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entstehen sie bei gestörter Darmthätigkeit. Sie veranlasst nicht nur
Stauung des Blutes und starke Hitze im Unterleibe, sondern die gährenden.
Darmmassen scheiden scharf ätzende Säfte ab, die von den Lymph- und
Blutgefässen aufgenommen, dem gesamten Körper mitgeteilt werden. Dass-
sie sich auf die naheliegenden Geschlechtsorgane am meisten und ehesten
übertragen, ist leicht erklärlich. Darum muss die Kost, namentlich in einer
Zeit, in der die Verdauung nicht durch Muskelthätigkeit unterstützt wird,
so gewählt werden, dass sie den Darm kühlt und seine Arbeit fördert.
Schinken, Wurst, gewürzte Speisen, hitzende Getränke müssen daher aus
geschlossen werden, dagegen ist das Obst als verdauungsfördernde, kühlende
Speise je v nach Massgabe der Körperbeschaffenheit der Wöchnerin dem täg
lichen Küchenzettel einzufügen. Dazu kommen in den ersten Tagen Milch-,
Mehl- und Eierspeisen in nicht zu reichlichen Portionen, damit Magen und
Darm ihrer Aufgabe gewachsen bleiben. Es ist schon ein grosser Uebel-
stand, wenn Klystiere gegeben werden müssen; wenn aber gar Abführmittel
aller Art in Anwendung kommen, so wird der augenblicklichen Erleichterung
eine Erschlaffung der Verdauungsnerven folgen, die zu schweren Leiden führt.
Mit Berücksichtigung dieses Umstandes wäre schon viel erreicht und
würden ernste Beschwerden von der Wöchnerin fern gehalten. Aber sia
allein genügt noch nicht, da auch die Körp erb es chaff enheit derselben
mitspricht. Zunächst ist die verschiedene Leistungsfähigkeit der Verdauungs
organe zu beachten. Wo dieselben durchaus regelrecht die aufgenommene
Nahrung verarbeiten und ausnützen, ist die Aufgabe leicht. Man hat sich
nur vor der naheliegenden Versuchung zu hüten, des Guten zu viel zu thun.
Bei schwachem Magen und geringem Appetit aber muss man
darauf sehen, dass die Kost recht nahrhaft, leicht verdaulich und die Magen
nerven anregend ist. Kleinere und häufigere Mahlzeiten, z. B. alle 2 bis
8 Stunden, sind zu empfehlen. Etwas Bettigsaft, Orangenschalengel^e und
andere natürliche Bitterstoffe elektrisieren die Nerven und bessern den
Appetit.
Wo Neigung zu Darmträgheit vorhanden ist, tritt das Obst in den
Vordergrund. Besonders für sich allein genossen früh nüchtern, als Zwischen
mahlzeit oder abends vor dem Einschlafen wirkt es gut, Es führt geregelten
Stuhlgang herbei, ohne den Darm anzugreifen, ihn im Gegenteil erfrischend und
belebend. Hohes Obst darf auch im Wochenbett genossen werden, natürlich nur
völlig reifes. Kakao, schweres Brot, Hülsenfrüchte, Eleisch und Käse sind zu
meiden, bis die Betthaft vorüber ist und fleissige Bewegung die Thätigkeit des
Darmes wieder unterstützt.
Zeigt der Darm dagegen erhöhte Beizbarkeit und ist er leicht zu
Durchfall geneigt, so wird dieser Zustand bei einer Wöchnerin eher gesteigert
erscheinen. Das Obst muss daher gegen milde Schleimdiät zurück treten, wenn
es auch nicht ganz yerboten ist. Nur Zwetschken, Beerenobst und Birnen sind
nicht zu empfehlen, während Aepfel Apfelsinen, Erdbeeren, auch wohl Kirschen
massig genossen, nicht unzuträglich sind. Alle Nahrungsmittel, die Kerne,
Steine, Schalen haben, reizen den Darm stark und sind aus der Kost auszu
scheiden. Oft wird selbst kein Schrotbrot vertragen und ist durch altbackenes-
Weissbrot zu ersetzen. Dies gilt häufig von Erauen, welche an Hämorrhoiden
leiden.
Lebhafte, mehr magere Erauen von hoher Körpertemperatur können
sehr gut Suppen und andere wasserhaltige Kost (als Gemüse, Obst, Salat)
gemessen. Ihr rascher Stoffwechsel verwertet die aufgenommene Flüssigkeit
schnell, weshalb Hunger und Durstgefühl gleich lebhaft bei ihnen sind. Sie
geben zumeist auch viel an ihre Kinder ab,, weshalb sie sich durch eine ent
sprechend wasserreiche Nahrung vor Abmagerung schützen mögen,
Verbindet sich die Magerkeit mit Bleichsucht und Nervenschwäche,
dann erfordert die Natur der Erau eine recht leicht verdauliche, aber doch
nahrhafte Kost. Obst und Gemüse dürfen hier nur soviel genossen werden,
als zur Förderung der Verdauung und Erfrischung der Nerven nötig ist. Ei,,