Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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müssen die Beine der Frau fest gekreuzt werden, den Oberkörper 
möglichst tief legen und durch kalte Leibaufschläge zusammenziehend 
auf die Gebärmutter wirken. Auch warme und kalte Ausspülungen haben 
denselben Zweck. Krampfzustände, hysterischer oder eklamptischer (epi 
leptischer) Art sind unwillkommene Erscheinungen während der Geburt;: 
erstere sind weniger gefährlich und zeigen sich bei nervösem überreiztem 
Nervensystem. Durch Bespritzung mit kaltem Wasser, erfrischende 
Getränke, sowie durch beruhigendes Zureden lassen sie sich über 
winden; anders aber die eklamptischen Anfälle, wo die Ursachen 
schon tiefer liegen und die ersten Symptome in die Schwangerschaft 
fallen. Dass dieses Leiden zum Ausbruch kommt, verursacht in /3 . 
aller Fälle auch die Unwissenheit der Frauen, weil sie die ersten 
Symptome nicht zu beachten verstehen. Die Vorboten dieses gefahr 
bringenden Zustandes sind Kopfschmerzen, Magenschmerzen, Ge 
schwulst der Beine, Arme und des ganzen Körpers, Störungen im 
Sehen, eiweisshaltiger Urin, Nierenstörungen geben zu diesen Er 
scheinungen Veranlassung und würden die Frauen dergleichen Zustände 
zu beobachten verstehen und als Krankheitsymptome erkennen, se 
könnte wohl das Leiden in vielen Fällen ganz unterdrückt werden. 
Grösste Ruhe, reizlose Diät, Umschläge, milde Schwitzbäder führen 
zur Heilung und muss man sie bis zur Geburt erreicht haben, damit 
während der Geburt die Anfälle nicht auftreten und das Leben der 
Frau bedrohen. 
Die zu frühe Loslösung der Nachgeburt habe ich schon oben er 
wähnt, jedoch ebenso gefährlich als Blutungen vor Ausstossung des Kindes 
sind dieselben nach der Geburt, hervorgerufen durch unvollständige 
Loslösung der Nachgeburt. Gleich nachdem das Kind geboren ist, 
lege man die Frau mit geschlossenen Beinen in Rückenlage, greife 
mit der Hand durch die Bauchdecke und suche die Gebärmutter zu 
umgreifen, die als feste kindskopfgrosse Kugel sehr leicht zu fühlen 
ist. Dieselbe muss beobachtet werden und sobald sie weich wird 
und Blutungen eintreten, muss man leichte, kreisförmige Streichungen^ 
machen, bis sie sich wieder hart anfühlt. 
Erst wenn Wehen eintreten und dabei Blutungen kommen, beginnt 
die Loslösung der Nachgeburt. Durch Druck von aussen auf die 
Gebärmutter kann man erkennen, ob sie sich losgelöst hat, weil ein 
Teil derselben dadurch aus der Scheide hervorgedrückt wird, niemals 
aber versuche man durch starken Zug an der Nabelschnur sich 
darüber klar zu werden, da durch Zerreissung derselben starke 
Blutungen oder bei noch nicht losgelöster Nachgeburt Umstülpung 
der Gebärmutter entstehen kann. Ist die Loslösung noch nicht voll 
kommen und rieselt das Blut nicht unaufhörlich heraus, so verhalte 
man sich passiv, da in sehr vielen Fällen bald Wehen kommen und 
die Nachgeburt herausstossen. Löst sich die Nachgeburt nicht von 
selbst los, und erfordern starke Blutungen schnelle Hilfe, so muss die 
selbe künstlich gelöst werden. 
Das vorzeitige Platzen der Fruchtblase kann die Geburt nicht 
nur um Stunden, sondern auch um Tage verzögern, es wird leider 
sehr oft mit Absicht die Fruchtblase gesprengt, in der Annahme, die 
Geburt zu beschleunigen, jedoch folgt sehr häufig die Strafe auf dem 
Fuss und muss die Uebelthäterin, die sich dies zu Schulden kommen 
liess, durch einen sogenannten Sitzfall ihre Voreiligkeit büssen, Diö
	        
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