Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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Luft hinzu, so ist es ja klar, dass der Stoffumsatz ein unregelmässiger 
sein wird und vor allem, dass der Nerv, welchem diese Funktionen 
zugewiesen sind, schlecht ernährt wird und dass die Natur schliesslich 
durch diesen Prozess „Keuchhusten“ als Naturheilprozess den Ver 
such macht, den angehäuften Schleim in den Verdauungswerkzeugen 
auf dem Brustwege, durch die Atmungsorgane wieder zu entfernen. 
Wir wollen zugleich darauf hin weisen, dass die Verfechter der 
Ansicht, in dem Keuchhusten nur einen einfachen lokalisierten 
Katarrh zu sehen, nicht im stände sind, das sich meistens im Anfangs 
stadium einstellende Fieber, welches freilich meistens nur sehr gering 
ist und 39 0 nicht übersteigt, und das später wieder verschwindet, 
zu erklären. 
Dass dieses Fieber nicht abhängig vom Katarrh ist, geht daraus 
hervor, dass ersteres verschwindet, letzterer sich weiter auf den 
Kehlkopf und die Bronchien verbreitet. Aber das Vorhandensein des 
Fiebers überhaupt, wenn auch nur gering, deutet auf ein Ergriffen 
sein des ganzen Organismus hin. Auch ist es durchaus nicht richtig, 
den Husten als durch den Katarrh bedingt anzusehen, vielmehr ist 
derselbe auf ein . Ergriffensein des Centralnervensystems zurückzu 
führen, dies beweisen schon die krampfartigen Erscheinungen und das 
Erbrechen, welches Henoch sogar als nervöses Erbrechen bezeichnet. 
Dass der Keuchhusten ansteckend ist, halten die Anhänger 
dieser Theorie, zu der wir uns nur ganz bedingt bekennen,' als selbst 
verständlich. 
Wie oft geschieht es aber, ebenso wie bei Masern, Scharlach, 
Pocken und anderen sogenannten Infektionskrankheiten, dass die in 
der Umgebung der Patienten sich befindenden Kinder nicht ergriffen 
werden. Gute hygienische Massregeln werden stets und immer eine 
Weiterverbreitung verhindern, und der bis jetzt noch nicht ge 
fundene, aber wahrscheinlich noch zu entdeckende Bacillus wird sicher 
keinen Nährboden finden. 
Die Veranlagung zum Keuchhusten ist bei Knaben und 
Mädchen gleich gross. Es werden besonders Kinder zwischen der 
ersten und zweiten Zahnung, also dem siebenten Lebensmonat bis 
zum siebenten Jahre befallen. Indes finden wir auch Fälle, dass 
Brustkinder, ja dass Neugeborene Keuchhustenerscheinungen zeigen. 
Bei letzteren möchte wohl die Veranlassung in der falschen Ernährung 
und Verhalten der Mutter während der Schwangerschaft zu suchen 
sein. Es werden dann durch den placentare# (Mutterkuchen) Blut 
kreislauf Uebelstoffe der mit dem mütterlichen Organismus eng zu 
sammenhängenden Frucht zugeführt, die Keuchhusten auslösen. Vom 
siebenten Lebensjahre an nimmt die Empfänglichkeit ab, Erwachsene 
werden sehr selten befallen. 
Erkennungszeichen und Verlauf. Im allgemeinen 
unterscheidet man drei Stadien: 1. das katarrhalische Stadium, 2. das 
nervöse krampfhafte Hustenstadium, 3 das Stadium der Lösung. Die 
Anhänger der Ansteckungstheorie nehmen vier Stadien an, und zwar 
als erstes die Zeit von der Ansteckung bis zum katarrhalischen 
Stadium, können aber einen bestimmten Zeitraum nicht angeben. 
Wir nehmen die drei vorher angeführten Stadien als fest 
stehend an. 
1. Das katarrhalische Stadium beginnt entweder unter
	        
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