Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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i J den Erscheinungen einer einfachen Grippe oder als Rachenkatarrh. Die 
Binder fiebern (38% haben wenig Appetit, sind niedergeschlagen, haben 
unruhigen Schlaf, hierzu gesellen sich Schnupfen, Husten, Schwellung 
der Augenbindehaut und Lichtscheu. Das Krankheitsbild gleicht der 
massen einer Grippe, dass in den ersten Tagen das Erkennen des 
Keuchhustens nicht immer möglich, besonders wenn es der erste 
Keuchhustenfall in der Familie ist. 
Während aber sonst die Grippe sich nach einigen Tagen löst, 
der Husten seltener wird, ist dies beim Keuchhusten nicht der Fall. 
Er wird häufiger, besonders in den Nachtstunden, und nimmt manch 
mal schon nach einigen Tagen, häufig aber erst nach 4—5 Wochen 
einen krampfartigen Charakter an. Anfänglich bestand derselbe aus 
einzelnen Hustenstössen, welche wohl rasch auf einander folgten, indes 
dem Kinde Zeit liessen nach jeder Ausatmung auszuruhen. 
Nun jedoch beginnen die Stösse so schnell in der dem Keuch 
husten charakteristischen Art aufeinander zu folgen, dass die Kinder erst 
nach meiner ganzen Reihe von Hustenstössen ein atmen können. Dieser 
Husten hat schon grosse Aehnlichkeit mit dem in dem zweiten 
rStadium sich entwickelnden nervösen Krampfhusten. Der Uebergang 
,zu diesem Stadium ist deshalb auch nicht plötzlich, sondern ent 
wickelt -sich allmählich, so zwar, dass in der eben geschilderten Weise, 
•besonderes zur Nachtzeit, aber auch bei Tage, trockene, kurze Husten- 
sstösse eintreten, die dann nach und nach den nervösen krampfhaften 
«Charakter annehmen. Die ganze Dauer dieser katarrhalischen Periode 
dst grossen Schwankungen unterworfen, als mittlere Dauer kann man 
ilO bis 14 Tage rechnen, wobei anfangs der zweiten Woche sich 
<schon das 
2. Stadium, das des nervösen Krampfhustens bemerk 
bar macht. Dieses kennzeichnet sich durch das Auftreten des eigent 
lichen krampfartigen Hustens, das für den Patienten ausserordentlich 
.angreifend und erschöpfend ist. 
Die Art dieses Hustens ist von so eigentümlicher Beschaffenheit, 
dass man ihn nur einmal gehört haben darf, um ihn leicht wieder 
zukennen. Er beginnt jedesmal mit einer langgezogenen pfeifenden, 
dem Hühnerschrei ähnlichen Einatmung, worauf mehrere rasch auf 
einander herausgestossene HustenstÖsse unter Ausatmungen folgen, 
welche dann wieder ab und zu von der langgezogenen eben be 
schriebenen Einatmung unterbrochen werden. Ein solcher Husten 
anfall kann von einigen Minuten bis zu einer Viertelstunde dauern 
und endigt gewöhnlich unter Erbrechen und Herauswürgen eines 
zähen glasigen Schleimes, der bei jungen Kindern oft so fest die 
Mundhöhle erfüllt, dass er mit den Fingern herausgewickelt werden 
muss. 
Ist der Anfall sehr heftig, so werden die Kinder dabei braun 
und blau im Gesicht, herrührend von Stauung des Blutader- (Venen-) 
Blutes. Das Blut stürzt oft aus Mund und Nase, der Atem bleibt 
aus und minutenlang liegen dann oft die Kinder in scheinbarer Er 
stickung da. Diese Anfälle wiederholen sich alle 3 bis 4 Stunden, 
ja in schweren Fällen und hervorgerufen durch Schreck, Freude, 
Lachen, Weinen, hastiges Trinken, bei Lageveränderungen im Bett etc, 
kehren sie wohl mehrere Male in der Stunde wieder. 
Immer geht dem Anfalle -eine Vorempfindung vorher, die Kinder
	        
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