Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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eines der Hauptkurmittel gilt, ihren Zwek vollständig. Da sollte 
man doch lieber die Kranken in den nahen "Wald legen, wo sie 
wenigstens rauchfreie Luft, also die richtige Lungenspeise haben. 
Das Schlafen geschieht in Steinerts Reformbetten, die als das gesund 
heitlich Beste gelten. Zur Bedeckung dienen wollene Decken in 
weissem Ueberzug. Jeder Patient hat sein Bett selbst zu machen, 
sowie Spucknapf und Nachtgeschirr eigenhändig zu säubern. Das 
entspricht auch nicht der hygienischen Krankenbehandlung. Das 
Kehren der Zimmer geschah lange Zeit ohne vorherige Anfeuchtung 
des Staubes (sic!). Auf Grund der Hausordnung können genügend 
kräftige Patienten zu „leichter Arbeit“ herangezogen werden; das 
ist an sich ganz zweckmässig. Wenn aber Patienten (wohlgemerkt 
Lungenkranken!) auch das Einschaufeln von Kohlen befohlen wird, 
so ist das doch zu verwerfen. Es scheint überhaupt ein gewisses 
Sparsystem hier obzuwalten, da das Dienstpersonal viel zu klein ist. 
So müssen sich beispielsweise zu den Mahlzeiten die Patienten selbst 
decken und bedienen. Atemgymnastik wird nicht ange 
ordnet. Und dabei ist diese das A und 0 einer rationellen Be 
handlung der Lungenschwindsucht. Die hydropathischen Massnahmen 
bestehen in Abreibungen und Douchen bei einer Temperatur von 
15—10 0 R. Im Hinblick auf die meist geringe Eigenwärme Lungen 
kranker eine zu niedrige Temperatur. Und da rede man noch von 
einer „kalten Wasserpanscherei“ bei der Naturheilmethode. Die Kost 
ist „kräftig“ d. h. viel Fleisch, Bouillon und Suppen, dabei Bier 
genuss, also fiebererzeugende Beköstigung. Arzneien kommen teil 
weise in Anwendung. 0, wollte man doch die rein naturgemässe 
Behandlung in den „Volksheilstätten“ zur Geltung kommen lassen. 
Sapienti sat! 
Influenza, deren Ursache, naturgemässe Behandlung 
und Verhütung. 
Yon Dr. H. W. 
(Nachdruck verboten.) 
„ . . . Dass ein Leben schön und glücklich nur, 
Wenn es sich schmiegt an Gott und die Natur.“ — 
So singt der gemütstiefe Nikolaus Lenau. Und zu diesen zwei Prädi 
katen „schön und glücklich“ setzen wir noch als drittes hinzu: „gesund“. 
Die Gesundheit ist ja gebunden an ein Leben in und mit der Natur. 
Des Feldes Blumen, den Tieren des Waldes ficht der Wechsel von 
Tag und Nacht, von Sommer und Winter, von Frost und Hitze nichts oder 
wenig an; der Mensch aber unterliegt, wird krank und stirbt. Warum? 
Seit Jahrhunderten schon sind des Menschen Wege nicht mehr die 
Wege der Natur. Und was Wunder, wenn dem Kurzsichtigen nun Wind 
und Wetter, Störungen der elektrischen und magnetischen Strömungen, un 
gewöhnlicher Verlauf der Jahreszeiten, kurz Veränderungen in den tellurisch- 
atmosphärischen Verhältnissen als die Hauptursachen der epidemischen 
Krankheiten gelten. Zu Grossvaters Zeiten redete man auch noch von Ein 
wirkungen der Gestirne auf die Krankheiten der Menschen. 
Aus diesen längst verklungenen Tagen rührt wohl auch das ominöse 
Wort „Influenza“ her. Es spielt auf einen „Einfluss“ der Planeten an. 
Vielleicht aber drückt dieser eigentümliche Name das rasche, blitzartige
	        
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