Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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Man nehme dies und jenes. — Denn da taucht in den allermeisten 
Fällen die Frage auf: Woher ,■ nehmen“, wenn nicht stehlen? — 
Ich möchte deshalb meinen Vorschlag noch dahin ergänzen, dass 
der Bundesvorstand einen oder mehrere Preise aussetzte für die beste 
oder die besten derartigen Abhandlungen. 
Sollen diese Broschüren dann auch ihren Zweck erfüllen, so 
muss auch die Verbreitung derselben eine planmässige sein. Wie 
schon angedeutet, müssten solche Agitationsschriften am besten 
kostenlos abgegeben werden. Man müsste sich dann an die ver 
schiedensten Arbeitervereine wenden und denselben eine entsprechende 
Anzahl überweisen. Weiter dürfte keine Krankenkassenversammlung 
hingehen, in der nicht solche Schriften zur Verteilung gelangten. 
Endlich müssten sich auch unsere Redner den verschiedenen Arbeiter 
vereinen unentgeltlich zur Verfügung stellen, eventuell könnten die 
selben aus der Bundeskasse bezahlt werden. 
Sollten diese Vorschläge Anklang finden, so bin ich der festen 
Ueberzeugung, dass die Verwirklichung derselben dazu beitragen 
wird, die Naturheilbewegung einen guten Schritt vorwärts zu bringen: 
sie zu dem zu machen, was sie sein soll und sein muss: eine Volks 
bewegung. 
Wenn wir den vorstehenden Artikel unverkürzt zum Abdruck 
bringen, so geschieht dies einmal, weil wir die Anschauungen des 
Verfassers im ganzen und grossen teilen, dann aber auch, um einen 
wunden Punkt hier einmal zur Debatte zu bringen. Mit Unrecht 
macht nämlich der Herr Vorredner die Art und Weise der Agitation ver 
antwortlich für das verhältnissmässig langsame Vordringen unserer 
Bewegung in den Kreisen des Arbeiterstandes. Nicht uns, nicht die 
Arbeiter, nicht die Leiter der Arbeitervereine, sondern die Arbeiter 
presse trifft die Schuld, da diese unseren Bestrebungen eine viel 
fach an direkte Feindseligkeit grenzende Abneigung entgegen- 
bringt. Gerade die Bemühungen unseres Mitredakteurs Gerling 
auf dem Gebiete der Agitation in Arbeiterkreisen sind bekannt. Der 
Erfolg war ein stets zufriedenstellender, wenn nicht von seiten der 
Arbeiterpresse („Vorwärts“ etc.) und vieler Arbeiterführer ganz ent 
schieden gegen das Fortschreiten dieser Bestrebungen Front gemacht 
worden wäre. Der Verein Dresden-Pieschen ist erst kürzlich durch 
das dortige Arbeiter-Organ in geradezu empfindlicherWeise geschädigt 
worden, obwohl die Mehrzahl der Mitglieder Arbeiter sind. Oftmals 
machte es den Eindruck, als fürchte man an gewissen Stellen unsere 
Lehren, weil dieselben die bekannte „verdammte Bedürfnislosigkeit“ 
noch erhöhen, anstatt vermindern könnten. Von seiten der Bundes 
leitung angebotene Artikel wurden „ungelesen“ rundweg abgelehnt 
u. s. w. u. s. w. Wenn die Ortskrankenkassen sowohl wie die Volks- 
und Arbeiter-Bildungsvereine Vorträge wünschen, so wird der Bund 
nach Kräften dieselben unterstützen. Zur Illustration diene, dass 
Gerling etwa 18 Arbeitervereinen in Berlin und Umgebung Gratis 
vorträge über den Wert der Pockenimpfung anbot — zwei Vereine 
nahmen an, die übrigen lehnten ab bezw. wollten lieber Honorar 
bezahlen, wenn sie hypnotische Experimentalvorträge haben könnten. 
Dabei ist Gerling ein in Berlin bekannter und in Arb eit er verein eil
	        
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