Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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nahrungsquelle haben, muss die Kenntnis der häufigeren essbaren Pilze als-' 
Pflicht für alle Menschen proklamiert werden. Wer sich mit diesem inter 
essanten Studium näher beschäftigen will, dem sei Schlitzbergers- 
Büchlein: „Unsere häufigeren essbaren Pilze in 22 naturgetreuen und fein, 
kolorierten Abbildungen nebst kurzer Beschreibung und Anleitung zum Ein 
sammeln und zur Zubereitung“, Kassel, Verlag von The ö d. Eischer, mit. 
Tabelle 1,70 Mk., empfohlen. Die Anschauung ist hier eine bessere Lehr 
meisterin als die beste Darlegung in Worten. 
Zum Kampfe gegen Modegifte und 
Modethorheiten. 
— Dr. Delearde hat durch zahlreiche Versuche festgestellt, dass Alkohol 
trinker viel leichter von ansteckenden Krankheiten ergriffen werden und 
viel mehr unter den Folgen derselben zu leiden haben, als Nichttrinker.. 
Von den Vertretern unserer Bewegung wurde dies stets betont, wer aber 
war es denn, der in der Cholerazeit Cognak als Schutzmittel empfahl?’ 
Antwort: „Die Vertreter der Staatsmedizin!“ 
— Dem Kanton Zürich sind aus dem Alkoholzehnten im Jahre 1897 
nicht weniger als 728 970 Eres, zugeflossen, welche zur Unterhaltung gemein 
nütziger Anstalten verwendet werden. 72 897 Eres., das ist der zehnte Teil 
der Summe, werden zur Bekämpfung des Alkoholismus verwendet. Im 
Deutschen Reiche fliessen diese Summen in die Taschen der Unternehmer 1 
und Schnapsbrenner und dieselben erhalten noch 40 Millionen Mark ans* 
den Taschen der Nichttrinker, damit die Volksvergiftung durch Alkohol nur 
ja entsprechende Förderung erfahre. 
— Eine Prachtleistling. Die deutschen Gastwirte haben bei dem Be- 
grüssungskommers in der Brauerei Eriedrichshain auf dem jüngsten „Gast 
wirtetag“ in Berlin nicht weniger als 74 Tonnen Bayrisch Bier (ca. 19 00G 
Glas) und 4000 „kühle Blonden“ (Weissbier) getrunken. Der Wein und 
Branntwein soll nebenbei in Strömen geflossen sein. Es waren etwa 2000' 
Personen anwesend, also kommen auf jede Person allein IIV2 Glas Bier. 
Eine Blume im „Korset“. Ein Pariser Journal, das in letzter Zeit viel 
über die Unsitte des festen Schnürens gesprochen hat, erzählt in Bezug hier 
auf in seiner neuesten Nummer eine reizende Anekdote von dem grossen 
französischen Naturforscher Cuvier, der von Karl X. zum Baron und Mitgliede. 
des Oberhauses gemacht worden war. Cuvier besass unter den Damen des 
Hofes sehr viele Freundinnen und die schönsten Mädchen von hoher Abkunft 
bestrebten ihn häufig in seiner 'Wohnung im Jardin des Plantes. Zu diesen 
holden Besucherinnen zählte auch die bildhübsche Prinzessin de Penthievre, die- 
regelmässig erschien, um ihre botanischen Studien zu vervollkommnen. Cuvier 
war ein. aufrichtiger Bewunderer dieser jungen, halberblühten Schönheit, doch 
konnte er nicht umhin, die Blässe des schmalen Gesichts und die tiefen dunklen 
Ringe unter den melancholisch dreinschauenden Augen zu bemerken. Er wusste- 
auch bald die Ursache dieser krankhaften Symptome, doch wagte er nicht, mit 
dem jungen Mädchen darüber zu sprechen. Trotzdem sann er viel darüber 
nach, wie er dem blassen Kinde zu frischen roten Wangen veihelfen könne,, 
ohne dessen Zartgefühl zu verletzen. Eines Tages zeigte er der Prinzessin 
eine eben entfaltete, prachtvolle exotische Blüte, deren grosse, rosarote Blätter 
durch ihre wunderbare Frische und Schönheit unter allen anderen Pflanzen 
auffielen. Die junge Dame äusserte laut y ihr Entzücken, doch im nächsten 
Augenblicke flog ein trüber Gedanke durch ihr zierliches Köpfchen. „Wie 
herrlich!“ rief sie im ersten Enthusiasmus und fügte dann wehmütig hinzu: 
„Ach, welch ein Jammer, wenn man bedenkt, dass so viel Schönheit so bald 
vergehen muss.“ Lachend entgegnete Cuvier: „0 nicht doch, diese prächtiger 
Blume ist ebenso schön wie zäh und lebenskräftig; wenn ihr nicht etwas ganz:
	        
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