Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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manche Parteigenossen, besonders Redakteure, der Naturheilkunde feindlich 
gegenüb erstehen. 
Dr. B. H. Ad. hat, wie die meisten Mediziner, keine Kenntnis von 
den Änwendungsformen der Naturheilmethode. Sie stellen sich dieselben so 
gefährlich und zweischneidig vor wie ihre giftigen Medikamente. Sie haben 
keine Ahnung davon, wie man mit diesen Mitteln auf den menschlichen 
Körper wohlthuend einwirken kann. Ebenso auch viele der sozialdemokra 
tischen Redakteure und Wortführer. Erstens sind ja diese Leute durch 
ihren aufreibenden Beruf so in Anspruch genommen, dass ihnen wenig Zeit 
für andere Dinge übrig bleibt und zweitens kümmert sich der Laie gewöhn 
lich erst dann um Gesundheitspflege und Heilkunde, wenn er krank ge 
worden ist. So lange er gesund ist, sagt er sich: „Wozu sollst du dich 
um Gesundheitspflege und Heilkunde bekümmern? Wenn du krank wirst,, 
gehst du zum Arzt, der wird dich schon gesund machen.“ Nun kommt eine 
Krankheit. Voll Vertrauen geht man zum Arzt. Aber es will nicht besser 
werden. Da denkt man, das liegt am Doktor. Der versteht nichts, du wirst 
einmal zu einem andren gehen, zu einem, der einen Titel hat, zu einer 
Autorität. Aber vergebens. Nun beginnt man, wenn man nämlich nicht gar 
zu autoritätsgläubig ist, zu zweifeln und sagt sich, dass du nicht gesund 
wirst, liegt vielleicht gar nicht ani Arzt, sondern an der Methode. Jetzt 
versucht man nicht mehr einen Arzt nach dem andern, sondern eine Methode* 
nach der andern. Probieren nun solche Kranke die Naturheilmethode, so 
werden sie wohl in den meisten Eällen treue Anhänger derselben werden,, 
und der Glaube an die Heilkraft der Medikamente ist stark erschüttert oder 
auf immer dahin. Also die Unwissenheit, die Unerfahrenheit ist es, die sa 
viele im Banne der Medizin und der Mediziner erhält. Ein Typus in dieser 
Beziehung ist auch Marx, der bedeutendste Sozialist. So „wurde seine 
Tochter Jenny, ein Säugling von einigen Monaten, eines Tages von heftigen 
Krämpfen befallen, die das Kind zu töten drohten. Marx, seine Erau und 
ihre getreue Gehilfin und Freundin, Helene Demuth, standen verzweifelnd 
und ratlos um die Kleine herum. Da kam. Heine (der Dichter), sah sie an 
und sagte: „„Das Kind muss in ein Bad.““ Mit eigner Hand richtete er 
das Bad her, legte das Kind hinein und rettete, wie Marx sagte, Jennys 
Leben.“ (Neue Zeit, XIV. Jahrg., S. 17.) Marx litt in den letzten Jahren 
seines Lebens an heftigem Husten. „Gross war Marx 7 Freude“, erzählt 
Lessner, „als ihm nach einiger Zeit der Arzt wieder eine Zigarre per Tag 
gestattete.“ (Neue Zeit, XI. Jahrg., S. 754.) Also der grosse Marx muss 
erst einen simplen Doktor zu Rate ziehen, um zu wissen, ob er eine Zigarre 
rauchen darf! Der Verfasser des „Kapital“ ein Typus jener Leute, die aus 
abergläubischem Respekt vor dem Herrn Doktor sich nicht wagen, einen 
Tropfen zu viel oder zu wenig und keine Minute zu spät oder zu früh von 
der geheimnisvollen Medizin zu nehmen. Kann es etwas Lächerlicheres 
geben? Ja, jeder Mensch, auch der klügste, hat seinen Aberglauben. 
Und dieser Aberglaube, diese Befangenheit in heitkundlichen Dingen 
ist es, warum die Presse im allgemeinen und die sozialdemokratische im 
besonderen sich kein Urteil über heilkundliche Dinge wagt. Alle medizi 
nischen Fragen und Schriften werden Medizinern zur Beurteilung überlassen. 
Auch naturheilkundliche Schriften lässt man von orthodoxen Medizinern, die 
doch hier Partei sind, beurteilen. Hoffentlich lässt nun die „Neue Zeit tL 
auch religiöse Schriften von orthodoxen Theologen kritisieren. Was dem 
einen recht ist, ist dem andern billig. Herrn. Wolf, Potschappel. 
Der chronische „Lungenkatarrh“ und seine Behandlung. 
Von A. Scholta-Freiberg. 
Unter „Lungenkatarrh“ versteht man eine, nur im Verkehr mit 
Lungenkranken übliche Bezeichnung für die beginnende chronische^
	        
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