Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

Desinfektion Nothnagels und der übrigen Beteiligten besorgen, mag das 
kaiserliche Gesundheitsamt in Berlin beruhigende Bulletins ausgeben, das 
Volk hat einen Blick gethan hinter die Goulissen der wissenschaftlichen 
Gauklerbühne und glaubt nicht mehr an die Echtheit der Vorgänge, die 
sich vor seinen Augen abspielen. Die Zeiten sind hoffentlich für immer 
vorüber, da das moderne Synedrium Dogmen erlassen konnte, die wider 
spruchslos angenommen werden, ob sie auch den Naturgesetzen, der Ver 
nunft und den Erfahrungstatsachen Hohn sprechen. Wenn das Volk die 
richtige Nutzanwendung zieht aus den Lehren, die uns die Wiener Vorgänge 
erteilt, wenn es eine Deform der Gesundheitsbehörden und Beaufsichtigung 
, der Lehrinstitute wie Krankenhäuser durch freigewählte Bürgeraus Schüsse 
fordert, wenn es nicht wieder in die schreckliche Autoritätsduselei zurück 
sinkt, aus der es einen Moment lang aufgerüttelt wurde, dann können die 
beklagenswerten Vorgänge in Wien doch noch segensreiche Früchte tragen 
nach den Worten Ben Äkibas: „Es ist alles zum Guten.“ R. G. 
. 
Schüttet das Kind nicht mit dem Bade aus. 
Ein Mahnwort an alle unsere Anhänger, insbesondere an 
unsere neuen Freunde. 
Von Dr. med. Prager-Elberfeld. 
„Nun haben wir das Kind doch seit Geburt abgehärtet, nach den Grund 
sätzen der Naturheilkunde erzogen und ernährt, es in Krankheitsfällen nur 
naturärztlich behandeln lassen und dennoch ist das Kind gestorben. Ich bin infolge 
dessen doch etwas skeptischer den Lehren der naturgemässen Lebens- und Heilweise 
gegenüber geworden, meine Frau will gar nichts mehr von diesen wissen.“ So ungefähr 
lautete ein Brief, welchen ich vor einigen Wochen von einem früheren getreuen An 
hänger unserer Sache, sogar einstmaligem Vereinsvorsitzenden erhielt. Sein Kind 
war urplötzlich an sog. cerebraler Kinderlähmung nach der Diagnose des orts 
ansässigen Arztes erkrankt und an dieser nach wenigen Tagen gestorben. Mir schil 
derte der Vater die Symptome, nach denen ich, soweit solches aus der Ferne über 
haupt möglich ist, der Diagnose des Arztes beistimmte und ganz allgemeine 
Verordnungen gab, spezielle mir nach erfolgter eventueller persönlicher Unter- 
suchung vorbeliielt. Leider rief man mich aber nicht mehr, das Kind starb 
noch an demselben Tage. Jetzt nun ist man mit den Leistungen der Natur 
heilmethode unzufrieden und schenkt ihr kein Vertrauen mehr. Ist dies gerecht? 
Keineswegs! Die arzneilose Heilweise ist ebensowenig wie irgend eine andere 
ein sicheres Mittel gegen den Tod, Unmögliches kann sie ebensowenig leisten, 
wie die Allo- oder Homöopathie. Jenes Kind war eben von Gehurt an nicht 
mit einer solchen Widerstandskraft ausgerüstet, dass es allem körperlichen 
Ungemach widerstehen konnte. Schon die vorjährige von mir behandelte Er 
krankung der Lunge liess mich erkennen, dass trotz scheinbaren gesunden 
Aussehens das Kind doch nicht zu den kräftigsten gehörte. Trotzdem hatte 
es sich von der Krankheit gut erholt und hätte voraussichtlich ein ziemlich normales 
Kind mit der Zeit werden können. Da plötzlich wird es von einer schwereren 
Krankheit heimgesucht, denn als eine solche muss man die Kinderlähmung be 
zeichnen, deren genauer Sitz von mir nur vermutet werden konnte, da ich den 
kleinen Patienten nicht sah. Meines Erachtens liegt der Fall hier so, dass 
man der Naturheilmetbode nicht den geringsten Vorwurf machen kann, die von 
mir angegebenen allgemeinen ableitenden Kurformen waren, wenn überhaupt 
noch Hilfe möglich war, sehr wohl imstande, Linderung, Besserung zu bringen. 
Wäre vom ersten Moment ab naturgemäss behandelt worden, so ist es noch 
gar nicht bewiesen, ob es nicht der Naturheilmethode auch in diesem Falle ge 
lungen wäre, dem Tod sein Opfer abzuringen. Einen eklatanten Beweis für 
die Leistungsfähigkeit naturgemässer Heilfaktoren lieferte eine von mir in 
Engers a. Rhein behandelte schwere Gehirnentzündung eines Knaben, der von 
dem dortigen Arzt aufgegeben war. Dank der Naturheilmethode und der auf-
	        
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