Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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in den meisten Fällen nicht vertragen, er wirkt dann vielmehr reizend! 
und den Schmerz erhöhend. Die feuchtkalten Umschläge werden so 
oft gewechselt:, als sie heiss zu werden an fangen. 
Heilberiehte. 
Karbolvergiftung. 
Die Amputation des linken Zeigefingers verhütet. 
Mitgeteilt von A. Reiner t-Kiel. 
Der 18 jährige junge Mann namens S. in Kiel hatte sich im März dieses 
Jahres eine leichte Verwundung am Zeigefinger der linken Hand zugezogen. 
Er begab sich nach einer Sanitätswache und liess sich den Finger verbinden. 
Danach wurden die letzten beiden Fingerglieder (Phalance tertia und Sekunda) 
allmählich schwarz und gefühllos, worauf sich Patient nach einigen Tagen an 
«einen Kassenarzt wandte; dieser schickte ihn nach der Klinik infolge der 
Schwierigkeit des Krankheitsfalles, um das Urteil eines Chirurgen zu hören. 
Es hatte sich nämlich lierausgestellt, dass dieser missliche Zustand die Folge 
einer 10 prozentigen Karbollösung, welche man bei der ersten Verbindung des 
verwundeten Fingers benutzt hatte, war. Nachdem der erkrankte Körperteil 
mit warmen Handbädern, welche täglich dreimal eine Stunde lang verordnet 
worden waren, eine ungefähr zehntägige Behandlung erhalten hatte (auch in 
den Kliniken fängt man an Naturheilmethode zu treiben, aber mit welchem 
Erfolg), empfing der junge Mann den Bescheid, dass der Finger entweder ab 
faulen werde, oder amputiert werden müsse, worauf der Patient in grösster 
Aufregung zu mir kam. Der erkrankte Finger, welcher durch eine in seinem 
ganzen mittleren Teile bestehende Eiterung einen recht unangenehmen Geruch 
verbreitete, machte zwar keinen angenehmen Eindruck, aber ich konnte doch 
«einem Träger mit ziemlicher Bestimmtheit sagen, dass er denselben durch eine 
naturgemässe Behandlung erhalten könne, da der mittlere Fingerknochen durch 
die Eiterung des um denselben liegenden Fleisches bisher nur unbedeutend ge 
litten haben konnte. Das Bild des Fingers war etwa folgendes: Die letzten 
beiden Glieder dünn, Haut schwarz, unter derselben Eiterung — beim Drücken 
gänzlich gefühllos; erstes Fingerglied (Phalance prima) ungewöhnlich dick — 
etwas. Gefühl, Beweglichkeit des ganzen Fingers sehr gering. 
Verordnung: Täglich dreimal Handbad 28—26° R. 15—20 Minuten, 
nach dem Bade Entfernung des Eiters mit einem sauberen Leinenläppchen, 
tags und nachts 18 gradige örtliche Umschläge, welche tagsüber V 2 stündlich 
■erneuert wurden; wöchentlich zweimal Schwitzpackung mit Halbbad 27° R. und 
viermal Halbbad mit Ganzmassage. Letztere Behandlung wurde drei Wochen 
lang durch geführt, In der 4. und 5. Woche gelangte diese Behandlung zufolge 
wesentlicher Besserung, nur zur Hälfte in Anwendung, in der 6. nur die örtliche. 
Nach 14 tägiger Kur sagte der Kassenarzt, der nicht wusste, dass sich 
Patient der Naturheilmethode zugewandt hatte, der Finger bleibe nun erhalten. 
Nach 6 wöchentlicher Kur war der linke Zeigefinger soweit wieder hergestellt, 
dass der junge Mann seinem Berufe als Mechaniker wieder nachgehen konnte. 
Der Substanzyerlust war innerhalb der 6 Wochen vollständig durch Neubildung 
ergänzt worden, auch die Bewegungsfähigkeit und das Gefühlsvermögen waren 
nahezu normal. 
Auch aus diesem Falle ist eine Lehre zu ziehen, nämlich die, bevor man 
einen Körperteil dem Messer des Chirurgen überlässt, man sich zuvor a:i die 
Naturheilmethode um Hilfe wenden sollte; ferner dass manches Glied, manches 
Organ durch eine rechtzeitig eingeleitete naturgemässe Behandlung erhalten 
«werden kann. Walirlich, es würden nicht so viel Krüppel mit verstümmelten
	        
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