Volltext: Der Naturarzt 1899 (1899)

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Bundes- und Vereins-Angelegenheiten. 
Wo giebt es eine würdige Priessnitz-Feier? 
Bevor wir zur Beantwortung dieser Frage schreiten, ist es 
wohl überflüssig, auf die Bedeutung des Tages hinzuweisen, an 
welchem vor hundert Jahren der Mann geboren wurde, der von 
der Vorsehung berufen war, eine Umwälzung auf dem Gebiete 
Heilkunde zu bewirken, wie sie seit Menschengedenken nicht er 
lebt war. 
Dennoch gewinnt es fast den Anschein, als sollte diese Feier 
nicht allenthalben in einer des grossen Toten würdigen Weise be 
gangen werden; als hätte man vergessen, welches grosse, ja unendliche 
Verdienst der einfache Priessnitz um unsre heute so blühende 
Naturheilkunde hat. Vor kurzer Zeit noch war es mindestens 
zweifelhaft, ob selbst auf dem Gräfenberge, der Geburtsstätte der 
neuen Heilslehre, am 4. Oktober von den Anhängern und Vertretern 
der Naturheilkunde eine entsprechende Feier veranstaltet werden 
würde; ja selbst heute ist es noch nicht entschieden, ob dabei der 
deutsche Bund, die Bundes-Gruppen und wenigstens die grössten 
Naturheilvereine in einer der ausserordentlichen Feier würdigen Weise 
vertreten sein werden. 
Ich meine aber, dass wir es dem Andenken des Schöpfers 
der heutigen Naturheilkunde schuldig sind, der Nachkommenschaft 
zu zeigen, wie sehr gerade wir seine Verdienste zu schätzen 
wissen. Oder sollen wir es den sogenannten wissenschaftlichen Ver 
tretern der physikalischen Heilmethode überlassen, Priessnitz zu 
belorbeeren, von denen etliche schon wunder denken,, wie gerecht sie 
sind, wenn sie den Priessnitz-Umschlag gelten lassen? Wir würden 
wahrlich wenig Verständnis zeigen für die Bedeutung der Naturheil 
kunde und für unsre Bewegung, ja gewiss, wir würden uns unsterblich 
blamieren, wenn wir die Gelegenheit unbenützt vorübergehen liessen, 
ohne eine grossartige Propaganda zu Gunsten der Lehre des Mannes 
zu veranstalten, dessen Jahrhundertfeier wir so würdig wie nur irgend 
möglich gestalten sollten. 
Und werden wir in absehbarer Zeit wieder Gelegenheit finden, 
zu einer so mächtigen Massen-Agitation, wie wir sie jetzt haben? 
Nun könnte man zwar sagen, dass bis zum 4. Oktober noch 
viel Zeit sei, und dass bis dahin noch viel vorbereitet werden könne. 
Aber wo hört und sieht man denn etwas von einer vorbereitenden 
Agitation? Auf welcher Gruppenversammlung ist die Rede davon 
gewesen; wer hat die Vereine rechtzeitig und nachdrücklich auf 
gefordert, eine würdige Feier zu veranstalten, soweit es die Vereins 
mittel und lokalen Verhältnisse immer gestatten? Soviel ich mich 
erinnere, hat zwar der B.-V. einmal im Nachrichtenblatt dazu auf 
gefordert, aber von wieviel Vereinen ist es beachtet worden und 
wieviel Vorstände haben daraufhin gleich die nötigen Schritte gethan? 
Ueberall sollte es heilige Ehrenpflicht des Ge samt-Vorstandes 
sein, rechtzeitig in eine Beratung darüber einzutreten, wie man 
diesen Tag würdig begehen, wie man möglichst viel Gäste anziehen 
und diese durch eine agitatorisch wirksame Festrede für unsre Sache 
gewinnen könnte. Dass die grössten Vereine, wie in Berlin, Dresden,
	        
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