Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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Beleidigung 1 , wenn man ihnen sagt, die Impfung sei an vielen Orten nur dazu 
vorhanden, den Bezirksärzten eine Unterstützung zu gewähren, obwohl dies 
s. Z. von Herrn Prof. Dr. Gutstadt, dem Direktor des kgl. preuss. Statist. 
Amtes selbst zugestanden wurde. Das Kaiserliche Ges.-Amt und insbesondere 
der Referent in Impfangelegenheiten, Herr Reg.-Rat Dr. med. Kübler 
sammelt mit grossem Pleiss das Material, welches für den Wert der Pocken 
impfung beweiskräftig werden kann. Da nun aber naturgemäss dieses Material 
überaus spärlich ist, so wird auch minderwertiges Material verwendet und 
damit die Tagespresse versorgt. Das grosse Publikum prüft ja nicht — es- 
glaubt was es liest, und den Impfgegnern wird das Wort nur selten erteilt. 
Es ist deshalb mit Genugthuung zu begriissen, dass ein angesehenes ärztliches 
Fachblatt, die „Allgemeine Medizinische Central-Zeitung“ in den Nummern 
80—82 eine grössere Arbeit veröffentlicht, welche die Haltlosigkeit der Schluss 
folgerungen und die Unzulänglichkeit der Beweisführungen des Kaiser! Ges.- 
Amtes unwiderleglich konstatiert, zugleich aber auch die keineswegs einwand 
freie Art der Verwendung des Materials und der Berichterstattung überhaupt 
einer vernichtenden Kritik unterwirft. Dem Berichterstatter des Kaiser! Ges.- 
Amtes wird der Vorwurf gemacht, dass er Dinge mit Stillschweigen übergehe, 
die gegen die von ihm vertretene Theorie sprechen, dass die Art seiner 
Berichterstattung an einer Stelle sog’ar geeignet sei, eine Täuschung zu er 
wecken und dass seine Mitteilungen von einer „sehr oberflächlichen wissen 
schaftlichen Auffassung“ zeugen. Der Autor, es ist Dr. Böing, der wohl 
Gegner des Impfzwanges, aber Anhänger der Impfschutztheorie ist, kommt zu 
folgenden Schlusssätzen : 
1. In der Pockenepidemie von Sheffield 1892/93 starben nur 
geimpfte Kranke, die nicht geimpften genasen. 
2. In dein g u tg e i m p ft e n Warrington trug die Pockenepidemie 
zu derselben Zeit einen heftigeren Charakter als 
3. in dem ganz schlecht geimpften Leicester. 
Diese drei ThatSachen genügen vollständig, um die von Herrn Kübler 
verteidigte, resp. neu begründete Lehre von der Dauer und Intensität des- 
Impfschutzes gegen Blattern auf ein sehr bescheidenes Mass zurückzuführen 
und den gesetzgebenden Faktoren die Pflicht aufzuerlegen, aufs neue die Grund 
lagen des Zwangsimpfgesetzes von 1874 einer unparteiischen Prüfung- 
durch eine aus Freunden und Gegnern des Gesetzes zusammengesetzte Sach- 
verständigen-Kommission zu unterwerfen.“ 
Wir aber fragen wohl mit Hecht : „Soll in Deutschland die Anschauung- 
eines Mannes, ja selbst auch einer Behörde, die doch von Irrtümern nach 
weislich keineswegs frei ist, wirklich mehr Geltung haben als der gegenteilige,, 
auf traurige Erfahrung begründete Wille eines grossen Teiles des Volkes? — 
Wir bitten die Regierung und Volksvertretung um Antwort! — R. G. 
Vereine und Mitglieder können den Kampf gegen die Impfung nicht besser 
unterstützen, als durch ein Abonnement auf den „Impfgegner“. Jahrespreis 
nur 2 Mark. Zu beziehen: Dresden, Cranachstr. 18. Gleichzeitig bemerken 
wir, dass der „Impfgegner“ nicht, wie von einem andern Blatte wider besseres 
Wissen behauptet wird, ein „Privatunternehmen“ des Redakteurs, sondern viel 
mehr Eigentum des Dresdener Impfgegnervereins ist. Alle Ueberschiisse wendet 
der Verein der Agitation gegen den Impfzwang zu. R. G. 
Bundes- und Vereins-Angelegenheiten. 
Erklärung. 
Die Veröffentlichung des Artikels „Naturheilbewegung und Koalitions 
recht“ in voriger Nummer hat einen Herrn W. Born sen., Ingenieur, ver 
anlasst, in der „Deutschen Warte“ in einem von Sachkenntnis nicht
	        
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