Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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Leibe. Kein Wunder also, wenn diese maltraitierte Hautstelle infolge 
der hineingebrachten Entzündungserreger (Schmutzteile) Sitz eines 
Furunkels wird. 
Aber wie nicht jeder Mensch tuberkulös wird, wenn der An 
steckungsstoff der Tuberkulose in seine Lungen kommt, so entwickelt 
sich auch nicht bei jedem Menschen auf Grund der genannten Ur 
sachen ein Furunkel. Es muss immer eine gewisse Empfänglichkeit 
für das eingedrungene Gift vorliegen, ein Schwächezustand der Körper 
zellen , der eine kräftige Gegenwehr gegen den Eindringling un 
möglich macht, wenn der Ansteckungsstoff Wurzel schlagen soll. Und 
so finden wir denn auch, dass bei Blutarmen, bei Personen mit ge 
störter Verdauung, besonders aber bei Zuckerkranken, die Furunkel 
sehr häufig auftreten, ja zu einer förmlichen Krankheit (Furunkulosis) 
werden können. An allen den Körperstellen, die einem ständigen Reiz 
durch Reibung oder Druck ausgesetzt sind, wie die Nackengegend 
durch die Reibung des steifen Kragens, die Gesässgegend besonders 
bei Reitern und Radfahrern, Ruderern und vorwiegend sitzenden 
Berufsarten erscheinen dann Monate hindurch immer wieder neue 
Furunkeln, und die befallenen Kranken können durch den Schmerz,, 
die ungenügende Nachtruhe, das dauernde, wenn auch geringe Fieber 
und die seelische Verstimmung recht herunter kommen. Es ist daher 
wichtig, recht bald gegen diese Krankheit energisch einzuschreiten. 
Auch ein vereinzelt auftretender Furunkel kann unter Umständen 
lebensgefährlich werden, nämlich dann, wenn von ihm aus Eiter ins 
Blut tritt und sich eine Eiter-Blutvergiftung (Pyaemie) entwickelt. — 
Bei der Behandlung ist zu berücksichtigen, ob es sich um 
einen einzelnen Furunkel also um eine ganz örtliche Krankheit — 
oder ob es sich um ein Allgemeinleiden (häufiges und zahlreiches 
Auftreten von Furunkeln) handelt. Im ersteren Falle behandeln wir 
örtlich: Wir legen recht oft im steten Wechsel heisse Kompressen 
auf die entzündete Stelle (Kartoffelbrei, Leinsamen, Hafergrütze). 
Dadurch erzielen wir entweder eine Zerteilung der Entzündung, also 
eine direkte Heilung, oder aber eine schnelle Erweichung und Ver 
eiterung. Man kann nun mit den heissen Kompressen fortfahren, bis 
der Eiter sich von selbst entleert; — gefahrloser, bedeutend schneller 
und auch naturgemässer vollzieht sich aber die Heilung, wenn man 
bei vollständiger Erweichung dem unter der Haut sitzenden Eiter 
durch einen kleinen Schnitt den Weg ins Freie bahnt. Der Schnitt 
unterstützt, die Natur bei ihrem Bestreben, den Eiter fortzuschaffen; 
zwei bis drei Tage früher als sonst wird der Kranke Schmerzen und Fieber 
los, und es ist der gefährlichen Möglichkeit vorgebeugt, dass sich 
der Eiter einen Weg in die Tiefe sucht, statt nach aussen. Nach 
der Eröffnung (von selbst oder künstlich) wird der Eiter mit sanftem 
Druck entleert, der Eiterpfropf aus der Mitte des Furunkels heraus- 
genommen, die Wunde mit an gefeuchteter chemisch reiner Gaze ver 
bunden und der Verband zweimal täglich gewechselt bis zu erfolgter 
Heilung, die zwei Tage nach Herausnahme des „Eiterstocks“ beendet 
ist. — Neben dieser örtlichen Behandlung kann man ja auch eine 
Allgemeinkur (Waschungen, Bäder, Packungen) einleiten, aber sie ist 
nicht nötig und es heisst wirklich den Fortschritt unserer Heilmethode 
eher hemmen als fördern, wenn wir unsere Kuren zu umständlich 
gestalten und wegen eines Splitters mit unserer ganzen Rüstkammer
	        
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