Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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mif tuberkulöser Grundlage beruhende Entzündung des Lungen- 
.gewebes, während man von einem Luftröhren- oder Bronchial 
katarrh spricht, wenn die Schleimhäute entzündet sind. Geht die 
chronische Lungengewebsentzündung in Verkäsung oder flüssige 
Eiterung über, so dass ganze Lungenabschnitte zerstört werden, so 
spricht man von Lungenschwindsucht. „Lungenkatarrh“, „Lungen 
spitzenkatarrh“ etc. sind also nur Bezeichnungen für die beginnende, 
noch nicht weit vorgeschrittene Lungenschwindsucht oder Lungen 
tuberkulose. Es sind eben abgeschwächte Begriffe für den, für den 
Kranken so niederschmetternden Namen: Lungenschwindsucht. 
Wenn die Lungen durch Vererbung schwächlich beanlagt oder 
durch ungenügende Inanspruchnahme nicht ausgebildet oder aber 
durch schlechte Luft, mechanischen und chemischen Staub etc. ver 
unreinigt und krank gemacht worden sind, so wird das Lungengewebe 
von einem chronischen Entzündungsprozess befallen, der die Eigen 
tümlichkeit besitzt, das Lungengewebe käsig zu zersetzen. Bei 
Kindern nimmt dieser Prozess meist von der Luftröhre aus seinen 
Zutritt in das Lungengewebe und zwar meist dort, wo am Lungen 
einschnitt die Luftröhren zweige einmünden. Dadurch wird vorwiegend 
der untere Lungenlappen ergriffen. Von kleinen, käsigen Herden her, 
welche wiederum bei Erwachsenen mehr in den Lungenspitzen Vor 
kommen, seltener hie und da in das Lungengewebe eines der Lungen 
lappen eingestreut sind, beginnt die Weiterverkäsung des Lungen 
gewebes. Dem Eortschreiten dieses Verkäsungsprozesses wird durch 
die Naturheilkraft kräftig entgegengearbeitet, indem sich aus granu 
lierendem Lungengewebe Schutzwälle zur Umgrenzung des Entzündungs 
prozesses bilden, welche, nachdem sie zu Grunde gegangen sind sich 
immer und immer wieder neu bilden. Durch das Atmen von feuchter 
und mit Wasserdunst gesättigter Luft und ganz besonders durch das 
Einatmen unreiner, schon gebrauchter Schlaf- und Wohnstubenluft, 
geht die rein käsige Entzündung in eine mehr eitrig flüssige über, 
welche die Schutzwälle durchbricht und das noch gesunde Lungen 
gewebe mit Eiter überschwemmt. Der langsam fortschreitende, mehr 
käsige Prozess ist bei weitem nicht so gefährlich, als der eitrig flüssige. 
Bei rein käsiger Entzündung tritt am ehesten Heilung durch Ein 
trocknung der Herde ein, während bei der eitrigen Schmelzung dies 
ungemein selten der Pall ist. Hieran ist auch die Warnung zu 
knüpfen, Lungenkranken keine nebligen Hochgebirgsthäler oder feucht 
warme Gegenden zu empfehlen. Aus gleichem Grunde sind auch 
Inhalationskuren zu verwerfen. 
Das sogenannte Eiterfieber Schwindsüchtiger beruht fast aus 
nahmslos auf Verunreinigung des Blutes durch die Stoffwechsel 
produkte der eitrigen Schmelzung des Lungengewebes. Man spricht 
dann von Mischinfektion, d. h, zu dem einfachen tuberkulös käsigen 
Prozess hat sich noch eine weitere Zersetzung und Fäulnis hinzu 
gesellt. Das Einatmen schlechter, mit organischen Zersetzungsstoffen 
geschwängerter Luft bedingt schon sehr frühzeitig solche Misch 
infektionen. Das Fieber Lungenkranker ist dabei keine Krankheit, 
sondern ein Heilbestreben der Naturkraft, durch welches die, in das 
Blut gelangten Eiterprodukte vernichtet und durch Schweiss ausge 
schieden werden. Daher die Nachtschweisse Lungenkranker. Ge 
wöhnlich tritt das Fieber gegen Abend mit Hitzegefühl nach
	        
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