Volltext: Der Naturarzt 1899 (1899)

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im Winter, wie wird gesündigt in der Stundenzahl überhaupt und wie wird 
gesündigt mit den häuslichen Aufgaben. Die Schablone und die Lehrpläne, 
die auf gute oder doch mittelgute Schüler in ordentlicher häuslicher Auf 
sicht berechnet sind, beherrschen alles und man macht Kinder, die schon 
schwach und krank, schwächer und kränker, ohne sie deshalb mit mehr 
Wissen und Können für das Leben auszustatten. Dem Lehrer verbittern 
die Zustände das Dasein, er wird gereizt, zornig in seiner Nervosität und zu 
den hygienischen Mängeln der Schule kommt dann vielleicht der Stock oder 
gar die Misshandlung. 
Kurz, die Stätte, wo der Grund zu einer guten gesamten Volkshygiene 
gelegt werden könnte und sollte, giebt selbst schlechte Beispiele und so 
steht es mit der Volksgesundheit vorerst trotz aller Sanatorien und Lungen 
heilstätten keineswegs zum Besten. Nur gute Vorbeugungsmittel gegen 
Krankwerden, nur geeignete Mittel der Verhütung des Krankwerdens und 
stete Belehrung über zweckmässige Lebensweise in der Arbeit und im Genuss 
vermögen kräftigere Geschlechter hervorzubringen; so wie es jetzt steht, 
gehen wir weiterer Entkräftung und weiteren Volkskrankheiten entgegen. 
Ernährung. 
Die Auswahl und Zubereitung der Gemüse. 
Ein Kapitel für unsere Hausfrauen. 
Von R. Frölich. 
Nachdruck verboten. 
Man hört so oft von Frauen klagen, ich möchte ja gern Gemüse auf den 
Tisch bringen, aber mein Mann ist ein abgesagter Feind davon, und auch die 
Kinder mögen es nicht essen. Woher kommt das wohl? Nun, es giebt eben 
keine Wirkung ohne Ursache. Es ist leider wahr, dass die meisten Frauen die 
Gemüse weder in richtiger Weise auswählen, noch sachverständig zubereiten. 
Man darf sich darum nicht zu sehr wundern, dass der ganzen Familie das 
mangelhaft zubereitete Gemüse nicht schmeckt, und sie von demselben nichts 
wissen will. Und doch steckt eine hohe Nährkraft in demselben. 
Wir besitzen ja allerdings bis jetzt noch keine wissenschaftlich fest 
stehende Ernährungs - Theorie. Indes hat Professor C. von Voit in München 
doch durch eine grosse Anzahl von Versuchen festgestellt, dass ein massig 
arbeitender Mann mittlerer Grösse zur Erhaltung seines Körpers täglich 2818 
Gramm Wasser, 118 Gramm Eiweiss, 56 Gramm Fett, 500 Gramm Kohlehydrate, 
32 Gramm Salze und 744 Gramm Sauerstoff in der Atemluft braucht. Der 
Mensch kann also weder von Eiweiss allein, noch von Stärkemehl und Fett 
allein leben und arbeiten. Wir brauchen eine Nahrung, in der jeder dieser 
Nahrungsstoffe in dem richtigen Verhältnisse vertreten ist. Gewöhnlich glauben 
die Männer dadurch am besten für die Kräftigung ihres Körpers zu sorgen, 
wenn sie viel Fleisch gemessen. Und letzteres enthält in der Tliat 18°/o bis 
22% Eiweiss, aus dem im wesentlichen die Gewebe und Organe unsers Körpers 
gebildet werden. Nun ist aber das Fleisch sehr arm an Kohlehydraten oder 
Zuckerbildnern, welche sich in umserm Gemüse und in den Hülsenfrüchten in 
grosser Menge vorfinden. Auch fehlen ihm die für die Blutbildung so ausser 
ordentlich wichtigen Nährsalze, welche in grosser Zahl das Gemüse und das 
Obst auf weisen. Allerdings darf nicht geleugnet werden, dass die pflanzlichen 
Nahrungsmittel eine grosse Masse unverdaulichen Zellenstoff enthalten, der aber 
für eine gute, natürliche Darmthätigkeit von grosser Bedeutung ist. Nicht 
uninteressant dürfte es sein, zu erfahren, dass einige Vegetabilien das Fleisch 
an Eiweissgehalt übertreffen. Haben doch Linsen, Erbsen und Bohnen 23% 
bis 25% Eiweiss. 
Wie aber soll man das Gemüse auswählen? Da muss man zunächst den 
Umstand beachten, dass das älteste Gemüse immer das schlechteste ist. Darum
	        
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