch eine 
Aufhellung der Seite zu erzielen, sowie die Zirkulation in den Bauchorganne 
zu bessern. Ausserdem liess ich täglich nasse Abreibungen mit einem 
Handtuche machen in der Weise, dass ich morgens den Oberkörper, abends 
den Unterkörper in stetem Wechsel abwaschen liess. 
Aniangs liess ich die Abreibungen lauwarm, später immer etwas 
kälter machen mit besonderer Berücksichtigung stets der kranken Seite. 
Abwechselnd liess ich auf letztere auch kalte Güsse mit einer Giesskanne 
applizieren. Ich empfahl dem Knaben, fleissig je nach Kräften grössere 
Touren zu machen, da ich Spaziergänge für die natürlichste und beste Art 
halte, die Lungen zu ventilieren und allmählich durch Anregung des Stoff 
wechsels einen heruntergekommenen Körper zu kräftigen. Der Erfolg war 
ein erstaunlicher. Nach einem Jahre traf ich den Knaben wieder und 
wunderte mich über sein gutes Aussehen. 
Die Bauchwassersucht war ganz geschwunden, Lungen- und Atem 
beschwerden hatte er keine mehr. Nur beim Bergsteigen verspürte er noch 
Müdigkeit in den Beinen. 
Innerlich war ihm kein Medikament verabreicht worden. Die Waschungen 
hatten den Appetit bei ihm angeregt und lokal die krankhaften Prozesse so 
günstig beeinflusst, dass nach und nach der sieche Körper wieder gesunden 
konnte. Als der Knabe anfangs in meine Behandlung kam, hätte ich ihm 
keine Lebenszeit von einigen Monaten mehr zugerechnet. 
Gewerbe- und Wohnungshygiene. 
— Gemeinnützige Bauunternehmungen. Die Aktiengesellschaft „Nürnberger 
Wohnungsverein“ hat bis jetzt neun Häuser mit 66 fünf- und vierräumigen 
Wohnungen errichtet. Die „Nürnberger Baugesellschaft“ hat bis jetzt 
28 Häuser gebaut, von denen 25 verkauft sind. Die Liegnitzer „Wohnungs- 
Genossenschaft“, am 10. Mai 1897 gegründet, hat drei Häuser angekauft und 
mit dem Bau weiterer Häuser, bei in Aussichtstellung einer städtischen 
Unterstützung, begonnen. Der Mainzer Bau- und Sparverein hat mit der 
Herstellung weiterer 50—60 Wohnungen von je 2—3 Zimmern begonnen. 
In Posen begründet sich eine Baugenossenschaft für Arbeiterwohnungen, an 
welcher sich der Oberpräsident mit einer Summe von 2000 Mk. beteiligt. In 
Ereiburg i. Br. wurde mit 122 Mitgliedern ein Bäuverein gegründet. In 
Lauban wurde ein „Spar- und Bauverein“ gegründet, dem sofort 132 Per 
sonen, meist Angestellte der Eisenbahn, beitraten. In Görlitz bildete sich 
ein Spar- und Bauverein; derselbe hat zur Errichtung von fünf Häusern ein 
städtisches Grundstück gekauft. Das im Bau begriffene erste Haus wird 
für 14 Eamilien Wohnungen von 60—132 Mk. jährlichen, nicht steigerungs- 
fähigen Mietzins enthalten. 
— Kinderarbeit. Wie in Grossstädten die Kinder als Erühstückträger, 
Kegeljungen, Wagenaufseher, Statisten, Zeitungs- und Laufburschen arbeiten
	        
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