Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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fgeschwitzt; der Bchweiss roch geradezu hässliche Während dfcfrlfetesfce® Zeit stand meine 
^Körpertemperatur auf 38—39 0 C. 
Nach zwei Wochen verlor sich nach und? nach das Fieber, ich bekam sehr 
-starken Appetit und auch das Schwitzen; verlor sich bald. Als ich versuchte aufzu- 
-stehen, hatte ich grosse Schwäche im Körper, hauptsächlich in den Beinen. Während 
ich früher ganz ruhig liegen musste und mir das Massieren der Beine streng verboten 
war, soll ich jetzt täglich die Beine zweimal kalt abreiben u®d nach dem Abtrocknen 
schwache Streichungen vornehmen. 
Königsberg i. Pr., den 18. Mai 189& Adler. 
Nachschrift vom 15; Juli 1898. 
Heute fühle ich mich wieder ganz wohl;, nur sind dSs* Berne- am Fussgelenk 
«etwas geschwollen, die Geschwulst ist ziemlich hart. IX O. 
Nachschrift beim Lesen der Korrektur:: 
Die Fussgelenke sind abgeschwollen und. keinerlei) Kra©kheitserscheinungen 
mehr vorhanden. D. O. 
Der Schreiber vorstehenden Krankenberichtes ist ein. sehr solider Mann, der 
fast ganz vegetarisch lebt und keinerlei alkoholische Getränke geniesst. Er war früher 
allerdings schwächlich und hatte sich in seinem zuerst erlernten Berufe (Bäckerei) i 
Krampfadern (Varicen) zugezogen. 
Als mich Adler am Morgen des 14. April benachrichtigen • liess, dass er 
krankheitshalber nicht zur Arbeit kommen könne, besuchte ich ihn und musste nach j 
der vorgenommenen Untersuchung eitrige Halsentzündung (TonsiiLarabscess) fest stellen.,. 
Das Fieber war hoch, das Allgemeinbefinden schlecht. Da man bei dieser Krankheit 
auf baldige Gesundung rechnen darf, so liess ich dem Krankenkassenarzte gar kein6 
Mitteilung machen. Als aber die Lymphdrüsen des Halses von Tag zu Tag mehr 
anschwollen (der Patient machte zu jener Zeit den Eindruck* als leide er an Parotitis- 
Ohrspeicheldrüsenentzündung, auch Mumps und Ziegenpeter genannt) und ich eine 
Senkung des Eiterherdes feststellen musste, gab ich der Frau des Patienten den 
Auftrag, den Kassenarzt zu rufen, weil — ich eine Oeffnung des Eiterherdes 
für angezeigt hielt. Patient bat auch den betr. Arzt bei seinem Kommen, den 
Einschnitt vorzunehmen, doch der hielt dies nicht für nötig. 
Leider bewies der nachfolgende Verlauf, dass ich Recht gehabt hatte. Schon 
bei der Senkung der Eiterung mochten einige kleine Blutgefässe verletzt worden sein, 
in die dann etwas Eiter eingedrungen war. Als aber der Patient nach der Senkung 
in der besten Absicht die verordneten Dampfkompressen über Gebühr ausdehnte, da 
öffnete sich wohl endlich der Abscess, aber derselbe mochte unter so grossem Druck 
gestanden haben, dass dabei abermals Gefässe zerrissen und noch mehr Eiter ins 
Blut gelangte. Die Folge war eine allgemeine Blutvergiftung mit der typischen 
Herzschwäche. Dadurch wurde die Druckkraft des Herzens, das glücklicherweise im 
Innern nicht erkrankte, sonst wäre eine sehr gefährliche Entzündung der inneren 
Herzwand (Endocarditis) eingetreten, herabgesetzt und der Blutlauf in dem Venen 
(Blutadern) sehr verlangsamt. Die Folge dieses beeinträchtigten Blutlaufes war die 
Bildung sogenannter Blutpfröpfe (Thromben).*) 
Die Verlangsamung des Blutstromes schon wurde in diesem Falle Ursache zur 
Gerinnung des Fibrins und zwar trat die Bildung der Pfröpfe zunächst im linken 
Schenkel, später erst im rechten auf. Das lange bestehende Fieber, die grosse 
Schwäche, die leichte Schweissbildung wies auf die allgemeine Blutvergiftung hin. 
Die Bildung dieser Pfröpfe geschieht in solchen Fällen fast nur in den Venen, und; 
*) Die Thrombose (Bildung von Blutpfröpfen in den Gefässen) ist an und für 
sich ein zur Erhaltung unseres Lebens sehr notwendiger Vorgang, denn, sonst würde 
die kleinste Blutung unstillbar sein und zum Tode führen. Auch der Chirurg könnte 
nicht helfen, denn er kann zunächst wohl das Gefäss unterbinden, aber dasselbe geht 
an der Unterbindungsstelle mangels Ernährung zu Grunde (Nekrose) und die Blutung 
müsste durch neue Unterbindung beseitigt werden. Dieser Vorgang würde zwar immer 
dem Herzen zu noch einige male wiederholt werden können, dann aber wäre der Chirurg am 
Herzen selbst angelangt und der Tod unausbleiblich. Darum hat Mutter Natur dem 
Blute einen Stoff beigemischt, der unter gewissen Umständen gerinnt und das Blut 
dabei in einen gallertartigen Körper verwandelt (kann men beobachten, wenn man 
beim Schweineschlachten etwas Blut auffängt, ohne es zu schlagen). Dieser Körper 
heisst Fibrin. Beim Gerinnen des Fibrins mischt sich dasselbe: mit den Blut-* 
körperchen und so entstehen die Blutpfröpfe.
	        
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