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und hat auch als ärztlicher Leiter insofern der Naturheilbewegung gedient,
als er derselben zahlreiche tüchtige Laienpraktiker zuführte.
— Gräfenberg. Die Wiege der Wasser- und Naturheilkunde wird am
hundertsten Geburtstage von Vinzenz Priessnitz (1899) ein sehr verändertes
Bild zeigen. Am südlichen Abhange der grossen Koppe in der Nähe des
Mausoleums ist ein Priessnitz-Jubiläumspark angelegt worden, woselbst der
Enkel ein Denkmal mit der Porträtbüste nach Professor Bissens Original
.aufstellen lassen will. Das eigentliche Priessnitz-Monument, zu dem bereits
über 4000 Gulden gesammelt sind, soll unten in Ereiwaldau seinen Platz
finden. Von der Kurpromenade wird eine breite Linden-Allee, die zum
.grossen Teile fertig ist, um den ganzen Koppenkegel herumgeführt werden.
Das Koppenhäuschen ist nun auch mit einer Wasserleitung versehen, ebenso
das böhmische Priessnitz-Monument an der prachtvollen, neu eingerichteten
Schindler sehen Wandelbahn. Zu Ehren der Erau Priessnitz wurde am
Koppenwege die „Sophien-Quelle u gegründet. Das Priessnitz-Monument der
Polen hat einen anderen Standort erhalten und ist mit grotesken Eelsen-
Iinitationen in Halbkreisform umgeben worden. Das vom verstorbenen
Grossherzog von Mecklenburg erbaute „Mecklenburgerhaus“ ist bedeutend
vergrössert und verschönert worden. Der Sanitätsverein vom „Weissen
Kreuze“ hat es für leidende Offiziere übernommen. Ein Hauptfortschritt
für die Sache selbst aber ist die Anstellung des Badearztes Dr. med. Emil Hauck
über die Schindlerhäuser. Nun hat Dr. Schindler wieder einen Nachfolger
ganz nach seinem Herzen. Dr. Hauck ist ein Verwandter von Priessnitz
und schon als Gymnasiast und Student von Dr. Schindler besonders ge
fördert worden. Er steht treu zum arzneilosen Prinzip und zu unserer Be
wegung. Seine Thätigkeit am Grazer Krankenhause und seine Spezialstudien
bei Winternitz, Nothnagel u. s. w., sowie seine grosse Liebenswürdigkeit,
Bescheidenheit und Buhe geben die Gewähr, dass er die grosse Sache an
so hervorragender Stätte nach Kräften heben wird.
— Neue Gesichtspunkte. Der Artikel, welcher an der Spitze der Juni-Nummer
erschien, hat allem Anscheine nach eine Fülle neuer Anregungen gegeben; denn es
gingen uns zahlreiche Zuschriften für und wider zu. Wir werden deshalb in der
nächsten Nummer nochmals das Thema zur Diskussion stellen, indem wir einen hoch
interessanten Beitrag aus der Feder des Herrn C. Winter-Dresden, Vorsitzenden
des Fünferausschusses zum Abdruck bringen. (D. Red.)
—^ Büehersehau. ffc—
— Zeitschrift für diätetische und physikalische Therapie. Redigiert von Prof.
E. y. Leyden und Prof. A. Goldscheider. Verlag von Georg Thieme, Leipzig.
— Das erste Heft dieser Zeitschrift ist soeben erschienen und bedeutet seiner ganzen
Anlage und seinem Inhalte nach einen Triumph für die Naturheilkunde, eine Bankerott
erklärung der Schulmedizin. In jedem Artikel und von allen Autoren wird direkt
und indirekt das Geständnis gemacht, dass mit Arzneimitteln nichts erreicht werden
könne, dass dagegen die physikalisch diätetischen Methoden „von hohem Wert“ seien.
Und dieses Geständnis wird von Männern gemacht, die in der wissenschaftlichen Welt
als allererste Autoritäten gelten. Wir nennen als Mitarbeiter nur die Professoren
ßrieger, Ewald, Frankel, Fürbringer, Gerhardt, Heubner, Jolly,
Klemperer, Liebreich, Rubner und Senator in Berlin, Curschmann und Hoff-
mann in Leipzig, v. Mering-Halle, Mosler-Greifswald, v. Noorden-Frankfurt a. M.,
Nothnagel und Winternitz-Wien, v. Ziemssen-München u. v. a. m. In der
Vorrede erklären die Herren Redakteure, dass die Anwendung dieser wichtigen Heil
methoden bis heute fast ausnahmslos aus den Händen von Nichtärzten und Halbärzten
überliefert wurde. Bisher galten diese Laien als Schwindler und Charlatane, ihre Anhänger
als urteilslose und irregeführte Menge und nun plötzlich fühlen die Koryphäen der Staats
medizin sich berufen, diese ihnen bisher unbekannte Methode aus den Händen der Laien
zu nehmen, und in die nebligen Höhen der Wissenschaft zu erheben. Ob’s ihr da gut gehen
wird, der Volksheilmethode, das wird die Zukunft lehren. Jedenfalls halten wir
W T acht! Aber wir freuen uns dieses Erfolges und wünschen dem Blatte die weiteste
Verbreitung in Aerztekreisen. Hoffentlich wird diese Zeitschrift nicht nur die medi-