Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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gemeinen Frieden und engen Zusammenschluss aller in unseren Reihen Kämpfenden 
zu dienen. 
Wenn daher unser allverehrter Oberst Spohr in Nr. 10 der „Natur 
ärztlichen Sprechstunden“ die Öffentliche Erklärung abgiebt, die ihm an 
getragene „Ehrenmitgliedschaft“ des Deutschen Bundes deshalb ablehnen zu 
müssen, weil er zu dem um die Ausbreitung der Naturheilkunde doch wohl 
ebenfalls- verdienten Dr. Schulze „nicht in kollegiales Verhältnis treten könne“ 
wegen früher in Bezug auf Operationen und Arzneimittel zwischen beiden 
Herren bestandener Meinungsverschiedenheiten, (von denen es ja heute mög 
licherweise fraglich ist, ob dieselben überhaupt noch bestehen), so ist es wahrlich 
tief betrübend, einen Mann wie Oberst Spohr auf seiten derjenigen zu sehen, 
die durch ihr Handeln nicht zur Einigkeit, wohl aber dazu beitragen, dass 
Zweifel und dadurch erzeugte Lauheit im Kampfe um unsere gute Sache 
andauernd zunehmen. 
Besser wäre es gewesen, wenn gerade Herr Oberst Spohr die für ihn 
massgebenden Gründe für seine Ablehnung — welch letztere unseres Erachtens 
auf die Gesamtheit der Bundesmitglieder einen unvorteilhaften Eindruck machen 
musste — nicht öffentlich bekannt gegeben hätte und statt dessen seinen Ein 
fluss darauf verwenden würde, den eigenen Sohn, Herrn Dr. med. Spohr dazu 
zu vermögen, dass auch dieser gleich dem Vater der „reinen Naturheil 
kunde“ huldigen und davon absehen möchte, mindestens in öffentlichen Vor 
trägen einem Hauptgift — dem Morphium —, wenn auch nur in Bezug auf 
bedingungsweise Anwendung, Loblieder anzustimmen, wie dies leider ge 
legentlich der Priessnitzfeier des Casseler Vereins wieder geschehen. 
Im Uebrigen muss die Veröffentlichung des Herrn Oberst umsomehr 
Zwiespalt erregen, als dieselbe in den nunmehr zum Bundesblatt (Süddeutscher 
Bund) aufgerückten „Naturärztlichen Sprechstunden“ gebracht wurde, welches 
Blatt es sich zur Aufgabe gemacht zu haben scheint, neuerdings Seite an 
Seite mit anderen die gemeinsamen Interessen schwer schädigenden Zeitschriften 
zu marschieren. 
Wann soll denn endlich einmal Friede werden? 
Cassel, 9. 10. 1898. W. Barnbeck. 
Agitation. 
Unter dieser Rubrik werden wir von Zeit zu Zeit kleine Artikel bringen, die 
sich auf die Förderung der Agitation beziehen, soweit die Bundesmitglieder, bezw. 
Vereinsmitglieder in Betracht kommen. Agitatorische Winke für die Vorstände 
werden im Nachrichtenblatt veröffentlicht. Die Schrifileitung. 
„Sprechstunden“ der Vortragenden. 
Wir bekämpfen jede Form der Kurpfuscherei und sind schnell fertig mit 
dem Wort, wenn es sich darum handelt, Missstände im gegnerischen Lager zu 
geissein. Einen der schwersten Missstände in unserer eigenen Bewegung lassen 
wir scheinbar unbeachtet, es sind die „Sprechstunden“ der Wanderredner am 
Tage nach dem Vortrage. Einzelne Redner machen aus diesen oft sehr gut 
besuchten Sprechstunden geradezu ein Gewerbe, und sie machen nach jedem 
Vortrage eine Pause von einem bis zwei Tagen, um nur ja keinen Patienten 
„unberaten“ zu lassen. — 
Die Vorsitzenden sollten derartigen Absichten keinerlei Vorschub leisten 
und dem Redner verbieten, im Verlaufe des Abends eine derartige Ankündigung 
vom Stapel zu lassen, oder aber auch in den Vortrag einzuflechten. Es wird 
durch diese „Sprechstunden“ das Ansehen unserer Bewegung und der Redner, 
es werden die Kranken und es wird drittens oftmals sogar der am Ort prak 
tizierende Arzt oder Naturheilkundige schwer geschädigt. 
Eine Behandlung des Kranken im Sinne der Naturheilkunde ist trotz 
sorgfältigster Untersuchung nur in den seltensten Fällen möglich, da der 
Berater abreist und den Verlauf der Erkrankung ebenso wenig beobachten kann,
	        
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