Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

Zum Kampfe gegen Modegifte und 
Modethorheiten. 
— In den Staaten New-York und Jllinois sind gesetzliche Bestimmungen, 
eingeführt worden, wonach in allen öffentlichen Schulen Unterricht über 
die Natur alkoholischer Gestränke und deren Wirkungen auf den mensch 
lichen Organismus erteilt werden soll. Die Unterrichtsbücher in den Schulen 
sollen folgenden Bedingungen entsprechen: 
1. Mit unzweideutiger Stimme müssen sie die als richtig anerkannten 
Ergebnisse der Wissenschaft lehren: 
a) dass der Alkohol ein gefährliches und verführerisches Gift sei; 
b) dass alkoholhaltige Getränke, Bier, Wein, Most u, s. w. infolgedessen 
nicht genossen werden sollten; 
c) dass es in der Natur selbst kleiner Alkoholmengen liegt, das Be 
gehren nach mehr wachzurufen, welches Begehren so unkontrollierbar 
ist, dass gegen den Genuss auch dieser kleinsten Alkoholmengen 
der dringendste Warnruf erlassen werden muss. 
2. Die erschreckenden Wirkungen der Trinkgewohnheiten auf das 
Volk, die Entsittlichung und in deren Gefolge das Verbrechen, verlangen, 
dass der Unterricht den ernsten Warnungen der Wissenschaft klaren und 
entschiedenen Ausdruck gebe. 
3. Stellt die oben angeführten Bedingungen zur inhaltlichen und 
formellen Gestaltung der Schulbücher auf. 
4. Die Trage, ob der Alkohol als Arzneimittel zulässig sei, hat in den 
Schulbüchern nicht erörtert zu werden, um irrtümlichen Anwendungen des 
Alkohols von seiten Unberufener vorzubeugen. 
Es wird betont, ddss nicht die Amerikaner, sondern die eingewanderten 
Irländer, Polen und Deutschen sich als Gegner der Abstinenzbewegung 
breit machen. — Von den Irländern und Polen kann diese traurige Fest 
stellung nicht überraschen, dass aber auch die dem „Volke der Dichter und 
Denker“ Zugehörigen sich gegen die Massigkeit verschworen haben, das 
wirft auf unsere Volkserziehung ein eigentümliches Licht. — 
—Impf-Frage. !#- 
— Als Vertreter des Wahlkreises Westpriegnitz hat am 5. Oktober Herr 
Dr. med. Weyl-Berlin den vom Wahlkreise Ottensen (Altona) zum Parteitag 
eingebracliten Antrag befürwortet, welcher folgenden Wortlaut bat: 
Antrag 96. 
„Unsere Beichstagsabgeordneten werden ersucht, mit aller Energie 
und Nachdruck für Aufhebung des Impfzwangs, als einer veralteten, 
dem Fortschritt der Zeit ins Gesicht schlagenden Einrichtung, ein 
zutreten.“ 
Der Abgeordnete Singer sprach für Ueberweisung des Antrages an die 
Fraktion zur Berücksichtigung. Es entspann sich eine ziemlich lebhafte Debatte, 
die mit einer Ablehnung des Antrages endete. Es bleibt also nach wie vor 
Privatsache der Abgeordneten, für oder gegen den Impfzwang zu wirken. So 
bedauerlich es auch sein mag, dass die Frage des Impfzwanges nicht zur 
Parteisache gemacht wurde, so wenig kann die Ablehnung unsere Agitation 
berühren. Wir müssen vielmehr dahin wirken, und alle Anhänger der Natur 
heilkunde sollten dazu beitragen, dass auf den Parteitagen aller politischen 
Parteien der gleiche Antrag zur Debatte kommt, damit die weitesten Kreise für 
die Frage interessiert werden. Steter Tropfen höhlt den Stein.
	        
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