Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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wir uns dem Natürlichen anschliessen, destomehr werden wir auf all'eu; 
diesen Gebieten erreichen. — Als erstes verlange ich einen grossen, sonnigem 
Hof, wenn es irgend angeht, mit einem Auslauf ins Grüne. Auf letzteren 
Punkt lege ich jedoch weniger Wert, als auf ersteren. Kein Wesen kann 
leben und gedeihen ohne Sonne. Alles Putter können wir durch geschickte 
Verbindung ersetzen, die Gesundheit- und Lebensspenderin, die 
Sonne, niemals. Als zweites verlange ich gutes Putter und Aufsicht. 
Die letztere verhütet bei Anwendung unserer Heilweisen unbedingt das 
massenweise Hinsterben infolge von Epidemien. — 
Als drittes einen luftigen und grossen Stall. Man entwöhne 
sich dieser Unsitte, diese armen Tiere in wahren Pesthöhlen von Unrat und 
Ungeziefer unterzubringen und auch hier ist der erste Schritt zur Besserung 
schon gethan. — Kommen Erkrankungen vor, so sondere man das kranke 
Tier sofort ab und gebe ihm vor allem Wärme. Am meisten treten Er 
krankungen bei mir nach der Mauser auf, namentlich wenn die Witterung 
schon rauh ist. Hier thut eine Stelle am warmen Ofen unter Darreichung 
eines leicht verdaulichen Putters schon ihre beste Wirkung. Als Getränk 
gebe man möglichst warme Milch. — Wir greifen hier schon in zwei 
Richtungen ein: Ist Erkältung die Ursache, so hilft die Wärme, ist es 
Verdauungsstörung, das leicht verdauliche Putter. Tritt keine Besserung 
ein, so hat uns die Naturheilmethode einen Heilfaktor von eminenter 
Wirkung an die Hand gegeben: den Dampf! 
Ich gehöre nicht zu jenen Naturärzten, die vielleicht Besitzer einer 
Heilanstalt sind und nun bei jeder Gelegenheit dampfen, dass die 
Schwarte knackt. — Ich erblicke in dem zu häufigen Dampfen sogar eine 
grosse Gefahr und warne davor. Wurde mir doch ein 6jähriges kräftiges 
Töchterchen im Stuhldampfbad auf meinem Schoosse sitzend nach zirka 
5 Minuten ohnmächtig. Aber wo er angebracht, und mit Vorsicht ange 
wandt wird, da giebt es zweifellos nichts intensiveres als den Dampf. 
Beim Geflügel und anderen Tierarten ist er besonders angebracht, da 
er für uns hier der einzige Heilfaktor ist, und will ich das von mir kon 
struierte Dampf kastenbad, welches sich für alle kleineren Tierarten, Geflügel, 
Hunde, Katzen etc. an wenden lässt, beschreiben. 
Man nehme hierzu eine Kiste ca. 1 m lang, 75 cm hoch und 60 cm 
breit. Eine neue ist einer alten vorzuziehen, oder aber muss letztere 
gründlich mit kochendem Wasser und Soda gereinigt werden. Der Deckel 
sei von einem mit Stoff bezogenen Holzrand in Scharnieren liegend. Unter 
dem Boden der Kiste werden Leisten oder vier Püsse befestigt, damit Raum 
zur Anbringung eines Zuführungsrohres entsteht. Pür dieses ist in der 
Mitte des Bodens ein Loch von ca. 2 cm Durchmesser zu bohren und das 
Zuführungsrohr darin zu befestigen. Nun schreiten wir zur Anbringung 
eines doppelten Bodenbrettes. Dasselbe ist auf der Breitseite 5 cm, auf 
der Längsseite 272 cm kürzer als der innere Raum der Enste. Als Unter 
lage für dieses Brett sind vier Klötze aufzunageln und dasselbe darauf zu 
befestigen, in der Weise, dass auf drei Seiten 2 1 / 2 cm Abstand vorhanden, 
an einer Stirnwand das Bodenbrett aber vorstösst. In diese Stirnwand 
schneiden wir einen Schlitz, dass ein Huhn mit grossem Kamme seinen 
Kopf bequem durchstecken kann, um aus dem vor diesem Schlitze stehenden 
Wasser saufen zu können. Unser Dampfschwitzkasten ist fertig und dessen 
Anschaffungskosten sind so gering, dass ein jeder Geflügelzüchter-Verein 
und jedes Dorf, welches auf die Geflügelzucht Wert legt, im Besitze eines 
solchen Kastens sein sollte. Derselbe macht sich hundertfach bezahlt. 
Wollen wir nun einem Huhne ein Dampfbad verabreichen, so stellen wir 
unseren Dampfkasten auf einen Tisch in die Nähe der Peuerstelle, worauf 
der Kessel mit Wasser bereits kocht; setze das Huhn hinein, gebe Trink 
wasser und nachdem sich das Tier beruhigt, bringe man durch ein Stück 
Blechrohr den Kessel mit dem Zuführungsrohre in Verbindung und 
lasse den Dampf einströmen. WÜr im Besitz dös von mir erfundenen
	        
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