Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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Frankenthal einstimmig gewählt und diesem auch die Geschäftsführung- 
übertragen. — 
— Aus den Vereinen. Wie rege die Agitation von den Bundesvereinen be 
trieben wird, beweist der Umstand, dass sämtliche Flugblätter des Bundes bereits 
vergriffen sind und neuaufgelegt werden müssen, obwohl bei Saisonbeginn 
grössere Vorräte bereitgestellt waren. Die Flugblätter werden den Vereinen 
kostenlos überlassen. — Der Verein Fürth hat sich aufgelöst. — Der 
Verein Chemnitz I beging am 1. und 2. November die Jubelfeier seines 
30jährigen Bestehens. Von vielen Brudervereinen waren Glückwünsche ein 
gegangen; der Bundesausschuss war durch Herrn C. Winter-Dresden, der 
Bundesvorstand durch Gerling vertreten. Im Namen des Vereins ernannte 
der I. Vorsitzende Herr Architekt Bob. Felix Wolf die Herren Budolff 
Daniel und Otto Hessel, langjährige treue Mitarbeiter des Ehren 
präsidenten Herrn W. Beppert, zu Ehrenmitgliedern. — 
— Die Fragebogen zur Aufstellung einer Statistik haben recht wertvolles 
und interessantes Material geliefert. Es konnte festgestellt werden, dass der 
deutsche Bund am 1. November 1898 im ganzen 636 Vereine mit zusammen 
104 210 Mitgliedern zählte. Diese 636 Vereine werden von 4622 Vorstands 
mitgliedern geleitet und es wirken in denselben 48 approbierte Aerzte und 
82 Laienpraktiker als „angestellte Vereinsärzte“, 34 Vereine besitzen eigene 
Badeanstalten, 305 Vereine eigene Badegeräte. 422 Vereine besitzen eigene 
Büchereien mit zusammen 33 827 Bänden. 26 Vereine besitzen ein eigenes 
Vereinsorgan, 105 Vereine geben eigene Flugblätter heraus. Von Bundes 
mitgliedern werden 73 Naturheilanstalten und 181 Naturheilbäder geleitet, 
neben dem Naturarzt werden von den Vereinsleitungen noch 36 andere Zeitungen 
gehalten, und ist die erfreuliche Thatsache festgestellt worden, dass die bundes 
feindlichen Blätter, d. h. diejenigen, welche nicht eine gesunde und wünschens 
werte Kritik üben, sondern auf Zersplitterung des Bundes hinarbeiten und 
prinzipielle Opposition machen, in überraschender Weise zurückgegangen sind, 
so dass sie fast gar nicht mehr in Betracht kommen können. Es ist dies ein 
schöner Beweis für das zunehmende Gefühl der Einigkeit im Bunde, die ja 
schliesslich auch das Merkmal seiner Kraft sein muss. 
— Naturheilkundige dürfen Krankheitsbescheinigungen für Kassen ausstellen. 
Bei Gelegenheit einer Bevision der Verwaltungsstelle einer Krankenkasse, die 
in Berlin und anderen Orten Bureaus unterhält, ergab sich, dass einem Mitgliede 
der Kasse Krankengeld auf Grund von Bescheinigungen eines Naturheilkundigen 
gezahlt worden war.- Der Vorsteher Voigt und der Kassierer Mohr erhielten 
darauf polizeiliche Verfügungen, durch welche ihnen u. a. bei Strafandrohung 
verboten wurde, auf Grund von Bescheinigungen eines nicht approbierten 
Arztes Krankengeld auszuzahlen. Gegen die betr. Verfügungen erhoben Voigt 
und Mohr Klage und betonten, dass nach § 8 des genehmigten Statuts die 
Kasse den Mitgliedern auf ihren Wunsch freie Behandlung durch einen Natur 
heilkundigen zu gewähren habe; daraus folge, dass dieser auch Bescheinigungen 
über den Verlauf der Krankheiten auszustellen habe. Der Bezirksausschuss 
wies jedoch die Klage ab und machte geltend, wenn das Gesetz auch nicht aus 
drücklich das Erfordernis der Krankheits-Attestierung von approbierten Aerzten 
ausgesprochen habe, so sei dies ohne weiteres anzunehmen. Die Erteilung von 
Zeugnissen über Erwerbsfähigkeit habe auch einen öffentlich rechtlichen Cha 
rakter und dürfe daher nur von solchen Personen ausgeübt werden, die ihre 
Befähigung dazu nachgewiesen haben. — Das Oberverwaltungsgericht nahm 
aber an, da das Statut der Kasse eine Behandlung von Mitgliedern durch 
Naturheilkundige zulasse, so sei auch anzunehmen, dass die Naturheilkundigen 
Krankheitsbescheinigungen ausstellen dürfen. 
— Die namentlich in der Thüringer Bundesgruppe durch ihre Vorträge be 
kannte und beliebte Naturärztin Anna Schulz in Zeitz ist nach Meiningen übergesiedelt. 
Nachdem die verschiedensten Versuche der Herren. Aerzte, ihrem segensreichen 
Wirken in Zeitz Einhalt zu thun, mißglückten, hat man durch plötzliche Versetzung 
ihres Gatten, eines Eisenbahnbeamten, nach Meiningen sich die unbequeme Kon
	        
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