Volltext: Der Naturarzt 1899 (1899)

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Die Behandlung muss immer darauf hinauslaufen, den Stoffwechsel 
anzuregen und das können wir nie und nimmer mit Arzneimitteln erreichen, 
sondern einzig und allein durch natürliche Heilmittel, durch Wasserbehand 
lung, Massage, Gymnastik u. s. w. 
Besonders wenn wir gleich im Anfänge der Erkrankung zu dieser 
Behandlung greifen, erreichen wir oft die schönsten Erfolge. Wenn man 
jedoch, wie es leider so häufig geschieht, erst die ganze .Reihe der Arznei 
mittel abklappt und dann schliesslich, nachdem man sich von der Wirkungs 
losigkeit derselben überzeugt und zudem durch diese chemischen Mittel den 
Stoffwechsel noch mehr untergraben hat, zu der naturgemässen Behandlungs 
weise als letzten Rettungsanker seine Zuflucht nimmt, dann muss man sich 
nicht wundern, wenn auch sie oft nicht mehr zu helfen vermag. 
Die akute, wandernde Gelenkentzündung 
(akuter Gelenkrheumatismus). 
Von A. Scholta-Freiburg i. S. 
Wie eine falsche Krankheitsbezeichnung und -auffassung Verwirrung an- 
richten und die Krankenbehandlung in falsche Bahnen lenken kann, das beweist 
uns die heutzutage übliche Behandlung des sogenannten „akuten Gelenkrheuma 
tismus“,— einer Gelenkentzündung, welche wie die Lungen- und Brustfellentzündung* 
eine Entzündungskrankheit ist und wie diese mit Kühlung behandelt werden 
müsste, von der gegnerischen Schule aber „ja nicht mit Wasser“, sondern mit 
„trockener Wärme“, sorgfältigem „Schützen vor Zugluft und vor Erkältung“ 
behandelt wird. „Damit der Rheumatismus nicht zurücktritt“, wird „jede 
Verkühlung der kranken Gelenke sorgfältig vermieden“. Selbst sonst wasser 
freundlich gesinnte Aerzte-haben für solche Kranke stets die Worte: „Nur 
nichts Nasses“. Und schon Grossmutter wusste (!), dass man beim Rheumatismus 
nicht Wasser anwenden soll, ein Umstand, mit dem die Naturheilkunde schwer 
zu kämpfen hat. 
Unter dem fälschlich angewandten Namen „akuter Gelenkrheuma 
tismus* 4 versteht man eine mit Eieber einhergehende, äusserst schmerzhafte 
Entzündung der Gelenke. Binnen wenigen Stunden entwickeln sich, meist in 
mehreren Gelenken zugleich äusserst heftige Schmerzen, der Puls steigt auf 
100 — 120 Schläge pro Minute, der Urin wird trübe, die Körpertemperatur 
steigt schnell, wenn auch nicht zu sehr hoher Höhe an und infolge eines serösen 
(Blutwasser-) Ergusses in die Gelenkhöhlen schwellen die entzündeten Gelenke 
unter mässiger Rötung an. Oft bleibt kein Gelenk des Körpers von dieser 
Entzündung verschont. Der Reihe nach werden bald ein oder mehrere Ge 
lenke zu drei bis vier und noch mehr Malen nacheinander von der Entzündung 
befallen. Sogar die Finger- und Zehengelenke, die Rückenwirbel-, Halswirbel- 
und Kiefergelenke, welche sonst selten der Sitz des Rheumatismus sind, werden 
, ergriffen. Gewöhnlich sind es die Hand-, Fuss-, Knie- und Hüftgelenke, in 
welchen sich die Entzündung zuerst und unter öfterem Kommen und Gehen 
abspielt. Die Entzündung befällt ein Gelenk so oft, bis es durch die vielen 
Angriffe immun (geschützt) geworden ist. Während der ganzen Dauer der 
Krankheit, welche B—6 Wochen dauert, seltener sich aber auch 10—12 Wochen 
hinzieht, sind sehr reichliche, saure Schweisse*) vorhanden, welche, wie all& 
*) Der saure Schweiss entsteht durch das Unvermögen die Blutes, die stick 
stoffhaltigen Abfallstoffe zu Harnstoff zu verbrennen; die Verbrennung ist eine unvoll 
kommene, und es bildet sich ähnlich wie im Ofen das Halbverkohlte im Körper die 
Harnsäure, welche eine Vorstufe des Harnstoffs ist.
	        
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