Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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fach verbreitete Ansicht verursacht werde, dass ein Arz n ei mittel nicht 
mehr als Geheimmittel zu betrachten ist, sobald seine Zusammensetzung in 
einer Weise bekannt gegeben wird, so lässt sich eine wesentliche Besserung 
des gegenwärtigen Zustandes schon dadurch erreichen, dass eine überein 
stimmende Auffassung darüber herbeigeführt wird, unter welchen Voraus 
setzungen die Beschreibung eines Geheimmittels in der öffentlichen An 
kündigung seine Eigenschaft als Geheimmittel auszuschliessen geeignet ist. 
In dieser Beziehung kann von dem Grundsatz ausgegangen werden, dass 
ein Heilmittel seiner Eigenschaft als Geheimmittel höchstens dadurch ent 
kleidet wird, dass seine Bestandteile und Gewichtsmengen sofort bei der 
Ankündigung in gemeinverständlicher und für jedermann erkennbarer Weise 
vollständig und sachentsprechend zur öffentlichen Kenntnis gebracht werden. 
Angaben, aus denen nur ein Sachverständiger ein Urteil über das Mittel 
sich bilden kann, sind als ausreichend nicht zu erachten, insbesondere nicht 
die Bezeichnung der Bestandteile des Mittels in lateinischer Sprache. Hiermit 
steht im wesentlichen auch im Einklänge die Rechtsprechung, nach welcher 
ein Geheimmittel jedenfalls dann vorliegt, wenn die Bestandteile und das 
Mengenverhältnis der Zubereitung „nicht ausreichend“, „nicht deutlich für 
das Publikum“, „nicht für jedermann zweifellos“ bei der Ankündigung er 
kennbar gemacht sind. Dass auch die Bereitungsweise eines Mittels aus 
der Veröffentlichung ersichtlich zu sein hat, wenn dasselbe nicht als Geheim 
mittel gelten soll, wird nicht gefordert zu werden brauchen, da mit dem 
Erlass des in Frage stehenden Ankündigungsverbots nur beabsichtigt ge 
wesen ist, bei den zur öffentlichen Ankündigung zugelassenen Arzneimitteln 
dem Publikum die Möglichkeit zu bieten, ein eigenes Urteil über Heilkraft 
und Geldwert der einzelnen. Mittel sich zu bilden, nicht aber auch die 
Möglichkeit, solche Mittel nach dem Veröffentlichten Rezepte sich selbst an 
zufertigen. — Für uns hat die Verfügung nur insofern Interesse, als es 
nunmehr nicht mehr möglich sein dürfte, ..dass die Ankündigung des Wasser 
heilverfahrens (Bäder etc.) als „Ankündigung von Geheimmitteln“ unter 
Strafe gestellt wird, wie in Berlin geschehen. — 
—Bücherschau. 
•— Die Frauenkrankheiten, deren Verhütung und hygienische Behandlung mit Ein 
schluss einer Gesundheitspflege für Frauen und Mädchen. Von Dr. J. Herrn. 
Baas. Mit Illustrationen. Preis 2 Mk. Zweite verbesserte Auflage. Berlin, Verlag 
von Wilhelm Möller, Prinzenstr. 95. „Dem Programm der „Hausbücher für Gesund 
heitspflege“ entsprechend wollen die nachfolgenden Blätter auf klärend in Bezug auf 
die Verhütung und hygienische Mitbehandlung seitens dieser wirken, weil gerade 
hierin, wie die praktische alltägliche Erfahrung lehrt, viel gefehlt und versäumt w T ird.“ 
Diese Worte der Vorrede zeigen, was der Autor mit seiner Arbeit beabsichtigte, und 
wer das leichtflüssig geschriebene Werk mit Aufmerksamkeit zu Ende gelesen, der 
wird anerkennen müssen, dass Dr. Baas seine Aufgabe meisterhaft gelöst hat. Frei 
von allem langatmigen, wissenschaftlich-theoretischen Beiwerk wird hier dem Mädchen 
wie der Frau deutlich und eindrucksvoll Rat erteilt in den wichtigsten Angelegen 
heiten des Lebens. Die Hausbücher haben durch diese Erwerbung eine wertvolle 
Bereicherung erfahren. Die Ausstattung ist splendid, der Druck sowie die Illustrationen 
klar und scharf. 
— Ueber gesunde und kranke Nerven. Von Prof. Kraft-Ebing. Tübingen, 
Lauppsche Buchhandlung. Preis 2 Mk. 173 Seiten. Dieses vortreffliche Werk eines 
anerkannt berühmten Professors und Arztes handelt vorzüglich von dem Ursprung 
der Nervenkrankheiten, ist aber, da es gegen die Unsitten des heute aufs Höchste 
gesteigerten Kulturlebens, die Quelle so unendlich vieler Krankheiten, ankämpft und 
auf Erfahrung begründete Belehrungen angiebt, eine wahre Fundgrube für jeden, der 
sich gesund erhalten oder gesund werden und sich ein langes Leben erhalten will, ich 
möchte sagen, eine neue Makrobiotik zu nennen. Wenn ich auch in einzelnen Punkten 
nicht ganz mit dem Herrn Verfasser übereinstimme, wenn auch unsere Freunde, die
	        
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