Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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folgedessen und der Tod muss eintreten. Wird zur Stillung des Durstes 
statt des Wassers Milch gereicht, so wird der Verdauungsschlauch wieder 
mit einem Nahrungsmittel überschwemmt, das er in diesem Zustande nicht 
gebrauchen kann und dessen er sich daher durch Erbrechen rasch wieder 
entledigt. 
Reimanns Gedanken sind ausserordentlich einleuchtend. A ängstliche- 
Eltern können ihren Kleinen ja immerhin das Wasser in kleinen Mengen 
und dann öfter anbieten. Uebrigens wird auch die Wasserflasche nicht 
leicht gefährlich werden, da von dem „reinen frischen Brunnenwasser ohne 
irgend welchen Zusatz u • nicht mehr genommen wird, als der Durst verlangt. 
Wie einfach ist doch diese Behandlung gegenüber der vielgeschäftigen 
Weise, bei der heute dieses, morgen jenes Medikament versucht wird, fast 
immer in der Absicht, den Darm zu hindern, seinen Inhalt — der ihm doch 
gefährlich wird — so rasch wie möglich fortzuschaffen. Das einzig nichtige 
ist doch, neue Gährungsvorgänge zu verhüten. Dies geschieht am besten 
bei der erwähnten diätetischen Methode. Dabei hat sie noch den Vorteil,, 
Schädigungen durch Gifte zu vermeiden. 
Im Sommer 1896 hatte ich zweimal Gelegenheit, Eltern durchfall 
kranker Kinder Kat zu erteilen. Ich ordnete ganz im Sinne von Keim anli 
und Wehberg Entziehung jeglicher Nahrung und Darreichung frischen 
Wassers an, so dass die Kinder etwa von 4 oder 5 Uhr nachmittags bis 
zum andern Morgen nichts als Wasser erhielten. Dabei sollte zur Regelung, 
des Blutumlaufs in den Unterleibsorganen ein einfacher Leibumschlag von 
22—24° R., 3- bis 4stündlich gewechselt, gegeben werden. In beiden) 
Fällen war der Durchfall am andern Tage verschwunden. Und nun konnte- 
den Kindern, wie auch Wehberg empfiehlt, zunächst Haferschleim in kleinen 
Mengen und in Z wis dien räumen von 3—4 Stunden gegeben werden, worauf 
dann auch bald die Milch wieder vertragen wurde. Beide Kinder erholten 
sich überraschend schnell. Bemerken will ich noch, dass der eine Fall 
frisch entstanden war, in dem andern das Kind aber schon eine Woche 
krank lag. Die Kinder waren etwa V/ 2 und 2 Jahre alt. 
Einen dritten Fall beobachtete ich im vorigen Herbste. Das Kind 
eines hiesigen Buchbinders, das im Alter von 9 Monaten entwöhnt war, litt 
seitdem längere Zeit an Verdauungsbeschwerden, die schliesslich in hart 
näckigen Durchfall / ausarteten. Es mochte gegen 5 Uhr nachmittags sein,, 
als ich riet, sofort die Nahrung für den Tag wegzulassen und nichts als 
Wasser zu geben, nebenbei auch einen Leibumschlag von 24° K. anzulegen 
und den alle 4 Stunden zu wechseln. Sobald am nächsten Morgen sich 
Hunger einstellte, sollte zunächst Haferschleim gereicht werden, ebenfalls- 
in den früher; erwähnten Zwischenräumen. Nötigenfalls sollte das Verfahren 
am andern Tage wiederholt werden. Auch dieses Kind erholte sich rasch. 
Rückfälle lassen sich durch peinlichste Sauberkeit und richtiges Masshalten 
in der Ernährung verhüten. 
Natürlich sollten in diesen Darlegungen nur allgemeine Gesichtspunkte 
aufgestellt werden. Im Einzelfalle ist das' ganze Verfahren dem Zustande 
des Kranken anzupassen. 
Die Erfolge bei so einfacher Behandlungsweise sind geradezu über 
raschend, und nirgends besser zeigt sich die Wahrheit des bekannten alten 
Wortes: „In der Einfachheit liegt das Heil! 14 
Geestemünde. Wichels.- 
Ernährung. 
•— Nuss-Proben. Um die gesunden Nüsse von den wurm stichigen und 
hohlen unterscheiden zu können, schütte man sie nach dem Aushidsen in ein 
Gefäss mit Wasser. Die guten Nüsse fallen sofort zu Boden, die holden bleiben 
beständig auf dem Wasser schwimmen, die halbgefüllten und wurmstichigen 
schwimmen ebenfalls am Anfang, nähern sich aber dann langsam dem Boden.
	        
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