Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

239 — 
Wie macht man die Ganzpackung? 
Breite auf einem Bette, das von beiden Seiten gut zugänglich ist, eine 
grosse Wolldecke so aus, dass sie oben bis über die Mitte des Kopfkissens 
und unten etwa einen halben Meter bis über die Füsse reicht. Auf die 
Wolldecke kommt ein feuchtes, gut ausgewundenes Leintuch (Bettlaken),, 
das oben handbreit tiefer als die Wolldecke liegt und dem Kranken bis an 
die Knöchel reicht. Quer über das Leintuch lege ein feuchtes, stark ausge- 
wundenes Handtuch (Fig. 1). • 
Der Kranke entkleidet sich im Bette, benetzt Stirn und Brust und 
wird nun auf die Packung gelegt. Hier hebt er die Arme ein wenig, so 
dass man ihm das Handtuch (3) über Brust und Leib schlagen kann, und 
wird darauf so in das feuchte Leintuch (2) eingehüllt, dass nur Kopf und 
Püsse frei bleiben. Die Arme müssen dabei etwas gewinkelt werden, sonst 
ist das Atmen beengt. Das Leintuch ist überall (am Halse, an den Armen 
und Beinen) gut einzustopfen. Jetzt zieht man die Wolldecke (1) fest um, 
stopft sie an beiden Seiten unter und schlägt sie an den Füssen nach unten 
um. Am Halse darf keine Luft zutreten. Der Pfleger steht (Fig. 2) rechts 
vom Patienten, fasst mit der linken Hand den oberen Rand der Wolldecke (1), 
legt ihn fest um den Hals des Kranken und stopft ihn unter fortwährendem 
Anziehen fest unter die rechte Schulter. Ebenso wird mit dem anderen 
Ende verfahren; es kommt unter die linke Schulter des Liegenden. Auf 
diese Packung kommt eine zweite Wolldecke oder — falls der Patient 
schwitzen soll — ein Deckbett, das an den Seiten gut unterzustopfen ist, 
und zwischen Füsse und das Fussende der Bettstelle ein Kopfkissen. Um 
den Kopf winde (turbanähnlich) ein feuchtes, gut ausgewundenes Handtuch 
und öffne dann ein Fenster (im Winter wenigstens teilweise). 
Was geht nun in der Packung beim Fiebernden vor? 
Einsichtige Aerzte aller Zeiten halten das Fieber für ein Heilbestreben 
des Körpers. Wie das Thermometer den Grad der Wärme und Kälte aii- 
giebt, so ist das Fieber ein Massstab für den Grad der Aufregung, in der sich 
der Körper bei seinem Kampfe gegen das Krankheitsgift befindet, für den 
Aufwand an Kraft, den er nötig hat, um die in Unordnung geratene Ma 
schine wieder in geregelten Gang zu setzen. So lange ein Kranker fiebert, 
ist selbst in schwersten Fällen Heilung nicht ausgeschlossen; dagegen ist 
plötzliches Auf hören des Fiebers gewöhnlich mit völligem Verfall der Kräfte 
(Collaps) verbunden. Nur wenn das Fieber auf mehr als 42° C. steigt, wird 
es direkt lebenbedrohend, und bei längerer Dauer zehrt es die Kräfte des 
Kranken rasch auf. Das Fieber darf also weder durch sogenannte „Fieber 
mittel (wie Antipyrin, Chinin u. a.), noch durch zu kalte (drastische) Bäder 
oder zu häufige und zu nasse Packungen unterdrückt werden; denn so
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.