Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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in meinem vorigen Aufsatz über Croup als für die Diphtheritis 
charakteristische Zeichen, nämlich der schon in ziemlicher Entfernung 
vom Kranken bemerkbare widrige, faulige Geruch übrig bleibt. Die 
Diphtheritis hat bald im Kachen, bald in der Nase ihren Sitz, wenn 
sie aber in die Kehle hinuntersteigt, dann beginnt das gefährliche 
Stadium, welches darum so gefährlich ist, weil, wenn nicht zeitig 
zur Operation geschritten wird, die Patienten durch Verstopfung der 
Luftröhre, an Erstickung sterben. 
Da dieser Aufsatz zu Nutz und Frommen der Laien geschrieben 
ist, so rate ich, ehe der Arzt kommt, weil man gewöhnlich kein zu 
übermässiges Fieber findet und dagegen nicht anzukämpfen braucht, 
keine Zeit zu verlieren, und durch die von Siegert in seinem vor 
trefflichen, Buch beschriebenen Dampfbettbäder, die man alle 
4—5 Stunden wiederholt, den innern gefährlichen Krankheitsprozess 
auf die weite Oberfläche der Haut zu ziehen. 
Dr. Schulze. 
Die naturgemässe Behandlung der Schwindsüchtigen 
ausserhalb der Volksheilstätten. 
Von Dr. M. Hirschfeld-Charlottenburg. 
So sympathisch wir vom Standpunkte der Naturheilmethode 
der Bewegung gegenüberstehen, welche seit einigen Jahren mit 
grosser Lebhaftigkeit die Gründung von Volksheilstätten für Lungen 
kranke betreibt, so darf dabei doch nicht übersehen -werden, wie es 
von einigen um die Heilstättensache besonders verdienten Ge 
lehrten zu geschehen scheint, dass es sich hier gegenüber einer so 
gewaltig verbreiteten Krankheit, die an Ausdehnung und Bedeut 
samkeit für das deutsche Volk nur noch mit dem Alkoholismus und 
den venerischen Krankheiten verglichen werden kann, doch nur um 
eine recht geringe Hilfe handelt. Es befinden sich gegenwärtig in 
Deutschland 25 Lungenheilanstalten im Bau, im günstigsten Fall 
werden in 10 Jahren 50 im Betrieb sein, die dann hochgerechnet im 
Jahr 2500—3000 Schwindsüchtigen Aufnahme gewähren können. 
Was will das sagen gegenüber 1 300 000 Schwindsüchtigen. — O, 
welche Fülle des Jammers schliesst diese Zahl in sich —, welche wir 
gegenwärtig im Deutschen Reich, gegenüber 25 000 Tuberkulösen, 
welche wir zur Zeit allein in Berlin haben. Bekanntlich erhält man 
diese Zahl, indem man die Summe der Todesfälle c. 200 000 im Jahr 
mit 6 bis 7 multipliziert, da so viel Jahre die durchschnittliche 
Dauer der Krankheit beträgt. Es sind aber bei dieser Berechnung 
die Geheilten völlig ausser Acht gelassen, wir gehen jedoch nicht 
fehl, wenn wir annehmen, dass auch schön jetzt eine ganze Anzahl 
Schwindsüchtiger genesen, haben doch pathologische Anatomen bei 
50 % j a neuerdings sogar bei 90 % sämtlicher auf den Seziertisch 
zu ihrer Beobachtung gelangenden Leichen, darunter völlig ,.gesunder 
Leichen“ d. h. solcher, die mitten aus dem Leben etwa durch einen 
Eisenhahnunglücksfall getötet wurden, vollkommen ausgeheilte 
Schwindsuchtsheerde nachweisen können. 
Nachdem von lungenspezialistischer Seite erklärt worden ist: 
„Die arzneiliche Behandlung der Lungenschwindsucht hat gänzlich
	        
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