101
männlichen Stimmen niedergedonnert wird. So erging es jüngst einer
Bostoner Zeitung, die darüber klagte, dass es Jahr um Jahr für junge
Männer, die die Schulen und Kollegs verliessen, schwieriger würde, eine
lohnende Anstellung zu finden. Dies läge an der weiblichen Konkurrenz
und es wäre wünschenswert, wenn die jungen Männer fortan zum Kampf
ums Leben schreiten könnten, ungehindert von der Konkurrenz derer, die
eie zu beschützen suchen, damit sie um so eher in die Lage kämen, eine
von ihnen zu der hohen Stellung, die die Natur ihrem Geschlecht anweist,
zu erheben.
Kaum war diese Bemerkung der betreffenden Zeitung entschlüpft, als
eine andere Bostoner Zeitung, der „Daily Avertiser“, sich beeilte, sie ebenso
trefflich als scharf zu widerlegen. „Warum ein Mädchen oder eine Frau
aufhören soll, ihr tägliches Brot zu verdienen, weil sie möglicherweise eines
Tages heiraten könnte, ist nicht klar. Mit Ausnahme von Zeiten geschäft
lichen Niederganges wird es einem gesunden und kräftigen jungen Manne,
der heiratswert ist, immer auch angesichts der weiblichen Konkurrenz
möglich sein, sich zu ernähren. Wenn er es nicht kann, dann wird ihn
vielleicht seine Frau ernähren. . . . ✓ . Jedenfalls ist es zu spät, um eine
Grenze zwischen männlicher und weiblicher Arbeit zu ziehen. Verheiratete
Frauen sind manchmal bessere Geschäftsleute als ihre Männer. Hier in
Boston giebt es eine grosse Anzahl von Frauen, die Geldanlagen gut be
urteilen können und die sicherlich weniger Geld als ihre Männer im Laufe
eines Jahres verschwenden. Gewiss würde der grösste Teil der hiesigen
Männer schwerlich geneigt sein, dem Vorschläge zuzustimmen, dass nur der
Mann das Hecht haben soll sich zu ernähren, während die Frau sich damit
zufrieden geben soll, ihren Verwandten so lange zur Last zu fallen, bis
irgend ein gutmütiger Mann sich ihrer annehmen würde, um die Kosten
ihres Unterhalts zu bestreiten. u
Eine solche Sprache kann nur in einem Lande geführt werden,
wo Frauen ihre Tüchtigkeit so kräftig bewiesen haben, wie in Amerika.
Kinderpflege und Schulhygiene.
Adenoide Vegetation im Nasenrachenraume der Kinder.
Von Dr. med. Adolf Klein.
Schon vor mehr als einem Jahrzehnt haben gewissenhafte Aerzte das
preussische Unterrichtsministerium veranlasst, die Aufmerksamkeit der Lehrer
auf schwerhörige und schweratmende Schulkinder zu richten.
Da diese Leiden meist ihren Grund in einer Geschwulst des Nasenrachen
raumes haben und diese zu beseitigen möglich ist, sind Eltern und Pfleger,
Vormünder und besonders die Pädagogen hierauf aufmerksam zu machen,
weil bei Unterlassung der ärztlichen, leicht zu bewerkstelligenden Hilfe die
damit behafteten Kinder eine schwere Einbusse an ihrer geistigen Ausbildung zu
erleiden haben.
In den verschiedensten Ländern haben die bedeutendsten ärztlichen
Autoritäten ihre Stimme erhoben, dass diese immer mehr in die Erscheinung
tretende adenoide Vegetation im Nasenrachen rau me der Kinder
seitens der Lehrer und Eltern grössere Beachtung finde, welche bei früh
zeitigem Erkanntwerden so einfach und leicht zu beseitigen sind, bei Ver
nachlässigung aber von der schwerwiegendsten Bedeutung für die Zukunft
der Kinder sein müsste.
Professor Guy e in Amsterdam, Dr. B aulin in Marseille, Dr.V. Lange
in Kopenhagen und Dr. M. Bresgen in Frankfurt a. M. ist es haupt
sächlich zu danken, dass diese so weitverbreitete Krankheit richtig erkannt
und die Initiative zu ihrer Heilung ergriffen worden ist.
Leider sind die Lehrer selten imstande, jedes einzelne Kind auf die