Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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Dass die Mitgliederzahl inzwischen wesentlich höher ist, als in dem 
Artikel angegeben war, noch immer steigt und hoffentlich bald die 
90 000 erreicht hat, sei nur nebenbei bemerkt, es ist dies immerhin 
ein enormer Erfolg. Noch vor 7 Jahren hatten wir nur 142 Vereine, 
jetzt über 630; damals nur 19 000 Mitglieder, jetzt über 80 000. 
Dieses rapide Anwachsen in der letzten Zeit haben wir wesent 
lich der Gruppen Organisation seit 1896 zu danken, obgleich man noch 
auf keiner früheren Bundesversammlung so recht an die grundsätzliche 
Durchführung dieser Organisation heranwollte, erst jetzt ist dieselbe 
allgemein und definitiv beschlossen und wird in nächster Zeit mehr 
und mehr ausgebaut werden. 
Mit diesem notwendigen weiteren Ausbau der neuen Organisation 
geht jedoch noch viel Zeit und Kraft verloren, ehe wir von der so 
genannten „Kleinarbeit“ zu den grossen „neuen Gesichtspunkten“ über 
gehen können. So sehr wir diese Fragen allgemeiner Natur in ihrer 
hohen Bedeutung anerkennen, wie die Frage der Volksernährung, 
die Impffrage, — welche übrigens schon seit Jahren in vielen 
unserer Vereine kräftig ventiliert wird — so die Alkoholfrage, die 
Frage der sittlichen Degeneration, die Erziehungsfrage, die 
Wohnungsfrage, die Fragen der kommunalen, gewerblichen 
und Schulhygiene etc. etc., so werden uns dennoch die Fragen der 
Agitation zur weiteren allseitigen Ausbreitung unserer Heilslehre 
durch Werbe vor träge, Neugründung von Vereinen in allen Städten 
und grösseren Orten zunächst des Reiches, dann der Nachbarländer 
und schliesslich selbst überseeischer Länder noch lange in erster Linie 
beschäftigen, dieser Agitation, welche einer unserer ersten Kapazitäten 
mit vollem Recht gelegentlich „nicht nur das Wichtigste, sondern auch 
das Schwierigste“ in unserer ganzen Bewegung nannte. Dieser so 
wichtigen und schwierigen Agitation muss aber die wohldurchdachte 
Organisation auf dem Fusse folgen, denn selbst mit der Neugründung 
von Vereinen ist es durchaus nicht abgethan. Nun folgt erst die 
mühsame Kleinarbeit der Vereinsvorstände, die Festigung des neuen, 
oft kaum lebensfähigen Organismus und die Beschaffung der nötigen 
Mittel. Dann heisst es ein Programm entwerfen, Redner gewinnen, 
Themen auswählen, Vortrags- und Diskussionsabende arrangieren, um 
die neue Heilslehre in immer weitere Kreise zu tragen und durch 
Gewinnung von neuen Mitgliedern den Verein recht lebensfähig er 
starken zu lassen. Ferner gilt es Unterrichtskurse einzurichten, damit 
die neuen und noch unerfahrenen Mitglieder die Anwendungsformen 
gebrauchen lernen, dann Artikel sowie Berichte schreiben und dieselben 
in die Tagesblätter lancieren und viele andere laufenden Arbeiten und 
Eingänge zu erledigen etc. etc. 
Eine fernere nicht zu unterschätzende Sorge der Vereine ist es 
nun weiter, für die nötigen und geeigneten Naturärzte zu sorgen, 
denn was nützt den Leuten der bestverwaltete Verein und der 
schönste Vortrag, wenn sie im Notfälle keinen Naturarzt oder Natur- 
Heilkundigen zur Verfügung haben. Noch sind wir nicht so weit, 
dass jedes Vereinsmitglied auch gleich sein eigner Arzt sein könnte. 
Wohl geht unser Streben dahin, dass jeder bei einfachen Erkrankungen 
sein eigner Arzt, in schwereren Fällen nur sein erster Ratgeber sei, 
viel weiter werden wir es aber in absehbarer Zeit schwerlich bringen. 
Bedenkt man nun, dass diese ganze agitatorische und organisatorische
	        
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